Fußball-Mittelrheinliga FC Hennef: Vom Fast-Absteiger zum Aufstiegskandidaten

Hennef · Der FC Hennef legt in der Fußball-Mittelrheinliga einen erstaunlichen Höhenflug hin. Mit Sascha Glatzel und Dirk Hager kam der Aufschwung. Mit der Regionalliga will sich der Trainer noch nicht beschäftigen.

 Steile Entwicklung: Dennis Eck (Mitte), der die Torschützenliste mit neun Treffern anführt, und der FC Hennef klopfen ans Tor zur Regionalliga.

Steile Entwicklung: Dennis Eck (Mitte), der die Torschützenliste mit neun Treffern anführt, und der FC Hennef klopfen ans Tor zur Regionalliga.

Foto: Wolfgang Henry

Als die Mittelrheinliga-Fußballer des FC Hennef in der Winterpause der vergangenen Spielzeit mit elf Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz abgeschlagen am Tabellenende standen, hätten nicht einmal die optimistischsten Anhänger einen Cent auf den Verbleib in der Liga verwettet. Wer allerdings immer noch fest an den Klassenerhalt glaubte, war der Vorstand mit dem Vorsitzenden Martin Gerards an der Spitze und die gerade verpflichtete neue sportliche Leitung mit Trainer Sascha Glatzel und Dirk Hager. Das schier Unmögliche wurde tatsächlich in letzter Sekunde – sprich am letzten Spieltag – Realität. Der FC schaffte den Klassenerhalt.

Fünf Monate später führen die die Hennefer, die mit dem verständlichen Ziel, möglichst früh die Klasse zu sichern, in die laufende Saison gestartet sind, die Liga mit acht Punkten Vorsprung an. So recht erklären kann sich auch Gerards die für einen Außenstehenden schon schwer nachzuvollziehende rasante Entwicklung vom Abstiegs- zum Aufstiegskandidaten nicht. „Es ist einiges passiert. Es hat innerhalb des Vereins und auch im Umfeld strukturelle Veränderungen gegeben, die dafür gesorgt haben, dass das Vereinsleben wieder intensiver geworden ist. Den größten Anteil am Aufschwung haben aber zweifellos unser Trainer Sascha Glatzel und der sportliche Leiter Dirk Hager. Es ist unglaublich, wie gut und akribisch die beiden zusammenarbeiten. Dass wir sie für uns gewinnen konnten, war ein absoluter Glücksfall. Sie haben auch die Mannschaft zusammengestellt und geformt. Dass die dann so erfolgreich ist, haben wir nicht vorhersehen können.“

Für Glatzel ist der überaus positive Verlauf das Produkt harter Arbeit: „Als ich hier im vergangenen Dezember angefangen habe, haben wir für die Landesliga geplant, mit dem Ziel, im nächsten Jahr wieder aufzusteigen. Kurz vor Saisonende haben wir gesagt: Bloß nicht Tabellenletzter werden. Als wir dann tatsächlich noch den Klassenerhalt geschafft haben, wollten wir in dieser Saison erst einmal mit dem jüngsten Kader in der Mittelrheinliga Fuß fassen“, berichtet Glatzel. Die Mannschaft sei inzwischen auf einem hohen Fitnessstand und habe sich toll entwickelt, ergänzt der Trainer. „Sie sind richtig heiß auf die Spiele und auch mental so weit gefestigt, dass sie sich von Gegentoren nicht aus der Ruhe bringen lassen.“

Gerards freut es besonders „dass sechs junge Leute aus unserem eigenen Nachwuchs den Sprung in den Kader der ersten Mannschaft geschafft haben. Wenn man die Neuzugänge Brandon Chin und Florian Diehl vom FV Bad Honnef dazurechnet, die als Jugendliche hier im Verein gespielt haben, sind es sogar acht aus den eigenen Reihen“. Ob der Vorstand einem erneuten Aufstieg in die Regionalliga, mit dem die Hennefer vor zwei Jahren sowohl sportlich als auch finanziell keine guten Erfahrungen machten, zustimmen würde, lässt Gerards offen: „Wir werden dem wahrscheinlich keinen Riegel vorschieben. Wir werden uns aber ganz sicher auch nicht finanziell zu weit aus dem Fenster lehnen. Wir müssten mit dem gleichen Etat auskommen, der uns zurzeit zur Verfügung steht. Es sei denn, ein Sponsor fällt vom Himmel.“

Glatzel will sich zum jetzigen Zeitpunkt mit diesem Thema noch nicht beschäftigen „Darüber mache ich mir frühestens im April oder Mai Gedanken – wenn wir dann überhaupt noch im Rennen sind.“

Ein Grund für den Höhenflug ist sicher auch, dass es keinerlei Verletzungen gibt und seit Wochen die gleiche Startelf auf dem Platz steht. Das ist für den Trainer einerseits eine komfortable Situation, sorgt aber bei den Reservisten, zu denen auch Stammspieler der vergangenen Saison gehören, auch für Unruhe. „Es wäre nicht gut, wenn es anders wäre“, so Glatzel. „Jeder der 23 Spieler sollte den Ehrgeiz haben, sich einen Platz in der Startelf zu erkämpfen. Im Moment ist es halt schwer, jemanden aus der eingespielten und vor allem erfolgreichen ersten Elf zu verdrängen.“ Gemeinsam hoffen der Trainer und der Vorsitzende, dass vor allem die jungen Spieler über die Winterpause hinaus Ruhe bewahren und auf ihre Chance warten.

Die Momentaufnahme macht deutlich, dass man in Hennef auf einem guten Weg ist und die Zahnräder offensichtlich bestens ineinander greifen. Ob dieser Weg am Ende auch wirklich zum Ziel – sprich Meistertitel – führt, steht auf einem anderen Blatt.

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