Spätes Tor durch Boateng "Prince" schockt Ex-Club: Eintracht siegt bei Hertha 2:1

Berlin · 42 Spiele hatte der junge Kevin-Prince Boateng für die Hertha gemacht. Nun schockt der 30-Jährige als Eintracht-Profi seinen Ex-Club. Frankfurt ist jetzt schon Achter. Trotzdem sieht der einstige Berliner seine eigene Leistung als "Vollkatastrophe".

 Eintrachts Kevin-Prince Boateng (M) feiert seinen Treffer zum 2:1 gegen Hertha mit seinen Spielerkollegen.

Eintrachts Kevin-Prince Boateng (M) feiert seinen Treffer zum 2:1 gegen Hertha mit seinen Spielerkollegen.

Foto: Annegret Hilse

Jubeln wollte Kevin-Prince Boateng nicht über sein spätes Siegtor. Denn als Neunjähriger war der gebürtige Berliner einst zu Hertha BSC gekommen und schaffte es dort bis in die Fußball-Bundesliga.

"Er hat das Maximale herausgeholt aus seiner Karriere", bemerkte Pal Dardai, der als Spieler noch mit dem Youngster Boateng auf dem Platz gestanden hatte. "Aber das Tor war ein Tick Glück. Wir haben ihn gut ausgeschaltet", ergänzte der heutige Trainer der Berliner zu Boatengs Siegtreffer am Sonntag im Olympiastadion.

Davie Selke (15. Minute) hatte am 14. Spieltag vor 38 781 Zuschauern eine stark beginnende, aber dann auch schnell nachlassende Hertha in Führung gebracht. "Die Niederlage tut sehr weh, weil es ärgerlich ist nach so einer guten Anfangsphase", sagte der Torschütze. "Es ist mir ein Rätsel, wie wir das Ding verlieren konnten."

Marius Wolf (26.) glich noch vor der Pause für die sich steigernden Gäste aus - und dann kam Boateng und traf (80.). Der 30 Jahre alte Frankfurter, der von Berlin zu Tottenham Hotspur, dann weiter zu Borussia Dortmund, dem FC Portsmouth, dem AC Mailand, Schalke 04 und UD Las Palmas gezogen war, überraschte in den Katakomben seines einstigen Heimstadions mit einer eigenen Einschätzung seines Auftritts. "Mein Spiel war eine Vollkatastrophe", sagte Boateng. "Ich bin ja ein Mensch der ehrlichen Worte. Es war eines der schlimmsten Spiele meiner Karriere. Zum Glück funktioniert der linke Fuß noch." Mit dem zirkelte er den Ball zum 2:1 ins Netz.

Sein Trainer Niko Kovac, ebenfalls ein Ex-Herthaner, wollte die "Vollkatastrophe" allerdings nicht bestätigen. "Das habe ich nicht gesehen", sagte der Eintracht-Chefcoach und ergänzte: "Es spricht für seine Selbstkritik. Aber allein, dass Kevin auf dem Platz ist und die Mannschaft stützt, zeigt, wie wichtig er ist." Auch für Dardai ist Boateng "fußballerisch und vom Charakter her eine Größe". Und sein drittes Bundesligator für die Eintracht habe er "unserem Pech" und seiner "guten Schusstechnik" zu verdanken.

Mit dem 2:1 (1:1) und nun 22 Punkten kletterte Eintracht in der Tabelle schon auf Rang acht vor. "Wenn er gesagt hat, er kann es noch besser, freut es mich", sagte Trainer Kovac. Zumal die Frankfurter am Samstag Tabellenführer FC Bayern erwarten. Sein Team kann sich dann 20 schwache Startminuten wie in Berlin wohl nicht erlauben.

"Das ist ja so unser Zeichen, dass wir immer verpennen und dann wiederkommen", sagte Boateng. Dennoch klopft die Eintracht nun an das obere Tabellendrittel an. Auf die Tabelle aber schaue er nicht, sagte der Siegtorschütze: "Ich will, dass wir höchstmögliche Leistungen bringen und alles rausholen. Dann werden wir am Ende sehen, wo wir stehen."

Berlin steht nach der schon dritten Heimniederlage der Saison mit 17 Punkten auf Platz elf. "Jetzt müssen wir gegen Augsburg und Hannover punkten", sagte Dardai. Das Ziel seien 21 Zähler vor Weihnachten. "Ich glaube, das ist machbar." Über die verlorenen Punkte gegen Frankfurt aber wird sich der Ungar noch eine Weile ärgern. "Die Frage ist, warum haben wir nach 20 Minuten aufgehört zu spielen und uns zurückgezogen. Das war nicht abgesprochen."

Kovac verabschiedete sich entspannt aus seiner alten Heimat. "Das Leben schreibt die schönsten Geschichten", sagte er zu Boatengs Hauptrolle: "Kevin hat es gut gemacht. Das freut mich für ihn und für die Eintracht."

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