Kommentar zu Franck Ribéry Schweigen ist Gold

Meinung | MÜNCHEN · Franck Ribéry hat mit obszönen Worten über seine offiziellen Social-Media-Kanäle seine Kritiker beleidigt. Unser Autor meint: Ribéry ist auf dem besten Weg, sein eigenes Denkmal in München zu demontieren.

Wahrscheinlich war Franck Ribéry gerade beim gepflegten Essen, bei Goldfasan, Goldammer oder Goldbarsch, als sein Boss Karl-Heinz Rummenigge im Oktober die moralische Keule schwang und damit diejenigen Berichterstatter niedermähen wollte, die es in seinen Augen an Anstand und Respekt dem FC Bayern gegenüber hatten vermissen lassen. Sogar Artikel 1 des Grundgesetzes musste herhalten, um diesem Verfall der Sitten, den der Münchner Tugendwächter bei den Medien sah, plakativ entgegenzutreten. Die Würde des Menschen sei unantastbar, hatte Rummenigge mit bewegter Stimme betont.

Die Würde des FC Bayern aber ist antastbar. Dafür liefert der Branchenführer beständig genügend Beweismaterial. Uli Hoeneß auf gleicher Pressekonferenz, als er flugs alle gerade noch wohl formulierten Menschenrechtserklärungen unter die Stollenschuhe nahm und dem früheren Spieler Juan Bernat zornig bescheinigte, einen „Scheißdreck“ gespielt zu haben. Die Bayern-Ikone Franz Beckenbauer, die auf den Vorwurf menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen in Katar salopp geantwortet hatte, dort „keinen einzigen Sklaven“ gesehen zu haben. Die ständigen Winter-Trainingslager des Rekordmeisters in dem Emirat, in dem die Werte des Grundgesetzes, das die Bayern zuweilen zitieren, tatsächlich nur sehr eingeschränkt gelten.

Geld schlägt Moral – selbst beim Essen. Ribérys Zurschaustellung seines luxuriösen Lebensstils, als er ein mit Blattgold ummanteltes 1200-Euro-Steak verspeiste und die Fotos öffentlich postete, mag man noch als Privatangelegenheit kopfschüttelnd hinnehmen. Dass er Kritiker anschließend auf unerträglich obszöne Weise in den sozialen Netzwerken beleidigte, nicht. Schweigen wäre Gold gewesen.

Die Würde des Menschen hat Ribéry bei seinem vulgären Rundumschlag nicht die Bohne interessiert. Legen die Bayern die hohen Werte-Maßstäbe, die sie propagieren, endlich auch in eigener Sache an, müssten sie konsequenter gegen den Wiederholungstäter vorgehen und ihn – zumindest vorerst – aus dem Verkehr ziehen. Sie beließen es bei einer Geldstrafe. Die dürfte den Multi-Millionär kaum schmerzen.

Ribéry ist auf dem besten Weg, sein eigenes Denkmal in München zu demontieren: Der Mann, der eine goldene Generation des FC Bayern prägte, hat sich mit der Aktion zum Gold-Esel der Liga gemacht. Auf welchem Teil in dem Fall die Betonung liegt, dürfte klar sein.

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