Fußball-Bundesliga Bayer Leverkusen will nicht länger um Gegentore betteln

Leverkusen · Bayer-04-Trainer Herrlich arbeitet noch daran, eine funktionierende Mannschaft aufzubauen. Die beiden Derbys gegen Gladbach und Köln sind wegweisend.

 Zeigten zuletzt aufsteigende Tendenz: Die Bayer-Offensivspieler Kevin Volland (links) und Lucas Alario.

Zeigten zuletzt aufsteigende Tendenz: Die Bayer-Offensivspieler Kevin Volland (links) und Lucas Alario.

Foto: picture alliance / Marius Becker

Die Offensive läuft bei Bayer 04 Leverkusen zu besserer Form auf, aber dafür öffnen sich regelmäßig in der Abwehr große Lücken. Deswegen tritt die Werkself nach dem 2:2 gegen Wolfsburg auf der Stelle, der Abstand zu den Europacup-Plätzen wächst. Noch ist nach einem Viertel der Saison nichts verloren, doch in den Derbys bei Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr) und zu Hause gegen den 1. FC Köln darf sich Leverkusen keine Niederlage mehr leisten, wenn der Anschluss nach oben nicht verpasst werden soll. Trainer Heiko Herrlich arbeitete in dieser Woche mit seinen Spieler sehr intensiv an der Fehleranalyse.

Herrlich war nicht allein mit seinem Ärger über die verschenkten Punkte. Nach dem 2:2 gegen Hoffenheim am zweiten Spieltag war das Remis gegen „die Wölfe“ viel zu wenig für den getriebenen Aufwand. Ganz besonders regte sich Bernd Leno auf, der von „jugendlicher Naivität“ sprach. „Wir betteln förmlich um Gegentore“, sagte der Torwart, der genau weiß, dass eine so deutliche Kritik nicht bei allen Mitspielern auf Verständnis stößt. Nur ist das Problem weder zu verharmlosen und erst gar nicht zu verheimlichen. Paradox wirkt es dabei, dass das Spiel nach vorn viel ansehnlicher geworden ist. Doch das Manko, dass trotz der beachtlichen Menge von herausgespielten Torchancen so wenige Treffer fallen, besteht unverändert.

„Wir müssen die Unkonzentriertheiten schnellstens abstellen. Wir selbst betreiben einen Mordsaufwand, um zu Chancen zu kommen“, gab Kevin Volland zu Protokoll. Er selbst spielt wesentlich besser als noch in den ersten Saisonbegegnungen, nachdem er mit dem Argentinier Lucas Alario einen Nebenmann bekommen hat, der sich sehr clever bewegt und gegen Wolfsburg in seinem zweiten Heimspiel sein zweites Tor erzielte.

Zum variabler gewordenen Offensivspiel trägt entscheidend auch Leon Bailey bei. Der 20 Jahre alte Jamaikaner, der im Winter vom belgischen Club KRC Genk geholt wurde, trumpft in Klassemanier auf. Und auch Julian Brandt scheint sich wieder seinem Potenzial zu nähern, aus dem der FC Bayern offenbar ein ungebrochenes Interesse an seiner Verpflichtung zieht.

Mit Alario und Bailey bleibt aber kein Platz mehr für Karim Bellarabi und Admir Mehmedi in der Startelf, die beide am Sonntag sogar 90 Minuten lang von der Bank aus zuschauen mussten. Die Gefahr: In ihrem Reservistenstatus liegt selbstredend ein gewisses Unruhepotenzial.

Besser und vor allem öfter treffen müssten die Leverkusener, um das Niemandsland der Tabelle zu verlassen. Der nächste Gegner Mönchengladbach, der in der vorigen Saison so enttäuschend abschnitt wie Bayer 04, hat sich vom 1:6 in Dortmund erholt und ist mit den Siegen gegen Hannover und in Bremen auf Platz fünf vorgestoßen.

Die Borussia hat ihre Stärken in der Offensivabteilung mit Rafael, Thorgan Hazard und Lars Stindl. Den Laden gegen Gladbach hinten dicht zu bekommen, dürfte eine komplizierte Aufgabe für Herrlich werden. Volland fügte nach seiner Kritik an der geringen Effektivität des Bayer-Sturms einen vielsagenden Satz an: „Aber gegen uns ist es ganz einfach.“ Gemeint war: Das Toreschießen gegen Leverkusen ist alles andere als ein Kunststück.

Die zu geringe Torausbeute ist von Herrlich bereits seit dem ersten Spieltag mehrfach thematisiert worden, aber wie ein roter Faden zieht sich auch die Abwehrschwäche durch die Saison. In den Heimspielen gegen Hoffenheim und Wolfsburg sowie auch in Mainz führten krasse Defensivfehler zu Punktverlusten.

Es hapert bislang also noch vorn und hinten bei Bayer 04. Herrlich arbeitet deshalb mit seinem Personal beharrlich daran, eine insgesamt gut funktionierende Mannschaft aufzubauen.

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