Bayer Leverkusen Mehmedi, das Lauftier

LEVERKUSEN · Sportdirektor Rudi Völler, Manager Jonas Boldt und Trainer Roger Schmidt sind felsenfest davon überzeugt, den richtigen Wechsel vorgenommen zu haben.

Josip Drmic, der eine Nationalstürmer aus der Schweiz, geht. Drmic wandert nach nur einem Jahr bei Bayer Leverkusen zum Bundesligakonkurrenten Borussia Mönchengladbach weiter.

Admir Mehmedi, der andere Schweizer Angreifer, kommt vom SC Freiburg. Dass der 24-Jährige dort als "hängende Spitze" überzeugte und auch als Torschütze auffiel - zuletzt am 33. Spieltag gegen Bayern München: Das ist den meisten Fußballinteressierten bekannt. Im vorigen Jahr half er, die Schweiz ins Achtelfinale der Weltmeisterschaft zu führen, wo sie unglücklich mit 0:1 nach Verlängerung gegen Argentinien ausschied.

Aber wer ist dieser Admir Mehmedi eigentlich? Geboren wurde er in Jugoslawien, in jenem Teil, der heute als Mazedonien eigenständig ist. Als er zwei Jahre alt war, emigrierten seine Eltern in die Schweiz, zuerst ins Tessin nach Bellinzona, und von dort, als Admir neun Jahre alt war, nach Winterthur. Beim FC Winterthur und beim FC Zürich lernte er das Fußballspielen, mit 15 wurde er erstmals in eine Schweizer Auswahl berufen.

In allen Junioren-Altersklassen gehörte Mehmedi zu den Besten in der Eidgenossenschaft. Im A-Team hat er es zu 30 Einsätzen gebracht, die meisten unter der Regie von Ottmar Hitzfeld. "Er ist ein intelligenter Spieler, sehr beweglich und kann sehr torgefährlich sein", sagt Hitzfeld über den Neuzugang der Werkself. Der hat vor seiner Vertragsunterschrift auch Erkundigungen über Bayer 04 bei Drmic eingeholt. "Natürlich habe ich mich bei ihm informiert. Aber das Wort der Clubverantwortlichen war mir wichtiger", sagt Mehmedi. Als er mit Drmic sprach, wusste er noch nicht, dass dieser nach Gladbach wechseln würde.

Der Abstieg mit Freiburg hat ihn getroffen, weil er sich im Breisgau - nicht allzu weit entfernt von der Familie in Winterthur - wohl fühlte. "Aber ich konnte mir nicht vorstellen, in der zweiten Bundesliga zu spielen. Bayer hatte sich schon im vergangenen Sommer für mich interessiert. Damals entschied ich mich allerdings, noch ein Jahr beim SC zu bleiben. Jetzt hat alles gepasst", erklärt Mehmedi. Er habe sehr gute Gespräche mit den Bayer-Verantwortlichen geführt, betont er. Wenn Mehmedi das mit sanfter und tiefer Stimme erzählt, hört es sich an, als würde er über das Wetter plaudern. Er sagt von sich selbst, nichts könne ihn aus der Ruhe bringen. In einem Tonfall, als würde er beiläufig über seinen letzten Einkauf im Supermarkt reden, spricht er auch über seine Freiburger Zeit. Unter Trainer Christian Streich habe er erst richtig begriffen, wie Fußball zu spielen ist.

Im Sommer 2013 war Mehmedi von Dynamo Kiew gekommen und bewahrte die Breisgauer schließlich mit seinen Toren vor dem Abstieg. "Der Trainer verlangte unheimlich viel Laufarbeit. Und man musste genau wissen, wie man sich taktisch zu verhalten hat. Als Offensivspieler muss man auch enorm defensiv arbeiten. In der Schweizer Nationalmannschaft muss ein Stürmer nicht so viel Laufarbeit machen wie in Freiburg", sagt Mehmedi, das Lauftier. Damit ist erklärt, was auch Roger Schmidt offenbar an ihm sehr schätzt. Und was er sich wünscht: Mehmedi als passendes Teil im großen Puzzle des attraktiven und erfolgreichen Bayer-Angriffswirbels.

Bei Drmic war das anders, denn mehrfach erläuterte der Trainer, wie schwer es für Drmic wäre, sich in das Spielsystem zu integrieren. Gradliniger als Mehmedi, oft mit direktem Zug zum gegnerischen Tor agiert Drmic. Das mag auch der Grund sein, dass Bayers Entschluss, ihn gehen zu lassen, nicht in allen Internetforen der Fans gutgeheißen wird. Aber der bessere Blick für die Nebenleute und die wirklich optimalen Laufwege in einem taktischen Kollektiv sprechen für Mehmedi.

Eines haben die beiden allerdings gemeinsam: In Freiburg trat Mehmedi in die Fußstapfen von Max Kruse. Nun wird Drmic in Mönchengladbach der Nachfolger für den zum VfL Wolfsburg gewechselten Kruse.

Damit soll Bayer 04 sogar ein gutes Geschäft gemacht haben. Für Drmic bekommt der Verein zehn Millionen Euro Ablösesumme - drei Milllionen weniger wurden letztes Jahr bei seiner Verpflichtung an Nürnberg gezahlt. Mehmedi kostet acht Millionen.

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