Bayer Leverkusen Mängel in allen Bereichen bei Bayer

LEVERKUSEN · Bayer Leverkusen legt mit dem 1:3 gegen Wolfsburg einen klassischen Fehlstart hin. Bayer-Torhüter Ramazan Özcan patzt und kritisiert Einstellung der Werkself.

 Hier fangsicher, in einer anderen Szene im Pech: Bayer-Schlussmann Ramazan Özcan fabrizierte ein Eigentor.

Hier fangsicher, in einer anderen Szene im Pech: Bayer-Schlussmann Ramazan Özcan fabrizierte ein Eigentor.

Foto: AP

Es ist so eine Sache mit dem Druck im Profifußball. Zu wenig davon führt gerne dazu, dass die Luft zu schnell raus ist. Zu viel allerdings kann wie lähmendes Gift wirken, vorzugsweise bei hoch veranlagten, aber eben auch noch unerfahrenen Mannschaften. Bayer 04 Leverkusen ist aktuell mal wieder mit einem solchen Team gesegnet. Ein Talentschuppen, der am Samstag im ersten Heimspiel der neuen Bundesliga-Saison beim 1:3 (1:1) gegen den VfL Wolfsburg aber auch erneut an den maximalen Anforderungen und der Höhe der Erwartungen krachend scheiterte. Nach dem 0:2 in Mönchengladbach ist Bayers Fehlstart in seine 40. Bundesliga-Spielzeit perfekt.

Vor dem nächsten Auftritt nach der Länderspielpause am 15. September bei Meister Bayern München und der Aussicht auf den letzten Tabellenplatz nach drei Spieltagen dürfte auch bei den entspanntesten Seelen im Leverkusener Lager der Angstschweiß ausgebrochen sein. Zwei Niederlagen zum Start – das hat es in Bayers Bundesliga-Historie zuvor überhaupt erst dreimal gegeben, zuletzt vor 24 Jahren.

Ob der enttäuschende Auftritt gegen willensstarke und unangenehme Wolfsburger allein am Druck nach der Niederlage am ersten Spieltag und der unmissverständlichen Forderung der Clubspitze nach der Rückkehr in die Champions League lag, zweifelte Ramazan Özcan zunächst einmal an. Der Torwart der Werkself hatte auch Mängel in der Einstellung seiner Teamkollegen ausgemacht. „Es fehlt die Besessenheit, die Gier, die Galligkeit, jeden Zweikampf gewinnen zu wollen. Körpersprache und Zweikampfverhalten haben nicht gestimmt“, kritisierte der Österreicher. Dinge, die er sich selbst nicht vorwerfen musste. Dafür aber den Wendepunkt dieser Partie. Nachdem die Leverkusener durch einen wunderbaren 19-Meter-Schlenzer von Leon Bailey in Führung gehen konnten (24.) und damit eigentlich an ihrem ramponierten Selbstvertrauen polierten, reihte sich „Rambo“ in die Fehlerkette seiner Vorderleute ein. Kai Havertz hatte Yannick Gerhardt laufen lassen. Der Ex-Kölner konnte so ungehindert den Ball aus sieben Metern von der Torauslinie in Richtung Özcan dreschen, der sich die Kugel dann zum 1:1 ins eigene Netz (36.) boxte. „Ich will ihn über die Latte lenken und bekomme ihn an die Außenhand. Das war unglücklich, da sehe ich nicht gut aus.“

Der 34-Jährige übernahm sofort die Verantwortung: „Es können sich gerne alle hinter mir verstecken und mir die Schuld dafür geben, dass wir das Spiel verloren haben.“ An Özcan lag es aber sicher nicht, dass Bayer nach zwei weiteren Aussetzern und einem VfL-Doppelschlag durch Wout Weghorst (55.) sowie Renato Steffen (60.) Tristesse blasen musste. „Wir haben viele Fehler gemacht und zu viele Bälle verloren. Das war über 90 Minuten ziemlich holprig“, bekannte Kapitän Lars Bender nach seinem Saisondebüt.

Vor allem spielerisch lief bei den Hausherren nichts zusammen. Nationalspieler Julian Brandt fehlte ebenso der rechte Biss wie Kevin Volland und Lucas Alario, die in der Offensive so gut wie gar nicht stattfanden. Auch deshalb hatte die Werkself den Wölfen vor 26 247 Zuschauern in der BayArena nach dem 1:3 nichts mehr entgegenzusetzen.

Während VfL-Coach Bruno Labbadia im 13. Anlauf endlich der erste Sieg gegen seinen Ex-Club gelang, nimmt der Druck auf Heiko Herrlich zu. Der Bayer-Trainer, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft und sich nur bei einer Champions-League-Qualifikation verlängert, muss am besten schon in München liefern. Eine Herkulesaufgabe, denn neben dem übermächtigen Gegner stellt sich Herrlich die Schwierigkeit in den Weg, dass die meisten seiner Spieler zu ihren Nationalteams reisen. „Ich hoffe, dass die Jungs mit mehr Spannung aus der Länderspielpause wiederkommen“, sagte Özcan. Und vielleicht finden sie dann die richtige Balance im Umgang mit hohem Druck.

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