Drittes Spiel in sechs Tagen und den Auftritt von Borussia Dortmund am Samstag in der BayArena vor der Brust. Trotz dieser hohen Belastung stellte Heiko Herrlich seine Rotationsmaschine nur auf drei ein. Nach nur einem Sieg in vier Bundesligapartien blieb der Bayer-Coach lieber vorsichtig. Für Mitchell Weiser, Julian Brandt und Lucas Alario starteten Tin Jedvaj, Kevin Volland und Isaac Kiese Thelin. Für den Schweden war es der erste Startelfeinsatz in der Bundesliga. Ob es nun die Wechsel oder das bundesweite 20minütige Protestschweigen der 40.046 Fans in der Merkur-Spiel-Arena waren, die Leverkusener fanden in der ersten Halbzeit keinen Rhythmus in ihrem Spiel.

Shooting-Star Kai Havertz mühte sich in der Zentrale zwar beherzt um Struktur, blieb bei seinen Versuchen aber allein auf weiter Flur. Weder Volland noch der weiter merkwürdig gehemmte Leon Bailey konnten sich offensiv durchsetzen. Thelin hatte gefühlt drei Ballkontakte und null gewonnene Zweikämpfe. Eine scharfe Jedvaj-Flanke, die Volland und Dominik Kohr hintereinander verpassten (12.) blieb die einzig nennenswerte Angriffsaktion der Gäste. Dem hochgelobten Bayer-Ensemble ging trotz der beiden jüngsten Siege in Rasgrad und gegen Mainz jegliche Selbstverständlichkeit in den Aktionen ab.

Düsseldorf stellte in den ersten 45 Minuten das spielfreudigere, aggressivere und damit bessere Team und hätte durch Benito Raman (5.) und Rouwen Hennings (7.) früh in Führung gehen können. Lukas Hradecky im Leverkusener Tor war aber zweimal prächtig auf dem Posten und bewahrte seine Farben vor einem Rückstand. Weil Raman einmal in höchster Bayer-Not von Sven Bender geblockt wurde (20.) und einmal zu hoch zielte (33.), ging es torlos in die Pause.

Heiko Herrlich konnte der schwache Vortrag seiner Elf nicht gefallen haben. Der Coach reagierte und brachte Weiser für Jedvaj. Der neue Rechtverteidiger setzte mit einem Ballgewinn gleich ein Signal. Es folgte der erste Leverkusener Torschuss von Havertz (50.) und das erste Tor. Bailey durfte als Folge von Havertz Versuch zwei Ecken treten, von denen die zweite beim blank stehenden Kohr landete. Dessen Kopfball gab Kevin Volland mit seinem ersten Saisontreffer den Rest (51.).

Die Werkself war nicht mehr wieder zu erkennen und legte gleich nach. Kai Havertz demonstrierte seine überragende Verfassung und sein ganzes Können, als er halblinks im Strafraum frei stehend auf einen eigenen Abschluss verzichtete und stattdessen mit Übersicht und Technik Volland den Ball zum Doppelpack auf den Kopf (60.) chippte. Es ist phänomenal zu sehen, wie Havertz mit seinen erst 19 Jahren schon verstanden hat, dass er mit seinem außerordentlichen Talent Verantwortung übernehmen muss und ein Team führen kann. Das soll er auch Samstag gegen den BVB tun. Deshalb und wegen einer Gelben Karte nach einem Gerangel (40.) nahm Herrlich sein Juwel für Julian Brandt aus dem Spiel.

Gegen die eine Halbzeit lang aufmüpfige Fortuna hatten 65 starke Minuten von Havertz eben auch gereicht. Daran änderte auch das 1:2 durch einen verwandelten Foulelfmeter von Hennings in der vierten Minute der Nachspielzeit nichts mehr.