Europa League Hoffenheim gegen Basaksehir: "Da erwartet uns Unangenehmes"

Sinsheim · Im ersten Jahr auf internationaler Bühne hat Hoffenheim bisher nur Lehrgeld bezahlt. Gegen Istanbul Basaksehir mit Altstars wie Adebayor und Emre will 1899-Jungtrainer Julian Nagelsmann das endlich ändern.

 Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann will mit seinem Team endlich in der Europa League punkten.

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann will mit seinem Team endlich in der Europa League punkten.

Foto: Uwe Anspach

Wenn nicht jetzt, wann dann? Im fünften Anlauf will und muss 1899 Hoffenheim seinen ersten Sieg auf internationaler Bühne landen - sonst könnte die Europa League für die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann bereits nach den Gruppenspielen beendet sein.

Doch der mit 30 Jahren jüngste Bundesliga-Coach wehrte sich gegen eine Überhöhung des dritten Gruppenspiels an diesem Donnerstag gegen den türkischen Vizemeister Istanbul Basaksehir (21.05 Uhr) - auch um auch den Druck von seinen Spielern zu nehmen. "Wenn man irgendwas muss im Leben, dann essen zum Beispiel oder trinken - gewinnen gehört nicht dazu", sagte Nagelsmann.

Im Duell der beiden Tabellenvierten und Emporkömmlinge der Bundesliga und der Süper Lig stehen beide Teams unter Druck. Hoffenheim hat gegen Sporting Braga und bei Ludogorez Rasgrad verloren, Istanbul holte nur einen Punkt gegen die Mannschaften aus Portugal und Bulgarien. "Wenn wir die Vorrunde überstehen wollen, und das ist unser Ziel, dann müssten wir jetzt anfangen zu punkten, im besten Fall zu siegen", sagte Sportchef Alexander Rosen. Coach Nagelsmann sieht durch den Druck, den der Gegner hat, eine Chance für sein Team: "Auch Istanbul muss gewinnen, von daher hoffe ich, dass sie ein bisschen mitspielen. Ich hoffe, dass wir uns wieder viele Chancen rausspielen und vielleicht das 2:0 nachlegen, wenn wir in Führung gehen."

Beim 2:2 am Samstag gegen den FC Augsburg hatten die Kraichgauer nämlich zum fünften Mal in dieser Spielzeit eine 1:0-Führung nicht in einen Sieg umwandeln können. Derzeit hakt es bei Hoffenheim, das nach den Niederlagen in Rasgrad und beim SC Freiburg auch gegen Augsburg nicht gewinnen konnte. Und mit Basaksehir, dem von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan protegierten Club, kommt kein leichter Gegner.

"Das ist eine sehr gute Mannschaft mit vielen Altstars, die extrem viel Erfahrung haben und abgezockte Typen sind. Da müssen wir schon einen guten Tag haben", warnte Nagelsmann. Nationalstürmer Sandro Wagner spricht von einem "extrem wichtigen Spiel". Rosen ahnte: "Es ist so, dass da viel Unangenehmes auf uns wartet. Wir werden wieder gefordert sein." Während die Hoffenheimer in der Champions-League-Qualifikation klar am FC Liverpool scheiterten, verpassten die Istanbuler gegen den FC Sevilla nur knapp den Einzug in die Königsklasse.

"Ich verfolge die türkische Liga und habe ein paar Spiele von Basaksehir gesehen - richtig gut kicken können sie, das steht fest", erklärte Hoffenheims türkischstämmiger Spielmacher Kerem Demirbay, der bis zur U21-Auswahl für das Land seiner Eltern auflief. Istanbuls Startelf ist im Durchschnitt über 31 Jahre alt - also älter als TSG-Coach Nagelsmann.

Basaksehir ist ohne seinen verletzten Star Emre Belözoglu angereist, wie Chefcoach Abdullah Avci am Mittwoch bestätigte. Auch Stürmer Emmanuel Adebayor, "Afrikas Fußballer des Jahres" 2008, fehlt. Trotzdem stehen immer noch einige international erfahrene Profis wie der Schweizer Gökhan Inler, Linksverteidiger Gael Clichy (zuvor Manchester City), der frühere Hamburger Eljero Elia oder Nationaltorwart Volkan Babacan im Kader.

Basaksehir genießt in der Türkei nicht überall Sympathie. Der Club hat sich in den vergangenen Jahren zum ernstzunehmenden Konkurrenten von Besiktas, Fenerbahce und Galatasaray entwickelt. Kritiker werfen dem 1990 gegründeten Verein vor, die sportliche Entwicklung sei nur durch die Nähe zu Erdogan und zur Regierungspartei AKP möglich gewesen.

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