Haftstrafen für tödliche Attacke auf Linienrichter

Amsterdam · Sechs junge Amateur-Fußballer und ein Vater sind wegen der tödlichen Prügelattacke auf einen niederländischen Linienrichter zu hohen Gefängnisstrafen von einem Jahr bis zu sechs Jahren verurteilt worden.

 Blumen erinnern an einer Gedenkstätte in ALmere an den getöteten Linienrichter. Foto: Koen van Weel

Blumen erinnern an einer Gedenkstätte in ALmere an den getöteten Linienrichter. Foto: Koen van Weel

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Das Strafgericht in Lelystad sprach sie der Beihilfe zum Totschlag von Richard Nieuwenhuizen für schuldig. Fünf junge Fußballer erhielten die Höchststrafe von zwei Jahren Jugendhaft, einer bekam ein Jahr Gefängnis. Der 50-jährige Mann muss sechs Jahre hinter Gitter.

Die heute 16 und 17 Jahre alten Spieler und der Vater waren Mitglieder des Amsterdamer Club Nieuw Sloten. Sie hatten den Linienrichter am 2. Dezember nach einem Spiel gegen die Buitenboys in Almere zu Boden geschlagen und mehrfach gegen den Kopf getreten. "Sie traten ihn, als ob es ein Fußball war", erklärte das Gericht in seiner Urteilsbegründung. Einen Tag später erlag der 41 Jahre alte Familienvater seinen Verletzungen. "Richard war ein sehr sozialer engagierter Fußballvater", würdigte sein Verein Buitenboys das Opfer.

"Die Angeklagten haben unbeschreiblich viel Leid verursacht", stellte das Gericht fest. Daher verhängten sie für fünf Jugendliche auch die maximale Jugendstrafe. Ein 16-Jähriger muss für ein Jahr ins Jugendgefängnis. Er hatte als einziger gestanden, Nieuwenhuizen getreten zu haben. Sein Vater wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Ein weiterer Junge wurde vom Vorwurf der Beihilfe zum Totschlag freigesprochen, muss aber wegen Körperverletzung 30 Tage in Haft. Die Verteidiger wollen Berufung einlegen.

Die Witwe des Opfers, Xandra Nieuwenhuizen, reagierte erleichtert auf das vorläufige Ende des Prozesses: "Nun kann der Trauerprozess beginnen."

Die Attacke hatte die Niederlande tief schockiert und auch im Ausland große Aufmerksamkeit erregt. Zahlreiche Journalisten und TV-Kameras verfolgten die Urteilsverkündung in Lelystad rund 50 Kilometer von Amsterdam entfernt. Doch nur drei der Angeklagten waren im Gerichtssaal.

Der genaue Hergang des Angriffs, der kaum eine Minute gedauert hatte, wurde im Prozess nicht eindeutig geklärt. Die Verdächtigen hatten sich gegenseitig beschuldigt oder sich auf ihr Schweigerecht berufen. Die Richter aber waren der Ansicht, dass sie alle gemeinsam schuldig waren.

Zeugen hatten ausgesagt, dass schon während des Spiels eine aggressive Stimmung herrschte. Die B-Junioren aus Amsterdam lagen lange 0:2 zurück, erzielten aber kurz vor dem Abpfiff noch den Ausgleich. Anschließend hätten sie den Linienrichter wegen "parteiischer" Entscheidungen angegriffen.

Umstritten war auch die Todesursache. Ein britischer Pathologe hatte im Auftrag eines Verteidigers erklärt, dass Nieuwenhuizen bereits einen genetischen Defekt an einer Schlagader hatte. Andere Gutachter hatten hingegen erklärt, dass die Gewalt zum Tode geführt hatte.

Die Prügelattacke hatte für den niederländischen Amateurfußball Folgen. Der Fußballbund KNVB legte einen Aktionsplan gegen Gewalt vor. Vom 1. Juli an gelten strengere Strafen und schärfere Kontrollen. So wird für die Amateure unter anderem eine Zeitstrafe eingeführt. Bei einer Gelben Karte müssen Spieler für zehn Minuten das Spielfeld verlassen.

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