Nach Blamage in Schweden Gegen den Trainer-Effekt: Hertha will Sagnol-Debüt verderben

Berlin · Hertha erwartet gegen den FC Bayern das "schwierigste Spiel der Saison" und hofft auf einen "Ausnahmetag". Dabei soll der befürchtete "Trainer-Effekt" nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti ausbleiben. Die Berliner wollen gegen die Münchner eine Negativserie beenden.

 Hertha-Trainer Pal Dardai will mit seinem Team gegen die Bayern punkten.

Hertha-Trainer Pal Dardai will mit seinem Team gegen die Bayern punkten.

Foto: Soeren Stache

Noch kurz vor dem hastigen Aufbruch aus der schwedischen Provinz richteten die Profis von Hertha BSC schon die ersten Kampfansagen an den FC Bayern.

Und nach der Rückkehr am frühen Freitagmorgen von der bitteren Europa-League-Pleite beim Östersunds FK wollen die Berliner nun Münchens Interimscoach Willy Sagnol das Debüt verderben und den Rekordmeister noch tiefer in die Sinnkrise stürzen. "Es wäre schön, nach so vielen Jahren einen Ausnahmetag zu haben und zu gewinnen", sagte Hertha-Coach Pal Dardai vor dem Bundesliga-Duell am Sonntag. "Wenn wir dagegen halten und wie immer spielen, können wir Punkte mitnehmen", betonte Verteidiger Jordan Torunarigha.

Doch nach dem Rauswurf von Trainer Carlo Ancelotti bei den von Paris Saint-Germain schwer gedemütigten Bayern rechnet Dardai mit gereizten Münchnern. "Ich erwarte eine Trotzreaktion, und deswegen müssen wir aufpassen", warnte der Ungar. "Ob neuer Trainer oder alter Trainer: Bayern München hat einen Monster-Kader, Monster-Spieler - wenn sie die Balance wiederfinden, sind sie eine der besten Mannschaften der Welt."

Angesichts nur eines Sieges aus den vergangenen sieben Spielen droht Hertha bei einem weiteren Negativerlebnis ein deutliches Stimmungstief während der Länderspielpause. Auch deshalb soll ein Gesetz der Fußball-Branche unbedingt außer Kraft gesetzt werden. "Bei vielen Mannschaften gibt es den sogenannten Trainer-Effekt. Wir hoffen, dass der gegen uns ausbleibt", betonte Herthas Neuzugang Valentino Lazaro nach seinem Debüt beim 0:1 in Östersund.

Nach der zuvor letzten vorzeitigen Trainertrennung während der Saison - Louis van Gaal musste im April 2011 gehen - nahmen die befreiten Münchner Bayer Leverkusen mit 5:1 auseinander. Bereits vor gut sieben Monaten waren die Berliner dem ersehnten ersten Sieg gegen die Bayern nach zuvor elf Niederlagen seit Februar 2009 ganz nah. Doch Robert Lewandowski schockte Hertha in der sechsten Minute der Nachspielzeit mit dem 1:1-Ausgleich. "Das wird das schwierigste Spiel der Saison, wie jedes Jahr", warnte Fabian Lustenberger. "Da ist es gut, dass wir zwei Tage haben, um uns zu regenerieren."

Zum Ende der dritten Englischen Woche in Serie freut sich auch Dardai auf "ein paar frische Spieler". Nationalspieler Marvin Plattenhardt, der seinen bis 2020 laufenden Vertrag langfristig verlängerte, Karim Rekik, Mathew Leckie und Stammkeeper Rune Jarstein standen gar nicht im Kader, Salomon Kalou wurde nicht eingewechselt. "Es war gut, dass wir Spieler zu Hause gelassen haben", resümierte der ungarische Coach. Gegen Bayern muss Dardai aber auch auf Verteidiger Sebastian Langkamp (Muskelprobleme in der Wade) verzichten.

In der Europa League wächst bei nur einem Punkt aus zwei Spielen vor der nächsten Auswärtsaufgabe in drei Wochen beim ukrainischen Club Sorja Luhansk bereits der Druck. Das frühe Aus droht - auch wegen der akuten Torflaute. Zum vierten Mal blieb Hertha diese Saison ohne eigenen Treffer, in neun Spielen gab es erst acht Tore - zu wenig.

"Irgendwann geht der Knopf auf, und dann geht's von alleine", erwartet Lazaro. "Das brauchen auch jetzt unsere Stürmer. Wenn der Ball ein, zweimal reingeht, ist die Leichtigkeit wieder da." Ohne den gesperrten Kapitän Vedad Ibisevic muss das nun ausgerechnet gegen die Bayern gelingen.

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