Spiele erst einmal ausgesetzt Fußballverband Mittelrhein will Saison fortführen

Bonn · Bis auf Weiteres sollen keine Fußballspiele auf Verbandsebene ausgetragen werden. Das gab der Fußballverband Mittelrhein (FVM) am Mittag auf einer Pressekonferenz bekannt. Demnach könnte die aktuelle Spielzeit im September aber wieder aufgenommen werden.

FVM-Präsident Bernd Neuendorf.

FVM-Präsident Bernd Neuendorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Bild ist ein wenig verzerrt, die Stimme ab und an abgehackt – die Botschaft, die Bernd Neuendorf, Präsident des Fußballverbandes Mittlehrein (FVM), in der Videokonferenz mitteilt, ist aber umso deutlicher. „Uns ist wichtig, dass nicht Gremien oder Verbandstage über den weiteren Verlauf der Saison entscheiden, die Entscheidung soll sportlich getroffen werden“, sagt Neuendorf. Der FVM setzt die Saison wie erwartet vorerst weiter aus, will dann aber den Spielbetrieb wieder aufnehmen.

„Wir haben im Präsidium und mit dem Beirat  viel diskutiert und dann einstimmig den Beschluss gefasst, die Saison über den 30. Juni hinaus und nach Möglichkeit zum 1. September fortsetzen zu wollen“, sagte Neuendorf. Die Maßnahme soll für Senioren und Junioren sowie den gesamten FVM-Bereich gelten. Der Verband will damit dem Wunsch der Vereine Rechnung tragen, möglichst schnell Planungssicherheit zu haben.

Der Entscheidung war ein längerer Prozess vorausgegangen. Es habe zahlreiche Schalten mit den 1100 Vereinen des Verbandes gegeben, um sich ein Stimmungsbild einzufangen. Auch juristische Fragen wurden geklärt. „Das Szenario Weiterspielen bietet uns die größte Rechtssicherheit“, so der FVM-Präsident weiter. „Wenn wir die Saison abbrechen würden, müssten wir als Verband über Auf- und Abstieg entscheiden.“ Diese Entscheidungen könnten wiederum zu Gerichtsverfahren führen. „Da wären wir auf sehr unsicherem Terrain und wüssten nicht, wie die Saison weitergespielt werden würde. Immer mit dem Damokles-Schwert über uns, ob eine Saison für nichtig erklärt werden kann.“

Mit dem Beschluss will sich der Verband auch ein wenig Spielraum verschaffen. „Niemand kann im Moment sagen, wann der Wettkampfsport wieder seriös ausgetragen werden kann“, so Neuendorf. „Wir sagen, wir wollen lieber eine Saison richtig zu Ende spielen, als zwei Spielzeiten nicht richtig zu spielen.“ So könne die Saison beispielsweise auch erst im Februar 2021 fortgesetzt werden. Dieser Meinung pflichtet auch Idris Dogan, Trainer der Sportfreunde Ippendorf, bei. „Ich verstehe nicht, warum man eine Spielzeit 2020/21 planen sollte, wenn die aktuelle noch nicht zu Ende gespielt ist“, sagt Dogan. „Das ist doch für alle die fairste Lösung. Man kann doch mit einer Annulierung nicht den Tabellenführer und den Tabellenletzten einfach gleichsetzen.“

Doch es gibt auch Kritik an der Entscheidung. „Ich wäre wie viele meiner Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, dafür gewesen, die laufende Saison zu annullieren und im September mit den gleichen Staffeln neu zu beginnen“, so Gregor Eibl, Trainer des Bezirksligisten Hertha Rheidt. „Das scheint mir am einfachsten und in Anbetracht der Tatsache, dass fast noch die komplette Rückrunde zu absolvieren ist, die für alle sauberste Lösung.“ Eibl glaubt auch, dass es für die Clubs schwer sein wird, die Spieler beisammen zu halten. „Die Vereine werden klagen, weil sie nach dem 30. Juni nicht mehr den Kader zusammenhaben, wie sie ihn jetzt in der Rückrunde gehabt hätten.“

Im Juniorenbereich sehen Vereinsvertreter ganz andere Probleme. „Ich weiß nicht, wie das mit den Jahrgängen funktionieren soll; das hat ja weitere Auswirkungen auch auf die folgenden Spielzeiten“, so Lukas Pfeiffer, Trainer der A-Junioren des FC Hennef. „Sollte es tatsächlich so kommen, gehe ich davon aus, dass die älteren Jahrgänge selbstverständlich weiterspielen dürfen. Gerade diese Jungs werden aber natürlich auch von anderen Vereinen für ihre Seniorenabteilung umworben.“ Der FVM sieht keine Schwierigkeiten im Jugendbereich. „Das ist erfreulicherweise kein Problem. Denn wenn wir die Saison komplett beibehalten, bleiben die Spieler bis zum Ende der Spielzeit in der jeweiligen Altersklasse“, so FVM-Geschäftsführer Dirk Brenecke. „Sollte ein Spieler in einen anderen Verband wechseln wollen, dann werden wir da eine Lösung finden und dann wechselt er dort in die neue Altersklasse.“

Dem Verband ist auch bewusst, dass andere NRW-Verbände anders entscheiden könnten. „Wir sind ein eigenstäniger Verband und gehen unseren Weg“, betont Neuendorf. Der FVM-Pokal soll nach Möglichkeit noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Wenn es geht bereits im Juni. Ein Finale am 23. Mai in Bonn wird es nicht geben. Ein Problem könnte es jedoch im Aufstiegskampf der Mittelrheinliga geben. Sollte die Regionalliga tatsächlich abgebrochen werden, müsste der Verband nach Lösungen suchen. „Wir haben immer gesagt, dass es eine Schnittstelle geben kann, die ein Problem bedeutet. Das ist dieses Szenario“, so Neuendorf. „Für diese Frage müssen wir eine Lösung finden. Das ist ein Problem. Hier muss man sich aber nur mit zwei, drei Vereinen auseinandersetzen, in anderen Fällen hätten wir größere Schwierigkeiten.“

Ab kommenden Montag haben die Vereine nun die Chance, sich klar zu dem Vorhaben des FVM zu äußern. In einer Onlinebefragung wird jeweils ein Vereinsvertreter gebeten, zu dem Beschluss Stellung zu nehmen. Dann werde der Verband eine abschließende Entscheidung treffen. „Sollte es keine Mehrheit geben, werden wir einen außerordentlichen Verbandstag Anfang Mai einberufen“, so Neuendorf. Zuvor will der FVM-Präsident den Vereinen aber ab Freitag sein Modell und die dazugehörigen Vorteile vorstellen.

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