Führungschaos beim VfB Stuttgart

Stuttgart · Das Führungschaos beim VfB Stuttgart ist perfekt. Fünf Wochen vor der höchst brisanten Mitgliederversammlung des schwäbischen Fußball-Bundesligisten hat Aufsichtsratschef Dieter Hundt überraschend seinen Rücktritt erklärt.

 Dieter Hundt hat sein Mandat im Aufsichtsrat niedergelegt. Foto: Franziska Kraufmann

Dieter Hundt hat sein Mandat im Aufsichtsrat niedergelegt. Foto: Franziska Kraufmann

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"Ich lege mit sofortiger Wirkung mein Mandat als Aufsichtsrat des VfB Stuttgart nieder", erklärte der 74-Jährige in einer 15-zeiligen Mitteilung und zog die Konsequenzen aus der Dauerkritik an seiner Person. Er "danke Vereinsführung, Gremien sowie Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des VfB Stuttgart, ebenso meinen Kollegen des Aufsichtsrats für die langjährige erfolgreiche Tätigkeit."

Der frühere Vorsitzende des Kontrollgremiums hatte nach eigenen Angaben bereits bei der Aufsichtsratssitzung des VfB angekündigt, spätestens Ende Juni über seine Zukunft informieren zu wollen. Nun ist für Hundt Schluss. 2002 hatte er die Nachfolge von Heinz Bandke angetreten. Sein offizielles Amtszeitende war für 2014 datiert gewesen.

Zuletzt war der Gegenwind für den Arbeitgeber-Präsidenten immer heftiger geworden. Hundt hatte vor allem mit der Personalie Gerd Mäuser für Missmut gesorgt. Dieser war nach nur knapp zwei Jahren als Präsident des schwäbischen Traditionsclubs abgetreten. Mäuser war der Wunschkandidat von Hundt gewesen. Außerdem hatte sich jüngst auch der Ehrenrat der Schwaben, der jedoch keine Weisungsbefugnis hat, auf Konfrontationskurs zu Hundt begeben und den Rücktritt gefordert.

Präsident weg, Aufsichtsratschef weg - das Machtvakuum ist da. Doch zugleich ist der Weg für einen Neuanfang frei. Vor allem mit Blick auf die laufende Suche nach einem Präsidentschaftskandidaten hat der Abgang von Hundt große Bedeutung. Denn bis zur Mitgliederversammlung am 22. Juli muss der Aufsichtsrat einen Kandidaten präsentieren. Ein von Hundt protegierter mehrheitsfähiger "Mr. Right" wäre der Basis kaum zu vermitteln gewesen. Medienberichten zufolge lagen beim VfB schon Abwahlanträge gegen den Arbeitgeber-Boss vor.

Finanzvorstand Ulrich Ruf bedauert den Rückzug Hundts. "Mein Vorstandskollege Fredi Bobic und ich nehmen den Rücktritt mit großem Respekt zur Kenntnis", erklärte er. "Im langjährigen und von großer Verbundenheit geprägten Wirken" habe Hundt "den VfB auf einem erfolgreichen Weg" geführt.

Der stellvertretende Aufsichtsratschef Joachim Schmidt sprach Hundt ebenfalls seinen Dank aus und rief zum Zusammenhalt auf. "Jetzt gilt es, in der gesamten VfB-Familie geschlossen zusammenzurücken, um die Herausforderungen, die uns in naher und ferner Zukunft bevorstehen, gemeinsam zu meistern", appellierte er.

Nach Schmidts Angaben will der Aufsichtsrat "zeitnah einen neuen Vorsitzenden des Gremiums bestimmen und unverändert die Gespräche mit den Kandidaten für das Präsidentenamt fortführen."

Zuvor hatte der stellvertretende Aufsichtsratschef auf ein Ende der Dauerdebatte um Hundt gehofft. "Insgesamt sind wir an einem Punkt angelangt, wo es um den ganzen Verein geht", hatte Schmidt der Nachrichtenagentur dpa erklärt, "deshalb müssen wir schnellstmöglich dazu kommen, dass der VfB Stuttgart wieder mit positiven Schlagzeilen verbunden wird."

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VfB-Mitteilung

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