Nations League Deutschland verliert in Paris 1:2 gegen Frankreich

Saint-Denis · Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft steht nach der nächsten Niederlage in der Nations League vor dem Abstieg aus der A-Liga. Bei Weltmeister Frankreich unterlag das Team in Paris trotz guter Leistung mit 1:2 (1:0).

 Der Franzose Kylian Mbappe (r) kämpft mit dem deutschen Spieler Thilo Kehrer um den Ball.

Der Franzose Kylian Mbappe (r) kämpft mit dem deutschen Spieler Thilo Kehrer um den Ball.

Foto: dpa

Wenn es Nacht wird in Paris, wirkt diese riesige moderne Fußball-Kathedrale im Norden der Stadt von außen betrachtet doch seltsam bedrohlich. Wie ein Monument französischer Fußballkultur, dabei liegt der erste Spatenstich für das Stade de France gerade gut zwei Jahrzehnte zurück. Noch etwas jünger ist Leroy Sané, auf dessen eher schmalen Schultern die gewaltige Erwartung einer ganzen Fußballnation zu liegen scheint. Der junge Mann, gerade 22, gilt als großer Hoffnungsträger, der den deutschen Fußball zurückführen soll in die Weltspitze. Der Anfang sollte in Frankreich gemacht werden, gegen den amtierenden Weltmeister.

Der Einsatz des ManCity-Stars in der Nations-League-Partie gegen Frankreich war erwartet, sogar gefordert worden – auch aus Reihen der Nationalspieler. Joachim Löw stellte den pfeilschnellen Dribbler tatsächlich in die Startelf. Es sollte sich lohnen: Er war einer der besten Deutschen an diesem Abend in Saint-Denis, an dem die deutsche Elf trotz des 1:2 (1:0) und nur einem Punk aus drei Spielen in der Nations League den stark kritisierten Bundestrainer etwas aus der Schusslinie nahm. Selbst wenn der Klassenerhalt immer unwahrscheinlicher wird.

Löw hatte sich dem verbreiteten Wunsch nach mehr Dynamik und Frische gebeugt, ging ins Risiko und rotierte kräftig. Er brachte Thilo Kehrer, Niklas Süle, Nico Schulz, Serge Gnabry und Leroy Sané für den angeschlagenen Jerome Boateng, den Kölner Jonas Hector, Emre Can, Thomas Müller und Mark Uth. Einige der Neuen hatten den Terroranschlag vor drei Jahren an dieser imposanten Arena nicht persönlich erlebt. Ohnehin stand das sportliche Kräftemessen des neuen mit dem alten Weltmeister im Mittelpunkt.

Und die deutsche Elf erweckte gleich den Eindruck, alles Vergangene in diesem einen Spiel vergessen machen zu wollen. Sie kombinierte schnell, mit Zug zum Tor. Aber auch die Franzosen zeigten, dass sie nicht unter einem Tempodefizit leiden. Der unwiderstehliche Kylian Mbappé raste die rechte Seitenlinie entlang wie der Schnellzug Thalys und ließ Toni Kroos und Mats Hummels stehen wie Wartegäste an einem U-Bahnsteig. Seine Flanke fand keinen Abnehmer. Es war ein munterer Beginn, und nur eine Minute später nahmen die Deutschen wieder Fahrt auf. Zunächst kombinierten sich Werner und Gnabry in den Strafraum, N’Golo Kanté klärte in höchster Not. Dann passte Werner in den Lauf von Sané, der den Ball zurück auf den Leipziger legen wollte. Doch die der ausgestreckte Arm Kimbempes verhinderte das. Es gab Elfmeter, den Kroos unter den ohrenbetäubenden Pfiffen der französischen Fans verwertete – 1:0 (14.). Endlich eine Führung, die sich Löw so sehr erhofft hatte. Endlich ein Treffer für seine Elf nach drei Pflichtspielen ohne.

Und weiter ging es im Hochgeschwindigkeitsexpress Richtung französisches Tor. Kimmich spielte in den Lauf von Sané, von dem die Franzosen nur die Rücklichter sahen. Sein Pass auf Werner geriet aber so lang, Torwart Hugo Lloris bekam seine Hand dazwischen. Die DFB-Elf bestimmte die Partie mit dem abgeklärten Mittelfeldduo Kimmich/Kroos, nahm das Tempo heraus, wenn es nötig war. Lediglich Lucas Hernández tankte sich einmal über links durch, seine Hereingabe verzog aber Olivier Giroud. Die beste Chance der des Weltmeisters, der beinahe erschrocken wirkte ob des leidenschaftlichen Auftritts der angeschlagenen Gäste. Löws beinahe verwegener Plan mit dem schnellen Offensivtrio Werner, Gnabry, Sané, er ging bis zur Pause auf.

Aus dem verstärkten Ballbesitz heraus warteten die Deutschen nun auf die Gelegenheit und Lücken, um ihre schnellen Offensivkräfte erneut in Szene zu setzen. Es war jedoch der Weltmeister, der das erste Ausrufezeichen setzte. Nach einem Stellungsfehler tauchte Mbappé frei vor Neuer auf, doch der Münchner zeigte eine Parade, wie es sich für einen viermaligen Welttorhüter gehört. Das war der Startschuss für die Franzosen, verstärkt das deutsche Tor ins Visier zu nehmen. So war das 1:1 durch Antoine Griezmann (62.), der per Kopf Neuer überwand, nicht unverdient. Die La-Ola-Welle schwappte durchs Stadion. Die beflügelten Franzosen wollten mehr. Und sie bekamen mehr. Hummels foulte im Strafraum Blaise Matuidi ungeschickt, Griezmann verwandelte den Elfmeter eiskalt (80.). Die Deutschen, die zum Schluss auf den Ausgleich drängten, fanden keine Antwort mehr.

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