Sieg gegen Weißrussland Deutschland qualifiziert sich für die EM 2020

Mönchengladbach · Die deutsche Nationalmannschaft hat mit einem 4:0 Erfolg über Weißrussland die EM-Qualifikation geschafft, da die Niederlande in Nordirland 0:0 gespielt hat.

 Deutschlands Matthias Ginter (l) jubelt über sein Tor zum 1:0 mit seinen Teamkollegen Timo Werner (2.v.l.) , Robin Koch (r) und Nico Schulz (2.v.r.), Leon Goretzka (M).

Deutschlands Matthias Ginter (l) jubelt über sein Tor zum 1:0 mit seinen Teamkollegen Timo Werner (2.v.l.) , Robin Koch (r) und Nico Schulz (2.v.r.), Leon Goretzka (M).

Foto: dpa/Marius Becker

Am Ende dieses undurchsichtigen Fußball-Jahres mit dem mühsamen Umbruch in der Nationalmannschaft und den vielen Verletzten sah Joachim Löw klar, sehr klar: Zwei Siege forderte er von seiner Auswahl in den abschließenden Gruppenspielen der EM-Qualifikation gegen Weißrussland und Nordirland. Dabei ging es ihm nicht nur darum, die sichere Berechtigung für das Kontinentalturnier im kommenden Jahr zu erhalten. Er wollte von seiner Elf, in der ja einige Leistungsträger verletzungsbedingt nicht dabei waren, eine spielerisch gute, dominante und vom Einsatz her angemessene Vorstellung sehen. Beim 4:0 (1:0)-Sieg gegen die Weißrussen in Mönchengladbach erfüllte sich der Wunsch über weite Strecken. Willkommener Nebeneffekt: Deutschland qualifizierte sich mit dem Sieg für die EM 2020, da im Parallelspiel die Niederlande in Nordirland zu einem 0:0 kam. Damit sind auch die Holländer für das paneuropäische Turnier qualifiziert.

Die Deutschen taten sich zunächst schwer gegen die Maurermeister aus Belarus, die quasi mit neun Mann verteidigten. Ein Kopfball von Leon Goretzka flog drüber, nachdem Matthias Ginter geflankt hatte (4). Apropos Ginter: Löw war auf der Suche nach einem neuen Abwehrchef für den verletzten Niklas Süle quasi vor der Haustür fündig geworden. Er beförderte den Gladbacher zum neuen Boss der gegen die Weißrussen aufgebotenen Viererkette. Neben ihm, der 2014 in Rio Weltmeister wurde, ohne eine Minute gespielt zu haben, lief der Freiburger Robin Koch auf, der zuletzt gegen Argentinien sein Länderspieldebüt feierte. Davor bildeten Stamm-Weltmeister Toni Kroos, Joshua Kimmich sowie Ilkay Gündogan ein spielstarkes Mittelfeldtrio, das es aber zunächst an guten Ideen und präzisen Zuspielen vermissen ließ.

Aber die deutsche Elf hatte ja Ginter, der seine Rolle sehr offensiv interpretierte. Seinen fulminanten Schuss aus der Distanz lenkte Gäste-Torhüter Gutor gerade noch um den Pfosten (15.). Gleich hinterher versuchte es Lukas Klostermann – aus noch größerer Entfernung – vorbei. Nun nahmen die Deutschen Fahrt auf. Real-Star Toni Kroos zog mit Nachdruck durchs Mittelfeld. Sein Schuss landete am linken Außennetz (20.). Dann testete auf der anderen Seite Gnabry eben dieses (24.). Nach einer knappen halben Stunde kam die Löw-Elf auf 12:0 Torschüsse und 83 Prozent Ballbesitz. Alleine: Es fehlte die Durchschlagskraft. Die Fans fröstelten.

Viele Tausend Plätze waren freigeblieben im Borussia-Park. Es herrschte zunächst eine Stimmung wie am Aschermittwoch in einer Südstadtkneipe. Einzig eine Sambaband in der Kurve erhöhte die Laune und die Temperatur bei den Fans. Es war mühsam gegen das engmaschiges Netz aus 1000 Beinen. Ein Geduldsspiel. Ab und zu schlüpfte dann doch mal ein Deutscher durch. Richtig zwingend wurde es aber selten bei den deutschen Dominatoren.

Manuel Neuer wurde es zu kalt in seinem verwaisten Strafraum. Sein Ausflug zur Mittellinie nach einer Viertelstunde erwärmte nicht nur ihn, sondern auch die Zuschauer. Zum Glück für die deutsche Elf erwischten die Gäste Neuer somit nicht völlig kalt, als er bei der einzigen Offensivaktion der Gäste prächtig reagierte. Einen Schlenzer Igor Stasevichs fischte der Münchner gerade noch aus dem Eck (40.).

Wenn es schon nicht die Abteilung Attacke richtet, dachte sich anschließend wohl Ginter, muss ich ran. Der neue Abwehrchef lenkte eine Hereingabe von Gnabry listig mit der Hacke ins Tor – das erste Länderspieltor für den früheren Dortmunder (42.).

Die Führung war natürlich hochverdient, richtig erwärmen konnte das Spiel des DFB-Teams die Fans jedoch nicht. Das änderte sich nach dem Wechsel rasch. Eine Ecke von Kroos schoss Leon Goretzka überlegt und flach ins Tor (49.). Nun wurden die deutschen Kombinationen flüssiger. Und das 3:0 ließ nicht lange auf sich warten. Erneut war es der überzeugende Abwehr-Angriff-Mann Ginter, der zuletzt ja mehr Führungsanspruch bei Löw reklamierte, der den Treffer vorbereitete. Seinen Querpass nach einer Balleroberung schlenzte Spielgestalter Kroos direkt ins rechte Eck (55.). Der weißrussische Torwart Gutor blieb wie regungslos stehen.

Nun waren auch die Zuschauer auf Betriebstemperatur. Sogar die Welle schwappte durchs Stadion. Und die Angriffe der Deutschen hinterher. Auf der anderen Seite hatte der bis dahin tadellose Ginter eine schwache Sekunde. Er tauchte unter einer Flanke durch, hatte aber Glück, dass Dragun das Tor mit seinem Kopfball knapp verfehlte (69.). Eine schwache Sekunde hatte auch Koch, der Nekhaychik im Strafraum foulte. Es gab Elfmeter und die Gelbe Karte für den Freiburger. Doch Stasevich scheiterte am glänzend reagierenden Neuer (75.).

Die Deutschen schüttelten sich kurz und wurden ihrerseits wieder offensiv. Der starke Kroos packte dann in den Zauberkasten, drehte sich, tänzelte, versetzte zwei Weißrussen wie Schuljungen – und schoss ein zum 4:0 (83.). Die Zuschauer waren zufrieden. Die Sambaband spielte. Dann war Schluss - und die Qualifikation für die EM endgültig unter Dach und Fach.

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