Prognose Der GA tippt die Bundesliga-Saison 2018/19

BONN · Der Weg über die Deutsche Meisterschaft führt auch in der Saison 2018/19 nur über den FC Bayern München. Doch wo landen die anderen Vereine? Die Sportredaktion des General-Anzeigers wagt eine Prognose.

Mal ehrlich, wer hätte schon darauf getippt, dass Deutschland bei der WM in der Vorrunde ausscheidet? Keiner. Wenn es um Fußball geht, ist Vorhersagen noch weniger zu trauen als dem Wetterbericht. Wir versuchen es trotzdem und sagen voraus, für welche Bundesligisten in der Saison 2018/19 die Sonne scheint und wer im Dauerregen steht. So - und zwar genau so - wird nach 34 Spieltagen die Tabelle aussehen.

Bayern München (vergangene Saison 1.)

Schaltjahr ist, wenn die Konkurrenz des FC Bayern auf Angriff schaltet und zumindest den Eindruck erweckt, als könnte sie den Rekordmeister auch nur ansatzweise gefährden. Aber obwohl sich die Münchner nur mit Serge Gnabry und Leon Goretzka verstärkten, traut sich niemand aus der Deckung. Alle haben auf den Kalender geguckt und festgestellt: 2019 gibt's keinen 29. Februar.

Bayer Leverkusen (5.)

Weiß es noch jemand? Früher hieß Bayer mal Vizekusen. Die Bayer AG ließ den Begriff sogar schützen, ehe er offenbar seinen Aufforderungscharakter verlor. 2011 wurden die Werksfußballer zum vorerst letzten Mal "Vize". Nun aber könnte es wieder so weit sein. Der Vorjahresfünfte hat ein eingespieltes Team, verlor aus der Stammelf nur Torhüter Bernd Leno, der aber durch Lukas Hradecky gut ersetzt wurde, und verstärkte sich mit Mitchell Weiser sowie dem jungen Brasilianer Paulinho. Das sieht nach "Best of the rest" aus.

Borussia Dortmund (4.)

Lucien Favre, so heißt es, macht Mannschaften besser. Das wird dem grüblerischen Fußballlehrer auch in Dortmund gelingen - allerdings nur um einen Platz. Zu viel zerbröselte in der vergangenen Saison: Moral, Selbstvertrauen, Kreativität. Neuzugänge wie Axel Witsel und Thomas Delaney werden das fragile Gebilde stabilisieren, aber (noch) fehlt ein Stoßstürmer, der mit seinen Bruttoregistertonnen durch eine Abwehr pflügen kann. Beinahe ebenso wichtig wie ein Champions-League-Platz: Respekt und Zuneigung der Fans zurückgewinnen.

Schalke 04 (2.)

Für Domenico Tedesco ging es bislang nur nach oben. Gut zwei Monate in Aue - Klassenerhalt. Ein Jahr in Schalke - Champions League. Jetzt ist aber mal gut, denn noch höher, das hieße: Meisterschaft. Unmöglich. Schalke muss zusehen, dass es die Belastung in der Königsklasse verkraftet und den Verlust von Mentalitätsspieler Leon Goretzka kompensiert, der ablösefrei nach München ging. Weniger schmerzt der 37-Millionen-Transfer von Thilo Kehrer zu PSG. Reiner Calmund würde sagen: "Briefmarke drauf un fott."

RB Leipzig (6.)

Naby Keita war keiner, auf den sich stets alle Augen richteten, aber Jürgen Klopp wusste schon, warum er den kleinen Mittelfeldspieler für 60 Millionen Euro nach Liverpool lockte. Keita war Leipzigs Bester, der Taktgeber, der Unterschiedsspieler. Ohne ihn, der auch nicht annähernd ersetzt wurde, wird's schwer, die ganz großen Ziele zu erreichen. Da der perfektionistische Übergangstrainer Ralf Rangnick die Spieler jedoch so lange triezen wird, bis sie sich zumindest für die Europa League qualifiziert haben, erlebt Leipzig eine unspektakulär-erfolgreiche Saison. Wenn Julian Nagelsmann in einem Jahr kommt, muss es ja noch Steigerungsmöglichkeiten geben.

VfB Stuttgart (7.)

Zweitbeste Rückrundenmannschaft der vergangenen Saison, am Ende Tabellensiebter, mit Spielern wie Gonzalo Castro und Daniel Didavi noch einmal verstärkt - der VfB wird doch nicht ... Man sollte die Stuttgarter jedenfalls nicht unterschätzen. Die Umwandlung in eine AG hat die Taschen gefüllt, Sportvorstand Michael Reschke macht einen guten Job, Trainer Tayfun Korkut erlebt die beste Phase seiner Karriere. Die Frage lautet: Welches ist der echte Korkut - derjenige, der schon fast als gescheitert galt, oder derjenige, der sich in Stuttgart als kluger, zurückhaltender und vor allem erfolgreicher Gestalter präsentiert?

1899 Hoffenheim (3.)

Julian Nagelsmann ist ein Trainer mit begrenztem Haltbarkeitsdatum. Das sind sie eigentlich alle, doch bei Nagelsmann steht bereits fest, dass er den Verein nach der Saison Richtung Leipzig verlässt. Was das mit den Spielern und vor allem mit der Autorität des Trainers macht, wird spannend zu beobachten sein. Schafft es der 31-Jährige tatsächlich, Hoffenheim wieder in Europacup-Nähe zu führen, könnte er auch gleich zu Bayern München wechseln. Zuzutrauen wär's ihm, auch ohne den nach München abgewanderten Serge Gnabry.

Borussia Mönchengladbach (9.)

Hotel, Vereinsmuseum, Jugendinternat - Manager Max Eberl hat in den vergangenen Jahren mehr in Steine als in Beine investiert. In bester Tradition seines Vorvorvorvorgängers Helmut Grashoff. Das muss keineswegs unvernünftig sein, widerspricht aber kurzfristigem Erfolg. Auch vor dieser Saison ist da kein Neuzugang, der die Fantasie beflügelt. Stürmer Alassane Plea, der für 23 Millionen Euro aus Nizza kam, war immerhin teuer. Durch den Verkauf von Jannik Vestergaard (Southampton) kam das Geld wieder rein. Die größte Hoffnung macht den Gladbachern die geglückte Systemumstellung auf ein 4-3-3.

Werder Bremen (11.)

Viktor Skripnik und Alexander Nouri, zwei Trainer aus dem eigenen Stall, die in der Bundesliga ordentlich begannen, ehe die Talfahrt einsetzte. Und Florian Kohfeldt? Der ist anders. Ein Nagelsmännchen, gesegnet mit natürlicher Autorität, Arbeitswut und Begeisterungsfähigkeit. Kohfeldt (35) machte selbst den schwer erziehbaren Max Kruse (30) zu seinem Fan und jetzt sogar zum Kapitän. Da sich die Qualität der Zu- und Abgänge in etwa die Waage hält, geht es unter diesem Trainertalent wieder ein Stück voran.

Plätze 10-18

FC Augsburg (12.)

Augsburg auf Platz zehn? Es könnte auch Rang 15 werden. In der zweiten Tabellenhälfte sind viele Vereine austauschbar. Was den FCA heraushebt aus dieser amorphen Masse, ist die Ruhe im Verein. Mannschaft und vor allem Führungsmannschaft sind zusammengeblieben. Trainer Manuel Baum, Manager Stefan Reuter und Präsident Klaus Hoffmann wissen, dass sie die Fußballwelt nicht aus den Angeln heben können. Und weil das so ist, tun sie es manchmal eben doch.

Mainz 05 (14.)

Was die Ruhe innerhalb der sportlichen Leitung angeht, siehe Augsburg. Unter Sandro Schwarz torkelte die Mannschaft Richtung 2. Liga, doch der Trainer durfte weitermachen. Erfolgreich. So etwas schweißt zusammen und belegt, dass man die branchenüblichen Reflexe auch unterdrücken kann. Mainz nahm 55 Millionen Euro durch Verkäufe ein und investierte das Geld umgehend in vielversprechende Käufe. Bewahrheitet sich, dass Schwarz an Statur gewonnen hat, kann 05 eine gute Saison spielen, was in diesem Fall heißt: eine sorgenfreie Saison.

Hertha BSC (10.)

Berlin ist wohl die europäische Hauptstadt, zumal unter den Metropolen, die fußballerisch am wenigsten zu bieten hat. Sehr fraglich, ob es noch Zeitzeugen der letzten Meisterschaft (1931) gibt, die Gegenwart spielt sich jedenfalls im Mittelmaß ab. Danach sieht es auch jetzt wieder aus. Der knorrige Fußballlehrer Pal Dardai verwaltet den Mangel nach Kräften, aber mit Neuzugängen wie Pascal Köpke und Lukas Klünter wird auch er die Hertha nicht auf ein anderes Niveau heben. Bis mal wieder richtig Stimmung im Olympiastadion herrscht, wird's dauern. Womöglich sogar bis zur Leichtathletik-EM 2022.

VfL Wolfsburg (16.)

Der Kader ist nach wie vor recht prominent und teuer. Könnte man ihn in eine andere Stadt beamen, wäre er womöglich Europa-League-tauglich, aber in Wolfsburg funktioniert das irgendwie nicht (mehr). Da hat sich eine lähmende, bleierne Stimmung breitgemacht rund um den VfL, seit Felix Magath 2012 endgültig ging. Nun heißt der Hoffnungsträger Jörg Schmadtke. Der Geschäftsführer Sport hievte alle seine Clubs in den Europapokal: Aachen, Hannover und Köln. Auch in Wolfsburg wird ihm das gelingen - aber noch nicht in dieser Saison.

SC Freiburg (15.)

Dass der Ausbildungsverein aus dem Breisgau alle Leistungsträger halten kann, ist in etwa so wahrscheinlich wie die Qualifikation für die Champions League. Diesmal gelang das - fast. Dass Innenverteidiger Caglar Söyüncü nach Leicester in die Premier League ging, ist allerdings verkraftbar, brachte der Fehlerteufel doch 21 Millionen Euro ein. Da Freiburg sich mit bundesligaerfahrenen Kräften verstärkte (Heintz, Gondorf, Waldschmidt), wird Trainer Christian Streich seltener ausrasten müssen.

Hannover 96 (13.)

Als 50.000 Menschen im Mai 2017 den Wiederaufstieg auf dem Rathausplatz feierten, sah das nach Aufbruchstimmung aus. Sportlich bewahrheitete sich das, atmosphärisch nicht. Der Dauerstreit von Präsident Martin Kind mit den Fans wegen der 50+1-Regel und die Fluchtpläne von Manager Horst Heldt vermittelten das Bild eines zerrissenen Vereins. Mit Heldt hat sich Kind zusammengerauft, mit den Fans noch nicht. Da 96 mit Sané, Klaus und Harnik Leistungsträger verlor, wird's nicht leichter für Trainer André Breitenreiter. Enttäuschen die Neuzugänge Wallace, Wimmer und Wood, wird's sogar gefährlich.

Eintracht Frankfurt (8.)

Man soll gehen, wenn's am schönsten ist - dachten sich Trainer Niko Kovac sowie die Leistungsträger Kevin-Prince Boateng, Marius Wolf, Omar Mascarell und Lukas Hradecky. Nach dem Pokalsieg gegen den FC Bayern fiel die Eintracht in sich zusammen. Das war einerseits der Fluch der guten Tat, denn die starke Frankfurter Saison hatte Interesse geweckt. Andererseits mag dem einen oder anderen gedämmert haben, dass die Eintracht am 19. Mai im Berliner Olympiastadion am Ende der Fahnenstange angekommen war. Dass die Abgänge auch nicht annährend ersetzt wurden, zeigten das 0:5 im Supercup gegen die Bayern und das 1:2 im Pokal in Ulm. Sollte der neue Trainer Adi Hütter noch im Hotel wohnen - ein guter Ort in dieser Situation.

Fortuna Düsseldorf (Aufsteiger)

Geringe individuelle Qualität, sehr große Begeisterung - das kann reichen im ersten Jahr, wie die Beispiele Unterhaching und Darmstadt zeigen. Kann. Niemand weiß das besser als Friedhelm Funkel. Das alte Schlachtross hat schon alles erlebt im Grenzbereich zwischen 1. und 2. Liga, ist als Trainer sechsmal auf- und siebenmal abgestiegen. Den achten Abstieg zu verhindern, wäre wohl die größte Leistung des 64-Jährigen.

1. FC Nürnberg (Aufsteiger)

Die Altvorderen werden sich erinnern: Bis 1987 war der Club mit neun Titeln Rekordmeister, ehe er von den Bayern abgelöst wurde. Überhaupt, Rekorde. Acht Aufstiege sind Rekord, acht Abstiege ebenso. Der neunte wird sich kaum verhindern lassen, auch wenn da mit dem ehemaligen DFB-Talentscout Michael Köllner (48) ein interessanter Mann an der Seitenlinie steht. Was Qualität und Begeisterung der Spieler angeht: siehe Düsseldorf.

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