Fußball in der Region Bonner Fußballvereine vor ungewisser Zukunft

Bonn · Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie brechen vielen Fußballvereinen wichtige Einnahmequellen weg. Ein Überblick über die Auswirkungen in der Region.

 Symbolfoto.

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Foto: imago sportfotodienst

Mit einem Sieg im Heimspiel gegen die SpVg Porz hätte der VfL Alfter an diesem Wochenende einen großen Schritt Richtung Mittelrheinliga machen können. Doch der Platz im Alfterer Waldstadion blieb ungenutzt – wie sämtliche Fußballanlagen im Gebiet des Fußballverbands Mittelrhein (FVM). „Bei uns lagen nur ein paar Flaschen auf der Anlage“, sagt Sebastian Grohs von den Sportfreunden Ippendorf.

Fußball wird auf den Plätzen jedenfalls nicht gespielt. Und ein Ende der Durststrecke ist nicht in Sicht. Zwar hat der FVM die laufende Saison vorerst bis zum 19. April unterbrochen, bei der aktuellen Situation rund um das Coronavirus ist eine Wiederaufnahme der Spielzeit kurzfristig aber kaum vorstellbar. „Selbst, wenn die Anzahl der Infizierten abflachen würde, wäre es meiner Meinung nach total unvernünftig, die Saison zu Ende zu führen“, sagt Bernd Knauf, sportlicher Leiter des Landesligisten SV Wachtberg. Dabei wäre eine Fortführung für einige Vereine nicht nur sportlich eine Rückkehr in die Normalität. „Falls die ganze Saison abgesagt werden würde, wäre das auch ein herber finanzieller Schlag für uns“, so Hans Christ, 1. Vorsitzender des VfL Alfter. „Es würde aber nicht dazu führen, dass wir Gefahr laufen, insolvent zu gehen.“

So gut wie dem VfL Alfter geht es aber längst nicht allen Vereinen. Die Clubs sind auf ihre Einkünfte angewiesen. Die Einnahmen der Vereine setzen sich in der Regel aus Mitgliedsbeiträgen, Sponsorengeldern, Verkauf von Eintrittskarten und Catering zusammen. Je höher die Liga, umso wichtiger die Sponsoreneinnahmen, umso kritischer die Situation. „Die kleinen Dorfvereine sind natürlich nicht so gefährdet“, sagt der Kreisvorsitzende des FVM Bonn, Jürgen Bachmann. „Die leben in der Regel nicht von den Sponsoren, sondern von Beiträgen.“ Bei den meisten Vereinen sind noch keine Kündigungen eingegangen. Die Sorge, dass es so kommen könnte, ist aber durchaus gegeben. „Bislang gab es zumindest noch keine Anfrage. Sollten 30 Prozent der Leute die Beiträge zurückbuchen, haben wir ein Problem“, sagt Mike Pütz, Jugendleiter des FC Hennef. „Grundsätzlich ist es so, dass die Mitgliedschaft in einem Verein beitragspflichtig ist. Wird die Mitgliedschaft gekündigt, muss der Beitrag trotzdem bis zum 30. Juni entrichtet werden. Aber wir setzen auf die Solidarität der Eltern.“

Die Mittelrhein- und Landesligisten akquirieren zwischen 40 und 80 Prozent des Budgets aus Sponsorengeldern. Meistens aus mittelständischen Unternehmen. Unternehmen, die ebenfalls unter den wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus leiden. „Je länger die Firmen wirtschaftliche Probleme haben, desto eher müssen sie an verschiedenen Ecken sparen. Das Sponsoring steht dabei ganz oben auf der Liste“, befürchtet Knauf. Der FC Blau-Weiß Friesdorf erzielt 80 Prozent seiner Einnahmen von Sponsoren. „Ich glaube nicht, dass Sponsoren in unserer Liga aufgrund der Corona-Krise abspringen werden“, sagt FC-Geschäftsführer Thomas Huhn. „Für einen möglichen Saisonabbruch wären wir auf jeden Fall noch gut aufgestellt.“

Dem SV Wachtberg ist bereits ein Sponsor weggebrochen. Wachtberg verfügt zwar über mehr als 100 Kleinsponsoren, jeder einzelne ist für den SV aber wichtig. Denn in den höheren Ligen werden Aufwandsentschädigungen gezahlt, meist von Sponsorengeldern. In Friesdorf gibt es sogar Vertragsamateure. Der Verein wird laut Thomas Huhn beim Arbeitsamt Kurzarbeit beantragen. Auch in Alfter macht man sich Gedanken über die Finanzierung der Akteure.

„Wir müssen uns mit den Spielern unterhalten, inwiefern und zu welchen Konditionen wir in der fußballfreien Zeit die Aufwandsentschädigung weiterzahlen können. Dass die derzeit gesenkt werden muss, steht außer Frage“, sagt Christ. „Doch für konkretere Handlungen brauchen wir eindeutige Aussagen vom Verband, der uns sagen muss, wie und ob es diese Saison noch weitergeht.“ Der Wunsch nach Klarheit eint die Clubs. „Um konkreter planen zu können, brauchen wir aber eine klare Aussage des Verbands. Wenn dort einer mal den Mut hätte, zu sagen, dass die Saison gestoppt wird, wäre das eine große Hilfe bei der Planung der nächsten Monate“, so Huhn. „Beim Verband haben sie alle in Kurzarbeit und ins Homeoffice geschickt, aber die Vereine kämpfen an der Front und leiden unter der Situation.“

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