Interview „Es ist noch keine Entscheidung gefallen“

Bonn · Bernd Neuendorf, Präsident des Fußball-Verbands Mittelrhein (FVM) stellt sich nach der Mitgliederabstimmung über eine Fortsetzung der Saison der Kritik einiger Vereine und äußert sich zu den Vorteilen einer Saisonfortsetzung sowie dem weiteren Vorgehen.

 Plädiert für Fortsetzung: FVM-Präsident Bernd Neuendorf.

Plädiert für Fortsetzung: FVM-Präsident Bernd Neuendorf.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Online-Voting des FVM hat zu Diskussionen geführt. Über die Kritik, Vorteile einer Fortsetzung und das weitere Vorgehen sprach Simon Bartsch mit FVM-Präsident Bernd Neuendorf.

Herr Neuendorf, das Voting über Ihren Vorschlag ist beendet. Wir haben ein denkbar knappes Ergebnis.

Bernd Neuendorf: Damit war sicher nicht zu rechnen. Es wäre natürlich einfacher gewesen, wenn wir bei dem Stimmungsbild eine klare Mehrheit für ein Szenario gehabt hätten. Das Votum ist eindeutig uneindeutig. Wir werden das Ergebnis jetzt eingehend in unseren Gremien diskutieren.

50,14 Prozent der Teilnehmer haben sich für Ihren Vorschlag entschieden. Das heißt, die Saison wird definitiv fortgesetzt?

Neuendorf: Nein. Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Das möchte ich ausdrücklich betonen. Wir haben ein Meinungsbild eingeholt. Das Ergebnis ist denkbar knapp. Deshalb bedarf es in den nächsten Tagen einer gründlichen Analyse in Präsidium und Beirat. Dort wird entschieden, wie die nächsten Schritte aussehen.

Sie stellen sich auch Kritik. Unter anderem wird dem Verband vorgeworfen, in der Wahlzeit Vereine angerufen zu haben.

Neuendorf: Wir haben zunächst die Videokonferenzen mit knapp 400 Vereinsvertretern abgehalten, an denen aber etliche Vereine nicht teilnehmen konnten. Die Grundmotivation war für uns immer eine hohe Beteiligung an dem Meinungsbild. Gerade bei den Vereinen, die nicht in der Videokonferenz waren, haben wir telefonisch auf die Möglichkeit der Abstimmung hingewiesen und spezifische Fragen beantwortet. Das halte ich für völlig legitim. Ganz klar war aber immer, dass die Vereine unabhängig entscheiden.

Dennoch werden die Telefonate zum Teil scharf kritisiert.

Neuendorf: Wir haben in Videokonferenzen für ein Konzept geworben. Und das ist auch telefonisch geschehen. Das halte ich für selbstverständlich. Es wurde kein Druck ausgeübt. Wir haben Position bezogen. Und das ist etwas völlig anderes. In den vergangenen Tagen haben sich auch viele Vereine von sich aus mit konkreten Ideen zum Umgang mit der Situation direkt an den FVM gewandt. Da waren viele kreative Ideen dabei. Es gab auch daraufhin viel Kommunikation mit unserer Basis.

Clubs werfen Ihnen vor, dass sie das Meinungsbild durch Ihre Werbung geschönt haben. Müsste ein Meinungsbild nicht unabhängig sein?

Neuendorf: Das sehe ich anders. Ich sehe es als Aufgabe des Verbandes an, Position zu beziehen. Man muss informieren, welche Szenarien es gibt, und sagen, weshalb man eine Linie unterstützt, eine andere eher nicht. Wir haben Vor- und Nachteile aufgezeigt und auf Risiken hingewiesen, die bei einem Abbruchszenario drohen. Bei allen noch zu klärenden Fragen bei einer Fortsetzung der Saison: Diese Variante ist für uns die sicherste und flexibelste. Das müssen wir dann auch so offen kommunizieren.

Aber Ihre Plattform ist eine andere, als die der Vereine, die ihre Fakten über die sozialen Medien nicht in diese Breite tragen können.

Neuendorf: Ich finde es vollkommen in Ordnung, dass die Vereine die Medien nutzen, um ihre Meinung zu vertreten. Und auch die Fragen und Kritik über das Netz an uns sind okay. Aber wenn wir uns als Verband eine Meinung gebildet haben, dann dürfen und müssen wir diese ebenso vertreten können. Wir sind genau dafür gewählt worden. Wir haben in den letzten Wochen viele Überlegungen angestellt, uns vielfach Rat eingeholt und gründlich abgewogen. Im Ergebnis halten wir die Fortsetzung der Saison für die richtige Lösung für die Vereine.

Dennoch bevorzugen zahlreiche Vereine einen Saisonabbruch.

Neuendorf: Das stimmt. Die Vereine müssen sich darüber bewusst sein, was ein Abbruch bedeutet und wie viele Szenarien es bei dieser Variante gibt. Abbruch ist eben nicht gleich Abbruch. Wir haben es vergangene Saison in Bonn hautnah miterlebt: Wenn wir aufgrund des Abbruchs eine Auf- und Abstiegsregelung am grünen Tisch treffen, müssen wir von einem hohen Klagerisiko ausgehen. Vereine, die sich benachteiligt fühlen, könnten gerichtliche Entscheidungen erzwingen. Es drohen langwierige sportrechtliche und gegebenenfalls zivilrechtliche Verfahren, die schlimmstenfalls dafür sorgen, dass wir aufgrund von ausstehenden juristischen Entscheidungen nicht spielen könnten, obwohl wir es eigentlich dürften. Also müssen wir andere, sichere Wege finden.

Wie geht es dann jetzt nach der Abstimmung weiter?

Neuendorf: Wir werden zeitnah mit Präsidium und Beirat das Ergebnis analysieren und über das weitere Vorgehen beraten. Angesichts der Gemengelage werden viele Fragen geklärt werden müssen. Das gehen wir jetzt in Ruhe an.

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