Fünf junge Wilde träumen von Olympia

Mit hervorragenden Leistungen stehen einige Youngster aus dem Verbreitungsgebiet ganz plötzlich im Fokus der Spiele.

 Er ist voller Zuversicht, alle Hindernisse auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio zu überwinden: 400-Meter-Hürdenläufer Christian Heimann. ARCHIVFOTO: W. BIRKENSTOCK

Er ist voller Zuversicht, alle Hindernisse auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio zu überwinden: 400-Meter-Hürdenläufer Christian Heimann. ARCHIVFOTO: W. BIRKENSTOCK

Bonn. Hundertstelsekunden sind nicht viel – ein Wimpernschlag. Im Sport bedeutet der Bruchteil einer Sekunde mitunter alles. Der kurze Zeitraum entscheidet nicht nur über Sieg oder Niederlage – er entscheidet auch über Rio oder Rom, Olympia oder Sommerurlaub.

Anderthalb Sekunden sind für einen 400-Meter-Hürdenläufer die Welt. Mit der Verbesserung seiner persönlichen Bestzeit in der Halle, eben genau um diese anderthalb Sekunden, hat sich Christian Heimann ganz plötzlich in einen elitären Kreis katapultiert. Der Hürdenläufer ist ganz plötzlich ein Olympiakandidat. “Jetzt muss ich die Zeit nur noch auf die Bahn bringen“, sagt Heimann. Ein realistisches Ziel. Der 24-Jährige hat in der Vorbereitung hart gearbeitet. Sowohl was das Trainingspensum als auch die Nebenschauplätze, zum Beispiel die Ernährung, angeht. Und das zahlt sich aus. Plötzlich ist Rio durchaus ein Thema. Auch wenn der Vorsitzende des Stadtsportbundes Bonn (SSB), Michael Scharf, die aktuellen Olympia-Chancen des Leichtathleten vom LAZ Puma Rhein-Sieg mit 35 Prozent vorsichtig beziffert.

Durchaus mehr Chancen rechnet Scharf Konstanze Klosterhalfen aus. Die Mittelstreckenläuferin verbesserte ihre Bestzeit in diesem Jahr gleich mehrfach. „Konstanze hat im Winter überragende Ergebnisse abgeliefert“, so Scharf. „Wenn sie die Form transportiert, wird sie in Rio dabei sein“, sagt der SSB-Vorsitzende. Im Moment fehlen Klosterhalfen genau anderthalb Sekunden. An Rio denkt die 19-Jährige allerdings nicht. „Damit beschäftigen wir uns im Moment nicht“, sagt die Läuferin aus Königswinter-Bockeroth. Der Fokus liegt zunächst auf der U 20-WM. „Ich will einfach eine schnelle Zeit laufen“, so Klosterhalfen, die sich aber natürlich mit dem Gedanken einer Teilnahme in Rio anfreunden kann. „Olympia ist für jeden Leistungssportler ein Traum und noch mal Extramotivation“, sagt sie. Aber: „Wenn es jetzt nicht klappt, dann vielleicht 2020.“

Auch Matthias Sandten von den SSF Bonn träumt von Olympischen Spielen. Er ist im Modernen Fünfkampf zu Hause, eine Disziplin, die der Bonner Verein regelmäßig bei Großereignissen besetzt –mit Aushängeschild Lena Schöneborn. Die Olympiasiegerin von 2008 ist auch in Rio am Start. Für Sandten ein fernes Ziel. „Wenn ich realistisch bin, klammere ich mich da an einen Strohhalm“, sagt Sandten. Der 23-Jährige qualifizierte sich für drei Weltcups in diesem Jahr, erreichte aber nur einmal das Finale. Für ihn ein zufriedenstellendes Ergebnis, für die Olympia-Teilnahme reicht das allerdings noch nicht. „Es wird nicht einfach. Ich müsste schon ein gutes Ergebnis beim vierten Weltcup in Ungarn und dann beim Weltcup-Finale abliefern, für das ich mich aber auch qualifizieren muss“, sagt Sandten. Die Einschätzung teilt auch Scharf. „Matthias hat bei den drei Weltcups leider nur einmal das Finale erreicht und dort keinen vorderen Platz belegt. Seine Chancen sind minimal.“ Doch Sandten hat noch Zeit. „Beim Modernen Fünfkampf, gerade beim Fechten, kann man viel über Erfahrung machen. Da bieten sich bestimmt noch Chancen.“

Ganz anders sieht es bei Mieke Kröger aus. Die Bonner Studentin darf sich seit dem September vergangenen Jahres Weltmeisterin nennen. Kröger gewann mit der Mannschaft bei der Straßenrad-WM in Richmond Gold. Ihre Chancen auf Olympia? „Mieke Kröger ist für die Spiele qualifiziert und bereitet sich gerade auf Rio vor“, sagt Scharf. Für die Radsportlerin erfüllt sich damit jetzt schon der Traum von Rio.

Auch Philipp Waßenberg würde im Sommer gerne nach Brasilien reisen.Die Teilnahme an den Paralympics ist realistisch. Im vergangenen Jahr wurde der Sportler aus Alfter Junioren-Weltmeister. Drei mal. Über 100 und 200 Meter sowie im Weitsprung sicherte er sich Gold. „Philipp hat eine Chance. Er braucht dazu aber gute Ergebnisse“, sagt Scharf. „Die Konkurrenz ist zudem sehr stark.“

Das gilt auch für Christian Heimann, der dennoch an die Chance glaubt. „Früher war Olympia eine Vision“, sagt er. „Jetzt kann man vor Freunden mit fester Stimme von der möglichen Teilnahme an Rio sprechen.“ Die Chance hat sich für den 400-m-Läufer auch erhöht, weil der Deutsche Leichtathletik Verband die Olympia-Normen gelockert hat. Anstatt 49,2 Sekunden muss Heimann 49,4 laufen. Zwei Hundertstel Sekunden. Ein Wimpernschlag – im Sport bedeutet die Zeitspanne schon einmal eine ganze Welt.

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