Schumachers Comeback-Bilanz

Berlin · Die Formel-1-Welt erlebte seit seinem Comeback einen anderen Michael Schumacher. Fern jeglicher Zielsetzung ließ sich der einst verbissene Pilot nicht aus der Gute-Laune-Spur bringen.

 In seiner Zeit bei Mercedes konnte Michael Schumacher (l) über Erfolge nur selten lächeln. Foto: Aldrin Xhemaj

In seiner Zeit bei Mercedes konnte Michael Schumacher (l) über Erfolge nur selten lächeln. Foto: Aldrin Xhemaj

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Es ist der Tag vor Heiligabend 2009 und Michael Schumacher fühlt sich "wie ein Zwölfjähriger, der durch die Gegend hüpft wie ein kleiner Junge". Die Nachricht vom Comeback des mit Abstand erfolgreichsten Formel-1-Piloten faszinierte die PS-Welt und entzückte die Schumi-Fans mindestens so wie den siebenmaligen Weltmeister selbst. Und dann auch noch im Silberpfeil, die deutsche Formel-1-Nationalmannschaft mit Nico Rosberg an der Seite war perfekt.

Nach 1010 Tage und 52 vergeblichen Versuchen für seinen ersten Sieg seit seiner Rückkehr klingt Schumacher ernüchtert: "Ich hatte drei schöne Jahre beim Mercedes-F1-Team, die leider sportlich nicht so gelaufen sind, wie wir uns das alle gewünscht hatten."

Drei Jahre, in denen die Formel 1 einen anderen Michael Schumacher kennenlernte. Drei Jahre, in den der einst so verbissen und siegverwöhnte Kerpener trotz anhaltender Erfolglosigkeit mit sich im Reinen wirkte. Schumacher scherzte, Schumacher lachte. Von Griesgram keine Spur, auch nicht, als ihn zu Beginn der laufenden Saison eine deprimierende Pannenserie immer wieder ausbremste.

Was bleibt aber unter dem Strich, wenn Schumacher in den noch ausstehenden sechs Saisonrennen beginnend mit dem Großen Preis von Japan in gut einer Woche nicht doch noch den Sieg-Coup landet? Schumacher, der viel Spott und Häme einstecken muss, wenn er sich einen - im Fall von Singapur zuletzt auch heftigen - Fehler leistet. Schumacher, der viel Kritik vom Rennstall wegnimmt, wenngleich das Auto und damit das gesamte Team den hohen eigenen Ansprüchen genauso hinterherhinken.

Und Schumacher, der Entwicklungshelfer. In den vergangenen drei Jahren sei die richtige technische Struktur und für das Team die technische Ausstattung geschaffen worden, "langfristigen und anhaltenden Erfolg in der Formel 1 zu erzielen", hieß es in der Mercedes-Mitteilung über den spektakulären Fahrerwechsel im Silberpfeil-Cockpit.

Die Ziele, die Schumacher bei seiner Telefonkonferenz an dem besagten 23. Dezember vor drei Jahren formuliert hatte, blieben jedoch mit dem Silberpfeil so gut wie unerreichbar. "Mein Ziel wird natürlich sein, am Ende oben auf dem Treppchen zu stehen", verkündete Schumacher damals. Den bisher einzigen Sieg des schwäbischen Autobauers nach der Rückkehr in die Königsklasse als Werksteam holte aber Nico Rosberg in China in diesem Jahr. Vom Titel ist Schumacher Lichtjahre entfernt: Aktuell Zwölfter mit 151 Punkten Rückstand auf die Spitze. 2010 wurde Schumacher Gesamt-Neunter, ein Jahr später Achter.

Mit seinem 250. Grand Prix hatte sich Schumacher 2006 in Sao Paulo von der Formel-1-Bühne verabschiedet. Mit seinem 308. Rennen endet nun ebenfalls in der brasilianischen Metropole eine weitere Ära des einstigen Rekordsammlers. "Wir sind entschlossen, die Saison 2012 gemeinsam auf einem Hoch zu beenden", kündigte Teamchef Ross Brawn an. Es wäre zumindest ein passendes vorweihnachtliches Abschiedsgeschenk von Mercedes.

Schumachers Bilanz vor und nach seinem Comeback:

1991 bis 20062010 bis jetzt Rennen 250 52 WM-Titel 7  Siege 91  Podiumsplätze 154 1 Pole Positionen 68 0* Längste Punkte-Serie 24 3 Führungsrunden 5111 3 Schnellste Rennrunden 76 1

* in Monaco erzielte Schumacher in diesem Jahr die beste Qualifikationszeit, verlor aber durch eine Strafe den ersten Startplatz.

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