Großer Preis von Deutschland Hamilton siegt nach Vettel-Crash in Hockenheim

HOCKENHEIM · Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Deutschland in Hockenheim gewonnen. Der Mercedes-Pilot profitierte dabei von einem Unfall von Sebastian Vettel, der in Führung liegend ausschied.

 Hamilton gewann das vorerst letzte Formel-1-Rennen in Deutschland.

Hamilton gewann das vorerst letzte Formel-1-Rennen in Deutschland.

Foto: Jan Woitas

Frustriert hämmerte Sebastian Vettel immer wieder auf sein Lenkrad ein. „Ich habe es versaut, sorry Jungs“, raunzte der Heppenheimer in den Teamfunk, nachdem er bei seinem Heim-Grand-Prix seinen Ferrari in die Leitplank gejagt hatte. Auch im sechsten Anlauf hat Vettel somit die Chance verpasst, seinen Heim-Parcours für sich zu entscheiden. Der Traum, den er als „offenen Wunsch“ beschrieben hat ist geplatzt. Der viermalige Weltmeister kam im Motodrom bei nasser Strecke in Führung liegend in der 52. Runde von der Fahrbahn ab und musste das Rennen beenden. Enttäuscht stapfte er mit geschlossenem Visier davon.

"Ich habe ein kleines bisschen zu spät gebremst, die Hinterräder haben blockiert. Ich ärgere mich sehr über mich selbst, das war ein kleiner Fehler mit einer großen Auswirkung“, erklärte der Heppenheimer später. „Es hat das Rennen stark beeinflusst, weil wir ausgefallen sind, aber das wird mir jetzt nicht den Schlaf rauben, weil ich etwas falsch gemacht habe."Freude dagegen bei Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Der Brite setzte sich nach einer beeindruckenden Aufholjagd vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas und Kimi Raikkonen durch. Zwei Wochen nachdem Vettel Hamiltons Heim-Rennen in Silverstone gewann, revanchierte sich der Brite in Hockenheim. Durch das Aus in der Regen-Lotterie büßte der Heppenheimer die Führung in der Gesamtwertung ein.

Frustriert marschierte Vettel wortlos durch das Fahrerlager. Spitzenreiter ist nun wieder der amtierende Titelträger Hamilton. Der Brite war nach einem Hydraulikschaden im Qualifying von Rang 14 gestartet und hatte sich mit einer sensationellen Aufholjagd kontinuierlich nach vorne geschoben. Bereits nach 15 Runden lag Hamilton wieder auf Rang fünf. Dank einer hervorragenden Reifentaktik und ein wenig Regen-Glück feierte der Weltmeister seinen 66. Grand-Prix-Sieg.

„Ich habe immer daran geglaubt“, sagte der Weltmeister. „Natürlich war ein Sieg sehr unwahrscheinlich. Aber ich hatte eine riesen Unterstützung. Ich habe nicht aufgehört, daran zu glauben. Jetzt ist der Traum wahr geworden. Es ist ein Wunder.“ Hamilton führt in der Gesamtwertung nun wieder mit 17 Zählern vor Vettel. Dabei hatte das Wochenende für den Lokalmatadoren so gut begonnen. Nach starken Trainingsläufen hatte sich der viermalige Weltmeister im Qualifying die Pole Position gesichert. Wenige Stunden vor dem Rennen war Vettel noch strahlend durch das Fahrerlager marschiert, hatte mit den Fans Selfies gemacht und Autogramme geschrieben. Von Druck war keine Spur. Und auch im Rennen lief zunächst alles richtig.

"Es ist albern, wenn ich weiter hinter Kimi bleibe"

71000 Zuschauer verwandelten das Motodrom in ein schwarz-rot-goldenes Meer. Auf Vettel hatte der Empfang offenbar eine pushende Wirkung. Der Lokalmatador erwischte einen guten Start, schob sich vor Valtteri Bottas und fuhr einen ordentlichen Vorsprung heraus. In der 27. Runde wechselte Vettel die Reifen und kam unmittelbar vor dem heranfliegenden Hamilton zurück auf die Strecke. Einzig Teamkollege Kimi Raikkonen konnte Vettel kurzfristig auf Distanz halten. Nach einer eindeutigen Teamorder ließ der Finne den 31-Jährigen jedoch passieren. "Es ist albern, wenn ich weiter hinter Kimi bleibe. Ich zerstöre meine Reifen und vergeude Zeit", hatte Vettel zuvor wütend gefunkt. Der Stall bat Raikkonen sich doch gefälligst an die Strategie zu halten.Bis der leichte Regen einsetzte hatte Vettel seinen Heim-Parcours im Griff.

In der 52 Runde war das Rennen für ihn jäh beendet. Auch bei Hamilton dürfte das Wochenende gemischte Gefühle hinterlassen haben. Allerdings mit einem deutlich besseren letzten Eindruck. Nach seinem Schaden im Qualifying am Vortag legte der Brite einen beeindruckenden Ritt hin, verbesserte sich stetig und pokerte im richtigen Moment. Als die Kontrahenten noch über die richtigen Reifen nachdachten, setzte Hamilton auf „Ultra-Soft“ und war trotz der Trockenreifen und einiger Rutschpartien nicht mehr zu schlagen. „Dank an euch alle“, sagte er im Temafunk. „Das war eine tolle Arbeit.“

Vettel stand zu diesem Zeitpunkt bereits niedergeschlagen bei seinem Team. Nur ein Überholversuch von Bottas brachte den Briten und sein Team noch einmal ins Schwitzen. Der Finne erhielt prompt die Anweisung, seine Position zu halten. Das tat er und belegte vor Raikkonen den zweiten Rang. Platz vier ging an den Niederländer Max Verstappen. Angefeuert von etlichen Fans in Orange sammelte der 20-Jährige weitere Punkte in der Gesamtwertung. Nico Hülkenberg beendete das Rennen auf Rang fünf. Nach dem sensationellen Erfolg trübte selbst das heftige Gewitter zur Siegerehrung nicht die Freude des Briten.

Für Vettel war es vorerst die letzte Chance, den Heim-Grand-Prix doch noch zu gewinnen. Die Hockenheim-Verantwortlichen befinden sich zwar in Gesprächen mit den Rechteinhabern der Serie, eine Einigung gestaltet sich allerdings äußerst schwierig.

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