Kommentar zur Formel 1 Sicherheit vor Design

Meinung | Bonn · Mit der Einführung von Halo in die Formel 1 sollen die Köpfe von Vettel und Co. besser geschützt werden, doch die Lösung ist noch nicht ausgereift.

Die Diskussion um die Sicherheit ist so alt wie der Motorsport. Seine Geschichte ist voll mit den Taten tollkühner Männer in ihren rasenden Kisten, die sie nicht selten das Leben kosteten. In der Formel 1 war das Horror-Wochenende von 1994 in Imola das einschneidenste Ereignis, als zunächst der Österreicher Roland Ratzenberger im Training ums Leben kam und im Rennen dann der Unfalltod von Ayrton Senna die Welt in einen Schockzustand versetzte. Bei weiteren Zwischenfällen gab es einige Verletzte.

Seitdem hat sich viel getan in der Königsklasse des Motorsports – an den Autos, an den Strecken, an den Sicherheitsvorkehrungen rund um die Organisation der Grand-Prix-Rennen. Doch maximale Sicherheit lässt sich in diesem Sport nicht herstellen. Ein Restrisiko bleibt. Nicht zuletzt der Tod Jules Bianchis, der 2014 beim Rennen in Suzuka in einen Bergekran am Rande der Strecke gerast war und sich dabei tödliche Kopfverletzungen zugezogen hatte, hat das schmerzhaft bewusst gemacht.

Auch mit dem Halo-Schutz, der in der nächsten Saison den Kopf der Piloten schützen soll, wäre der Franzose seinem Schicksal wohl kaum entronnen. Zu heftig war der Aufprall. Aber das Ereignis macht klar, warum die Regelhüter des Weltverbandes so vehement auf die Einführung des „Heiligenscheins“ drängen. Denn nach allen Verbesserungen der vergangenen Jahre ist es vor allem der Kopf des Fahrers, der dem höchsten Restrisiko ausgesetzt ist. Wer sich an den Unfall von Felipe Massa 2009 in Ungarn erinnert, dem wird bewusst, was die Verantwortlichen antreibt. Wie ein Geschoss war der Brasilianer bei hohem Tempo von eine Stahlfeder getroffen worden und zog sich dabei schwere Kopfverletzungen zu. Massa überlebte, doch er hätte bei dem Vorfall auch sterben können.

Aber bringt dieser Titan-Bügel wirklich so viel mehr Schutz? Von 17 Prozent mehr Überlebenschance ist zwar die Rede, doch es sind durchaus einige Szenarien vorstellbar, in denen der Bügel nicht wirkt oder sogar Trümmerteile in Richtung Kopf des Fahrers ablenken könnte. So gesehen kann Halo nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Und es fragt sich, ob der Weltverband das unausgereifte System nicht vorschnell realisiert.

Wer den Schutz allerdings rein aus ästhetischen Gesichtspunkten ablehnt, denkt zu kurz. Da gab es in der Vergangenheit schon schlimmere Designsünden. Sicherheit geht vor – auch und vor allem in der Formel 1.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort