1. FC Köln Zusammenhalt und Glaube

KÖLN · Der FC baut sich an seiner starken Leistung gegen Leipzig auf. Es gibt keine Trainerdiskussion.

Der Misserfolg treibt so seine Blüten. Als der tiefe Fall des 1. FC Köln am Sonntagabend kurz vor 20 Uhr durch die 1:2-Heimschlappe gegen RB Leipzig um ein Kapitel angereichert war, konfrontierte ein Journalist Peter Stöger mit einer eigenartigen Frage. Ob es leichter für ihn als FC-Trainer sei, mit Niederlagen nach guten Leistungen seiner Mannschaft umzugehen als nach schlechten Leistungen, wollte der Herr wissen. Diese Frage brachte das ganze Dilemma des Tabellenfünften der Bundesliga-Saison 2016/17 zum Vorschein. Das Thema sind Niederlagen, wie auch immer sie zustande gekommen sind.

Stöger hatte wenig Mühe, die Frage zu beantworten: „Natürlich ist es angenehmer, wenn die Mannschaft gut spielt. Die Jungs sind richtig fleißig und mental gut unterwegs“, sagte der Österreicher. Es nützt aber alles nichts, wenn die Tabelle den FC nach sieben Spieltagen mit einem Punkt und 2:15-Toren als Liga-Schlusslicht ausweist: „Am Ende reden wir von Ergebnissen. Wenn die trotz guter Leistungen auf Sicht nicht stimmen, weiß ich nicht, was das mit einem macht. Irgendwann kannst du das nicht mehr kompensieren.“

Der 51-Jährige fiel auch nach der erneut unglücklichen Niederlage gegen Leipzig nicht in Depressionen. Er verschwendete auch keinen Gedanken daran, seine erste sportliche Krise in Köln als aussichtslos zu bezeichnen und hinzuschmeißen: „Es ist gerade schwierig, und jetzt soll ich mich verpissen? Für mich ist das überhaupt kein Thema. Der Verein ist mir ganz wichtig. Wenn jemand allerdings das Gefühl hätte, es würde nicht mehr passen, müsste man reden.“

Auf diese Art von Unterhaltung wartet Stöger wohl vergeblich. Auf die erstmals auftauchende Trainerfrage fand Manager Jörg Schmadtke jedenfalls eine klare Antwort: „Wie die Mannschaft spielt und wie Mannschaft und Trainerteam miteinander arbeiten, spricht nicht dafür, dass wir einen Wechsel vollziehen müssten“, erklärte der Sportchef und manifestierte seine Worte über den Augenblick hinaus: „Ich bin kein Freund davon zu vergessen, was gestern oder vorgestern war. Die Frage ist, wie arbeitet die Gruppe zusammen? Und das funktioniert.“

Der Glaube an bessere Zeiten ist trotz der misslichen Lage also vorhanden und stützt sich nicht allein auf das Prinzip der Hoffnung. „Was ich an unserer Mannschaft so toll finde, ist, dass viele andere bei einem 0:2-Rückstand in der 80. Minute den Kopf in den Sand stecken würden. Wir wollten das Spiel aber unbedingt drehen“, startete FC-Stürmer Leonardo Bittencourt nach dem Spiel gegen Leipzig einen flammenden Appell. „Wenn wir so weitermachen, respektieren die Fans das auch. Ich ziehe den Hut davor, wie sie uns nach dem Spiel gefeiert haben. Wie wir in der zweiten Halbzeit gegen Belgrad und heute 90 Minuten aufgetreten sind, zeigt, dass die Mannschaft Bock darauf hat, diese Situation zu überstehen. Mit dem Trainer, mit allen. Wenn man sieht, wie wir zusammenstehen, kann das nur der Weg sein.“

Ein schwieriger Weg, auf dem es neben den zuletzt starken Leistungen und der fantastischen Unterstützung durch die Fans weitere Anlässe zur Hoffnung gibt. Zum Beispiel die selbstbewusste und starke Performance von Tim Handwerker auf der offensiven linken Seite mit der gefühlt besten FC-Flanke der Saison zum 1:2 von Yuya Osako (82.). Zudem deutete der ob seines Alters viel diskutierte Neuzugang Claudio Pizarro an, welchen Wert er für den FC noch haben kann. Nach seiner Einwechslung (54.) hatte er einige gute Aktionen, machte den Ball fest und setzte seine Mitspieler gekonnt ein. Die Präsenz und Persönlichkeit des Peruaners auf dem Platz könnte ferner den Druck von anderen Spielern nehmen.

„Als er reinkam, dachte ich, wir hätten ein Tor geschossen, so laut war es. Wir brauchen seine Hilfe“, sagte Bittencourt. „Claudio hat uns ohne Anlaufzeit sofort gut getan“, ergänzte Kapitän Matthias Lehmann. Und Stöger? „Ich glaube, er kann der Gruppierung helfen. Aber er ist nicht der alleinige Heilsbringer.“ Stimmt, denn dafür braucht es Ergebnisse, wie Jörg Schmadtke betonte: „Wir können über alles diskutieren, aber am Ende wird es um Punkte gehen.“

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