Interview mit CDU-Politiker Wird Wolfgang Bosbach Präsident beim 1. FC Köln?

Köln · Wolfgang Bosbach zu Pfiffen im Stadion, zur Notwendigkeit des Aufstiegs, zu punktuellen Verstärkungen, zum Geschäftsführer-Duo Wehrle/Veh und zu seiner möglichen Präsidentschaftskandidatur beim 1. FC Köln.

Herr Bosbach, Sie werden als Kandidat für das Präsidentenamt des 1. FC Köln gehandelt. Wie stehen Sie dazu?

Wolfgang Bosbach: Aus vielen Gesprächen und zahllosen Zuschriften weiß ich, dass das für viele Menschen ein wichtiges Thema ist. Aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur dringend empfehlen, dass wir uns zu 100 Prozent auf die sportliche Lage des Vereins konzentrieren. Dazu gehört vor allem die Beantwortung der Frage, wie wir uns für die 1. Bundesliga sportlich aufstellen müssen, um nicht wieder in Abstiegsgefahr zu geraten. Deshalb müssen wir die volle Konzentration auf das Kerngeschäft des 1. FC Köln richten: dauerhaft wirklich erstklassigen Fußball zu spielen.

Wie sehen Sie die aktuelle Situation des Clubs?

Bosbach: Entscheidend ist für mich nicht, an welchem Spieltag wir aufsteigen. Entscheidend ist, dass wir aufsteigen. Danach muss es kurzfristig das Ziel eines großen Vereins wie dem 1. FC Köln sein, sich in der Bundesliga im gesicherten Mittelfeld der Tabelle zu platzieren. Mittel- und langfristig sollte der Blick Richtung obere Tabellenhälfte gehen.

Trotz der Tabellenführung sind jüngst Spannungen aufgetreten.

Bosbach: Auch ich war über die Leistung in Dresden mehr als nur enttäuscht – zumal ich das Hinspiel miterlebt hatte. Natürlich konnte man nicht erwarten, wieder mit 8:1 zu gewinnen. Bei diesem Spiel war ja jeder Schuss ein Tor. Ein Sahne-Tag. Aber dass man in dieser Art und Weise verliert, hatte ich wirklich nicht erwartet. Am Sonntag hatte man nie das Gefühl, dass die Mannschaft dieses Spiel noch zu ihren Gunsten umbiegen kann. Das spielerische Potenzial dazu hat sie zweifellos, aber Dresden hat gezeigt: Vieles im Fußball ist auch Kopfsache.

Wie bewerten Sie die öffentliche Kritik an Trainer Markus Anfang?

Bosbach: Von einer Trainer-Diskussion halte ich überhaupt nichts. Wir sollten die Saison mit sportlich guten Leistungen zu Ende bringen. Wenn wir jetzt anfangen, über den Trainer oder einzelne Spieler zu diskutieren, dann ist das nur ein Alibi für weitere enttäuschende Leistungen. Auch die Mannschaft muss wissen, dass es jetzt in erster Linie an ihr liegt. Sie spielt auf dem Platz, sie muss die Leistung bringen. Eine Leistung, die nicht nur die Zuschauer und Fans erwarten, sondern die auch ihrem eigenen Anspruch als souveräner Tabellenführer entsprechen muss. Sie hat aufzutreten wie ein Spitzenreiter, und ich bin zuversichtlich, dass sie mit genau dieser Haltung gegen Darmstadt auf den Platz kommen wird.

Wie haben Sie die Pfiffe des Publikums nach dem 1:1 gegen den HSV empfunden?

Bosbach: Man muss für die Enttäuschung der Fans Verständnis haben. Zumal die Spieler selbst über ihre Leistung enttäuscht waren. Wir diskutieren seit Wochen die Frage, ob die Kölner Fans zu viel erwarten. Ich glaube nicht, dass ihre Erwartungshaltung zu hoch ist. Es ist nicht zu viel verlangt zu erwarten, dass der Spitzenreiter beim Tabellenletzten nach einer 4:2-Führung auch gewinnt. Es ist auch nicht zu viel verlangt, die 1:0-Führung gegen den HSV über die Runden zu bringen. Da kann ich nach den beiden Unentschieden verstehen, dass die Fans enttäuscht sind – vom 0:3 in Dresden einmal ganz abgesehen. Und dann muss man dieser Enttäuschung auch Ausdruck verleihen dürfen. Die Pfiffe haben nichts mit einer Abwendung von der Mannschaft zu tun. Für mich war das eher Motivation für die folgenden Spiele. Wir haben ja nach wie vor gute Fußballer auf dem Platz. Das hat die Mannschaft auch in dieser Saison schon oft bewiesen.

Sie halten die Erwartungshaltung insgesamt, souverän als Zweitligameister aufzusteigen, also nicht für zu hoch?

Bosbach: Es war ganz wichtig, dass die Mannschaft nach dem enttäuschenden Abschneiden mit dem Abstieg in der letzten Saison nicht auseinandergebrochen ist, sondern wichtige Leistungsträger gehalten werden konnten. Natürlich haben einige gute Spieler den Verein verlassen, aber wir haben uns auch gut verstärkt. Der 1. FC Köln besitzt einen Kader, mit dem er in der 1. Bundesliga mitspielen könnte. Aber besser als alle anderen weiß Armin Veh, dass die Mannschaft nach dem Aufstieg dennoch punktuell verstärkt werden muss.

Was nährt Ihre Gewissheit, dass man sich gut verstärken wird?

Bosbach: Das sind vor allem zwei Gründe. Zum einen steht der Verein wirtschaftlich blendend da. Das haben wir Alex Wehrle zu verdanken. Der zweite Punkt ist Armin Veh. Er bringt unglaublich viel Erfahrung als Trainer in sein Amt als Sportchef ein. Er weiß ganz genau, auf welchen Schlüsselpositionen die Mannschaft personell verstärkt werden muss. Schließlich soll sie auf Dauer wieder eine gute Rolle in der Bundesliga spielen.

Sie sind also guter Hoffnung.

Bosbach: Ja, das Umfeld stimmt, das Wirtschaftliche stimmt, und wir haben zwei herausragende Geschäftsführer, um die uns viele Vereine beneiden. Ich habe das Gefühl, dass es menschlich zwischen ihnen funktioniert. Das ist wichtig. Sie müssen harmonieren und dürfen sich nicht misstrauen. Schließlich sind die beiden die tragenden Säulen des Vereins außerhalb des Spielfelds.

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