Interview mit Markus Ritterbach Vizepräsident über das Zerwürfnis beim FC

Köln · Viel ist in den vergangenen Tagen über die Umstände des Rücktritts von Werner Spinner geschrieben und spekuliert worden. FC-Vizepräsident Markus Ritterbach (55) sagt im Gespräch mit Joachim Schmidt, was die wirklichen Gründe für das Zerwürfnis beim Fußball-Zweitligisten waren.

Herr Ritterbach, nach dem Rücktritt von Werner Spinner sollte Ruhe im Verein einkehren. Das Gegenteil ist der Fall.

Markus Ritterbach: Der Gemeinsame Ausschuss hatte abgesprochen, dass sich zum Wohl des Vereins keine Seite über den veröffentlichten Pressetext hinaus äußert.

Anders als die Gegenseite haben Sie und Toni Schumacher sich bislang daran gehalten.

Ritterbach: Ich würde nicht „Gegenseite“ sagen. Aber es kommt in einer Art und Weise und einer Häufung zu Berichten und Behauptungen, die einfach falsch sind und dem Verein schaden. Und dies zwingt Toni Schumacher, Alexander Wehrle und mich dazu, einige Dinge klarzustellen.

Beispielsweise, dass Spinner bis zur Wahl im September Präsident bleiben sollte?

Ritterbach: Wir wussten, dass Werner Spinner nicht erneut kandidieren wollte. Angesichts seiner Gesundheit kann das jeder verstehen. Aber es wäre gut für den Verein gewesen, wenn er bis September im Amt geblieben wäre. Wir wollten stets eine vorzeitige Funktionärsdiskussion vermeiden. Es ging darum, dem Aufstieg alles andere unterzuordnen. Alle Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses wollten deshalb keinen sofortigen Rücktritt von Spinner.

Die Zusammenarbeit mit Spinner soll allerdings immer schwieriger geworden sein.

Ritterbach: Das stimmt, und das bedauere ich. Wir waren mal ein Team, das füreinander eingestanden ist. Es waren zuletzt jedoch schwierige Bedingungen. Werner Spinner war nach seiner schweren Herzoperation verändert. Trotzdem muss man das Gesamtbild der vergangen sieben Jahre sehen – und das ist positiv.

Es heißt, das Vertrauensverhältnis zu Spinner sei irreparabel zerstört gewesen.

Ritterbach: Dass in einem Team nicht immer alle derselben Meinung sind, ist normal und für die Diskussion von Vorteil. Hinterher müssen jedoch alle die Mehrheitsbeschlüsse mittragen.

Was hat letztlich das Fass zum Überlaufen gebracht?

Ritterbach: Aus dem Skiurlaub hat Spinner nach dem 3:1 gegen Sandhausen eine Sprachnachricht an Toni Schumacher und mich geschickt. Er vertrat die Meinung, dass wir nach dem Spiel in Ingolstadt entweder Trainer Markus Anfang oder die Geschäftsführung mit Armin Veh und Alexander Wehrle entlassen sollten. Wen es treffen sollte, wollte er Toni und mir überlassen.

Wie begründete er das?

Ritterbach: Nicht nachvollziehbar. Aber an anderer Stelle sagte er einmal, dass er bei der Entlassung von Jörg Schmadtke zu lange gewartet habe. Das dürfe ihm nicht noch einmal passieren. Ich persönlich glaube, davon war er getrieben. Aber so eine Situation wie damals haben wir aktuell nicht.

Es war seine Forderung, aber Sie sollten sie umsetzen?

Ritterbach: Ja, denn er befand sich im Skiurlaub. Es war klar, dass Toni Schumacher und ich dieser Forderung nicht nachkommen konnten und wollten. Deshalb kam es zu einem Krisengespräch. Toni versuchte noch, leider vergeblich, zwischen Werner und Armin zu vermitteln. Wir hatten die Hoffnung, das sei noch zu reparieren. Armin Veh sah sich jedoch genötigt, den Vertrauensbruch öffentlich zu machen.

Das hätte Vehs Kündigung nach sich ziehen müssen.

Ritterbach: Wir haben ihm intern deutlich gesagt, dass Zeitpunkt und Form seiner Äußerungen falsch waren. Im Gemeinsamen Ausschuss waren wir uns dennoch in Abwesenheit von Spinner alle einig, dass wir Veh stützen. In derselben Sitzung habe ich betont, dass ich an der Seite von Spinner nicht mehr weiter im Vorstand arbeiten würde, wenn er sich nicht anders verhält. Das Vertrauen war endgültig weg.

Warum haben Sie diese Hintergründe nicht sofort publik gemacht?

Ritterbach: Weil wir gehofft hatten, dass alle nun darum bemüht sind, wieder Ruhe einkehren zu lassen. Aber wir sind an einem Punkt angelangt, da müssen wir den Club, unsere Geschäftsführung und uns vor Legendenbildung schützen. Armin Veh und Alex Wehrle haben unseren Präsidenten nicht aus dem Amt geputscht, so etwas würden wir nie zulassen. Er hatte sich in den Gremien isoliert. Mir ist aber wichtig, die Verdienste von Werner Spinner nie aus den Augen zu verlieren.

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