Vor rheinischem Derby Trainer des 1. FC Köln appelliert an Pflichtbewusstsein

Köln · „Wir sind Profisportler. Wir haben eine Verantwortung gegenüber unserem Club, unseren Fans und uns selber“, sagte Markus Gisdol, der Trainer des 1. FC Köln vor dem rheinischen Derby bei Bayer 04 Leverkusen am Mittwoch.

 Trainer Markus Gisdol appelliert an das Pflichtbewusstsein seiner Spieler vom 1. FC Köln.

Trainer Markus Gisdol appelliert an das Pflichtbewusstsein seiner Spieler vom 1. FC Köln.

Foto: dpa/Martin Meissner

Markus Gisdol findet sich dieser Tage in einer Situation wieder, die für ihn neu ist als Trainer des 1. FC Köln. Vor dem rheinischen Derby der Fußball-Bundesliga am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) bei Bayer 04 Leverkusen sah sich der Schwabe dazu veranlasst, an das Pflichtbewusstsein seiner zuletzt arg enttäuschenden Spieler zu appellieren: „Wir sind Profisportler. Wir haben eine Verantwortung gegenüber unserem Club, unseren Fans und uns selber.“ Das schlimme 1:2 gegen Union Berlin, das in seiner Gesamtheit einem Rückfall in überwunden geglaubte Hinrunden-Zeiten unter Achim Beierlorzer glich, dürfe deshalb nur „ein Ausrutscher“ gewesen sein. „Das können wir besser und das wollen wir besser zeigen“, erklärte Gisdol am Montag.

Allerdings hat der 1. FC Köln nun schon seit einigen Wochen kaum noch etwas von dem gezeigt, was ihn in seiner sportlichen Hochphase zwischen Mitte Dezember und März fast schon unbesiegbar machte. Das Vorpreschen vom letzten Tabellenplatz bis ins gesicherte Mittelfeld hat für einen frühzeitigen Spannungsabfall in der Kölner Mannschaft gesorgt, der es nun nicht mehr zu gelingen scheint, die beiden Leitungsenden wieder zusammenzustecken, um diese in vielerlei Hinsicht so denkwürdige Bundesliga-Saison zu einem sportlich würdigen Abschluss zu bringen.

Neun weniger abgespulte Kilometer als der Kontrahent dienen als eindeutiger Beleg dafür, dass es den Kölnern gegen Union Berlin im Gefühl des sicheren Klassenerhalts gar an grundsätzlichen Dingen wie Einsatz- und Laufwillen fehlte. Ein charakterliches Problem weist Markus Gisdol allerdings energisch zurück: „Die Mannschaft ist in Ordnung. Es sind gute Jungs darin, die sich selbst ärgern, wenn sie nicht gewinnen“, versichert der 50-Jährige. Horst Heldt pflichtet ihm bei: „Wir haben eine Mannschaft, die ist grundsätzlich ehrgeizig, grundsätzlich gewillt, erfolgreich Fußball zu spielen. Und sie ist auch gewillt, schönen Fußball zu spielen“, sagt der Kölner Sportchef.

All dies klappte zuletzt nur noch selten. Markus Gisdol sieht sich deshalb gefordert, seinen ziellos dem Saisonende entgegentaumelnden Spielern Unterstützung zukommen zu lassen: „Sie brauchen Hilfe, und wir versuchen, ihnen diese Hilfe zu geben.“ Eines will der FC-Coach dagegen ganz sicher nicht tun: „Ich werde die Mannschaft nicht in eine Ecke stellen.“

Auch von Vergleichen mit früheren Kölner Mannschaften, die durch merkwürdige Leistungsschwankungen auffielen, hält Gisdol wenig: „Ich kann in diese Kerbe aktuell nicht miteinschlagen.“ Corona-bedingt ergibt sich für den FC-Trainer ohnehin ein schwer einzuschätzendes Gesamtbild: „Wir haben eine Situation, die es vorher so noch nie gab. Deshalb gibt es keine Parallelen für mich.“

Das, was sich sein Team am Samstag leistete, will Markus Gisdol so aber nicht noch einmal erleben: „Das werde ich auch nicht akzeptieren“, warnte der FC-Coach. Gisdol hat dies intern „deutlich angesprochen“ und dabei eine „sehr selbstkritische“ Kölner Mannschaft wahrgenommen. Ob sich die FC-Profis Gisdols Standpauke tatsächlich zu Herzen genommen haben, wird die Partie bei Champions-League-Aspirant Leverkusen zeigen. Gisdol fordert für das Derby jene „Gier, Bereitschaft und Mentalität, die wir für unser Spiel brauchen“. Und die den Kölnern in der Hinrunde zu einem 2:0-Überraschungscoup verhalf.

Überhaupt wollen der FC-Coach sowie Sportchef Horst Heldt in den drei ausstehenden Saisonspielen noch einmal ganz genau hinschauen. „Wer liefert, wer ist da, wer möchte? Das ist wichtig für unsere Zukunftsplanung. Gerade jetzt nehmen wir für die nächste Saison unheimlich viel mit“, meint Gisdol. Ganz am Ende dieser Spielzeit geht es also noch einmal verstärkt um die persönliche Zukunft der FC-Profis. „Und dann“, kündigt Horst Heldt an, „werden wir alle Erkenntnisse einfließen lassen, unsere Maßnahmen ergreifen und konsequent handeln.“ Mit einem Ziel: „Es geht um das Bestmögliche für den 1. FC Köln.“

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