1. FC Köln Probleme des 1. FC Köln liegen in der Luft

KÖLN · Das Offensivsystem des neuen Kölner Trainers Markus Anfang birgt Risiken. Mit Jorge Meré in der Innenverteidigung haben die Kölner in der Abwehr möglicherweise Defizite bei Kopfbällen.

Als der 1. FC Köln vor fünf Jahren letztmals in eine Zweitligasaison startete, da spielte viel Ungewissheit mit. Vier Remis in den ersten fünf Spielen bedeuteten Mittelmaß. Am Saisonende aber war man Erster mit einer bemerkenswerten Bilanz von 53:20 Toren; 17 Mal spielte man zu null. Und die 20 Gegentreffer bedeuten noch immer Liga-Rekord. Den – davon darf man ausgehen – wird die jetzige FC-Mannschaft nicht verbessern.

Warum? Weil ein anderer, wesentlich mehr auf Angriff und Attacke ausgerichteter Fußballstil von Markus Anfang gepflegt wird. Diese Gier nach Torerfolgen wird, so zeigten es jedenfalls die Vorbereitungsspiele, zu Lasten der Torverhinderung gehen. Das ist zwar nicht unbedingt im Sinne des Trainers, steckt aber irgendwie in der Natur der Sache.

Ein Beleg dafür ist auch das Torverhältnis der Kieler, bei denen der 44-Jährige in der Vorsaison mit seinem Offensivfußball für Furore sorgte. Zwar waren die Holsteiner mit 71 Treffern das torgefährlichste Team, ließen aber eben auch 44 Gegentore zu. Nun deutete sich im letzten Test beim 5:3-Erfolg gegen Bundesligist Mainz 05 ein womöglich hausgemachtes Problem in der Kölner Abwehr an. Der für einen Innenverteidiger nur 1,82 Meter lange Jorge Meré erhielt den Vorzug vor dem 1,96 Meter großen Lasse Sobiech. Während der Spanier trotz einer starken Sprungkraft und guter Koordination Probleme in den Luftduellen offenbarte, hatte der vom FC St. Pauli geholte Westfale bei seinen Einsätzen so gut wie kein Kopfballduell verloren.

Risiko bei Ballverlusten?

Dass der 21-jährige Jorge Meré wohl auch am Samstag in Bochum in der Startelf steht, dürfte er seinem guten Aufbau- und Pass-Spiel verdanken. Der im nur gut 25 Kilometer von Bochum entfernten Schwerte aufgewachsene Sobiech ist diesbezüglich etwas vorsichtiger in seinem Zuspiel, scheut eher den risikoreichen, womöglich aber öffnenden Pass in die Tiefe.

Nun mag Markus Anfang Defizite in der Körperlänge nicht gleich mit verlorenen Kopfballduellen und verschuldeten Gegentreffern in eine Kausalkette bringen. „Gegen Mainz haben wir zwei Mal versucht, Probleme auf die lockere Art zu lösen. Das ging schief, es gab Ballverluste und letztlich dann Gegentore“, analysierte der Trainer. Für ihn ist es wichtig, dass vor der Abwehrkette nicht unaufmerksam gespielt wird. Ballverluste in der Vorwärtsbewegung können angesichts nur eines Defensivspielers vor der Abwehrreihe und den beiden nach vorne geschobenen Außenverteidigern dann zum Risiko werden.

Stetiger Prozess der Weiterentwicklung

„Es kann bei uns aber auch noch nicht alles funktionieren. Wir sind nach wie vor in der Aufbauphase, und es wird ein stetiger Prozess der Weiterentwicklung sein“, sagte Anfang und versuchte so, Verständnis dafür zu finden, dass die Spieler nach fünfwöchiger Vorbereitungszeit und dem Erlernen des neuen Spielsystems noch nicht perfekt sein könnten.

Einer, der die Ideen des Trainers am besten kennt und auf seiner Position oft fehlerlos umzusetzen versteht, ist Rafael Czichos. Deshalb ist der Innenverteidiger in der Abwehr gesetzt. Wer auf Dauer rechts von ihm spielen wird, dürfte abgesehen vom ersten Spieltag offen sein. Wobei Markus Anfang selbst für die Auftaktpartie in Bochum noch eine Variante offen ließ. Womöglich könne Sobiech doch von Beginn an ebenso wie Meré dabei sein. Denn der Spanier könne auch als rechter Außenverteidiger eingesetzt werden, nachdem die dafür vorgesehenen Kandidaten Matthias Bader und Benno Schmitz verletzt ausfallen.

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