Teilnahme am Training Modeste reicht Klage gegen den FC ein
Köln · Neuer negativer Höhepunkt im Wechseltheater um FC-Stürmer Anthony Modeste. Der 29-Jährige klagt vor dem Kölner Arbeitsgericht auf eine weitere Teilnahme am Training des FC. Sportdirektor Schmadtke zeigt sich verwundert.
Falls es überhaupt möglich war, ist es seit diesem Dienstag noch ein wenig unwahrscheinlicher geworden, dass Anthony Modeste jemals das Trikot des chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian tragen wird. Der Stürmer des 1. FC Köln hat durch seinen Rechtsanwalt beim Kölner Arbeitsgericht Klage gegen seinen Arbeitgeber eingereicht. Er will wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Und zwar sofort.
Am Donnerstag um 11 Uhr wird sich das Gericht des Falles annehmen. Modeste möchte laut Gericht eine einstweilige Verfügung erwirken, um seinen Mannschaftskollegen ins Trainingslager nach Österreich folgen zu dürfen. Sein Verein hatte ihn vorigen Freitag vom Training freigestellt, um „Gespräche“ zu führen und seinen Wechsel voranzutreiben, der bereits mehrfach spruchreif zu sein schien.
Die Freistellung von Modeste endet am Freitag, kommende Woche dürfte er also ohnehin wieder zur Mannschaft stoßen. Sollte Modeste nun vor Gericht Erfolg haben, könnte er noch am Donnerstag nach Österreich fliegen, einmal trainieren und dann mit seinen Kollegen am Freitag die gemeinsame Heimreise antreten. Am Freitag endet zudem in China die Wechselfrist.
Schmadtke zeigt sich verwundert
Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke erfuhr am Dienstag bei einem Termin in Graz durch einen Anruf dieser Zeitung vom anstehenden Gerichtstermin und dem Verfahren „Anthony Modeste gegen 1. FC Köln GmbH & Co.KGaA“ (Aktenzeichen: 2 Ga 55/17). „Dass die Öffentlichkeit vor dem Verein informiert wird, halte ich für ungewöhnlich“, wunderte sich Schmadtke und ergänzte: „Dieser Schritt ist das gute Recht von Anthony Modeste, mich überrascht es nicht.“
Deutlicher als mit dieser Klage hätte Modeste, mit 25 Treffern erfolgreichster Torschütze seines Vereins in der abgelaufenen Saison, wohl keine Absage nach China schicken können. Auch seine Ehefrau soll zuletzt von seinen Wechselabsichten wenig begeistert gewesen sein. Schließlich hatten wohl auch steuerliche Aspekte beim Transfer der Ablösesumme, die bei etwa 35 Millionen Euro liegen soll, eine Rolle gespielt. Der 1. FC Köln hatte schließlich am Montag Rechtsanwalt Dr. Stefan Seitz beauftragt, den Verein bestmöglich in diesem Fall zu beraten. Seitz hat bereits mehrfach den einstigen FC-Trainer Christoph Daum vertreten.
Modeste lässt sich in der arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung von Professor Remo Laschet vertreten, Anwalt einer Kölner Kanzlei und Bruder von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Der 1. FC Köln ließ am Dienstag verlauten, sich vorerst nicht mehr zu dem laufenden Verfahren äußern zu wollen.
Modeste scheint selbst keine Lust mehr auf China zu haben
Schon mehrfach schien der Wechsel von Modeste nach China nur noch Formsache gewesen zu sein. Um den Wechsel perfekt zu machen, hatte sich Schmadtke Mitte Juni mit allen Beteiligten zu Verhandlungen auf Ibiza getroffen. Doch dann scheiterte der Transfer dem Vernehmen nach an den Zahlungsmodalitäten und der Höhe der Berater-Honorare.
All dies schien im zweiten Anlauf geklärt worden zu sein. Der chinesische Club sei mit den Bedingungen des FC einverstanden, hieß es zuletzt. Nun scheint Modeste selbst keine Lust mehr auf das Abenteuer China zu haben. Sein Vertrag beim FC läuft bis Juni 2021. Die Fans hatten ihn beim Trainingsauftakt am Geißbockheim trotz der Wechsel-Diskussionen freundlich empfangen und applaudiert, als er den Rasen betrat. Mit Jhon Cordoba vom FSV Mainz 05 hat der 1. FC Köln bereits einen Stürmer verpflichtet, der eigentlich als Nachfolger für Modeste geplant war.
Dass Spieler gegen ihren Verein vor dem Arbeitsgericht klagen, ist nicht neu. Bernd Schuster hatte 1996 erfolgreich erstritten, wieder am Training von Bayer Leverkusen teilnehmen zu dürfen.
