1. FC Köln Modeste im europäischen Fokus

KÖLN · Mit seinen drei Treffern beim 3:0 gegen den Hamburger SV hat Anthony Modeste auch das Interesse der internationalen Clubs geweckt. In Frankreich feiern ihn die Fußball-Magazine.

Europas Sportmedien schauen seit Sonntag auf Köln. Anthony Modeste hat es mit seinem 24-Minuten-Hattrick und seinen Saisontreffern neun bis elf möglich gemacht. Der 28-Jährige hat sich ins Rampenlicht der Fußballpresse geschossen. So stellte ihn die „L’Equipe“ über die aktuellen französischen Nationalstürmer und zog zum Abschluss ihres Vergleichs den Hut: „Chapeau!“

Noch weiter ging man bei „France Football“. Das Fachmagazin („Ein unglaublicher Modeste war nicht aufzuhalten. Er hört nicht auf! Wie weit geht er noch?“) führte eine Leserbefragung durch, ob Nationaltrainer Didier Dechamps den Kölner erstmals in den Kader der französischen Nationalmannschaft für die Spiele gegen Schweden (WM-Qualifikation) und die Elfenbeinküste berufen soll. Die Befürworter unter den bis zum Abend rund 4000 Teilnehmern lagen mit 53 Prozent knapp vorne. Mit seinen elf Toren in neun Spielen führt Anthony Modeste die Rangliste der besten Torschützen in den europäischen Top-Ligen vor Edin Dzeko (AS Rom) und Edison Cavani (Paris Saint-Germain, jeweils zehn Tore in elf Spielen) an.

Was dem Südfranzosen mit karibischen Wurzeln jetzt gelang, schafften beim 1. FC Köln bislang nur Dieter Müller (1977/78) – wobei ihm der bis heute gültige Bundesligarekord von sechs Treffern in einem Spiel (beim 7:2 gegen Werder) gelang – und Christian Müller (1964/65). Dem so im Rampenlicht stehenden Anthony Modeste war die europaweite Aufmerksamkeit fast unangenehm. „Ich denke nicht darüber nach, wie viele Tore ich habe. Ich schieße sie für den Erfolg der Mannschaft. Ich bin keine One-Man-Show“, teilte er mit. Man sei so erfolgreich, weil alle an einem Strang ziehen würden. Dabei zählte er neben den Kollegen das Management, das Trainerteam, die Betreuer, Ärzte, Physiotherapeuten, Zeugwarte und den Busfahrer auf: „Alle helfen mit.“

Die Harmonie ist nicht neu

Wobei diese Harmonie innerhalb der Mannschaft und ihres Umfelds nicht neu ist. Was sich dagegen verändert hat, sind das Selbstverständnis und das Selbstbewusstsein, mit dem Anthony Modeste und seine Mitspieler stets Lösungen finden, um auch gegen unangenehme Gegner – wie beim 3:0 am Sonntag der Hamburger SV – zum Erfolg zu kommen.

Im Gegensatz zur Vorsaison, als der Franzose in den ersten acht Begegnungen sechs Mal traf, dann aber acht Spiele lang erfolglos blieb, befindet er sich nun noch auf einer Erfolgswelle. „Wir haben einen Stürmer, der im Moment jede Fliege vom Pfosten schießt – außer beim Elfmeter!“, witzelte Sportchef Jörg Schmadtke angesichts des vergebenen Strafstoßes. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hieß es: „Auf Anthony Modeste ist selbst dann Verlass, wenn er mal vom Elfmeterpunkt aus versagt.“

Bis zum Mittwochnachmittag haben er und seine Mitspieler von Trainer Peter Stöger frei bekommen. „Für die Jungs ist es im Moment eine sehr intensive Phase, nicht nur körperlich. Es prasselt sehr viel auf sie ein. Ich bin ein Freund davon, ihnen Luft zum Verschnaufen zu geben. Sie sollen mal in Ruhe einen Kaffee trinken gehen“, meinte der Trainer, der von positivem Stress sprach und an die Adresse seines Torjägers sagte: „Er ist mit sich selbst glücklich. Der braucht von mir jetzt kein Sonderlob.“

Stellvertretend für die Kollegen meinte Modeste angesichts der freien Tage: „Die letzten Spiele haben Kraft gekostet. Jetzt können wir uns erholen, um am Samstagabend in Frankfurt ein gutes Spiel zu machen. Wir müssen Kraft tanken und dann wollen wir da gewinnen. Der Trainer weiß, was für uns gut ist. Jeder von uns hat sich riesig gefreut, als er uns nach dem Spiel auf dem Platz die freien Tage mitteilte.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort