Silbermedaille für Keeper Timo Horn Mit Geschichten für Kinder und Enkel zurück beim FC

KÖLN · Timo Horn kehrt mit Silbermedaille und vielen Eindrücken von Olympia zurück. Am Samstag wird der Torhüter zum Bundesliga-Auftakt gegen Darmstadt wieder im FC-Tor stehen.

Als Timo Horn gestern frisch geduscht mit nach hinten gekämmten Haaren sowie der Silbermedaille in der Hand vor die Medienvertreter trat, war ihm der Stress der letzten Tage kaum anzumerken. Anders als am frühen Vormittag, als er die Kollegen vor seiner ersten Trainingseinheit nach der Rückkehr von den Olympischen Spielen im Mannschaftsbereich des Geißbockheims begrüßt hatte. Da habe er doch „etwas zerknautscht ausgesehen“, meinte ein Mitspieler lächelnd und fügte hinzu: „So schnell wird man den Jetlag nicht los.“

Doch bis zum Samstag glaubt der Torhüter des 1. FC Köln, die fünfstündige Zeitumstellung bewältigt und die Müdigkeit wieder aus Kopf und Gliedern bekommen zu haben. Deshalb durfte er sich am gestrigen Nachmittag ebenso freinehmen wie für den gesamten heutigen Tag. Erst bei der unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindenden Übungseinheit am Donnerstag wird der Torhüter wieder gemeinsam mit seinen Kollegen trainieren.

„Was das Spiel gegen Darmstadt anbelangt, sehe ich keine Probleme für mich. Ich bin dank des Olympia-Turniers im Spielrhythmus. Spätestens, wenn ich in unser Stadion einlaufe, werde ich die Finalniederlage vergessen haben“, glaubt der 23-Jährige.

Im ersten Moment nach dem mit 4:5 verlorenen Elfmeterschießen in der Nacht zum Sonntag hatte bei ihm noch die Enttäuschung überwogen. Erstmals hatte er ein solches Duell mit gegnerischen Schützen verloren. Keiner jener Tipps der deutschen Betreuer, wie die Brasilianer schießen würden, hatte gestimmt.

Inzwischen aber, „mit etwas Abstand“, gönne er den Brasilianern sogar die Goldmedaille. Schließlich habe dieses Endspiel für das gesamte Volk einen enormen Stellenwert besessen. Selbst aber sei man sehr stolz, etwas Besonderes geleistet zu haben. Immerhin habe man ohne jede Vorbereitung das Turnier beginnen müssen und sei erst nach harter Gegenwehr im Elfmeterschießen gescheitert. Keinen Einfluss hätten dabei die permanenten Pfiffe bei deutschem Ballbesitz auf ihn gehabt. „Das hat mich nicht so gepackt. Da ist ein Heimspiel in Köln schon viel emotionaler“, meinte Horn.

Davon geht auch sein Trainer Peter Stöger mit Blick auf die samstägliche Begegnung gegen Darmstadt 98 aus. Für seinen Torhüter sei es „kein Problem, den Schalter schnell von Olympia auf Bundesliga umzulegen. Ein Bundesligaauftakt im eigenen Stadion ist ja auch ein Höhepunkt.“ Angesichts der Schnelllebigkeit dieser Zeit gelte es nun jedoch für ihn und die gesamte Mannschaft, zur Tagesordnung überzugehen, so der Trainer. Aus seiner Sicht sei das kein Problem, meinte Timo Horn, zumal die olympischen Erlebnisse – vor allem aus dem Athletendorf, in dem die Fußballer nach ihren Spielen in anderen Städten erst in den letzten Tagen wohnten – sich nachhaltig in sein Gehirn eingebrannt hätten.

„Irgendwann werde ich hoffentlich meinen Kindern und später vielleicht meinen Enkeln davon erzählen können. Horst Hrubesch, von dem wir uns zum Ende seiner Trainerkarriere sehr emotional verabschiedet haben, hatte uns schon vor dem Endspiel gesagt: Das ist etwas Einmaliges, und deshalb müsst ihr im Finale wie um euer Leben laufen“, verriet Horn. Und da die Silbermedaille auch so etwas Besonderes sei, werde sie in seiner Wohnung den ihr gebührenden Platz erhalten – „sogar mit einem Rahmen“.

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