1. FC Köln Marcel Risse spielt in Köln wieder auf Topniveau

KÖLN · Marcel Risse glänzt beim 1. FC Köln nach langer Leidenszeit als Vorbereiter von Toren. Der Stürmer zeigte gegen Leipzig, wie wertvoll er für die Mannschaft sein kann.

Es war ein fataler Fehltritt an jenem 3. Dezember 2016. Bei einem harmlosen Duell mit Hoffenheims Andrej Kramaric sackte Marcel Risse in sich zusammen und signalisierte gleich, dass es nicht weiterging: Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie – die Saison war für ihn vorbei. Nach der Rückkehr im letzten Sommer folgten vier Bundesligaspiele, dann der nächste Nackenschlag: Meniskusschaden. Als der Rechtsaußen vor zweieinhalb Wochen endlich wieder zum Einsatz kam, hatte er praktisch 14 Monate lang nicht mehr Fußball gespielt.

Am Sonntagabend beim Gastspiel des 1. FC Köln in Leipzig war der 28-Jährige zum dritten Mal in Folge wieder mit von der Partie. Dabei zeigte Marcel Risse nachdrücklich, wie wertvoll er ist, wie schwerwiegend sein Fehlen für die Mannschaft war. Denn das Tor von Vincent Koziello zum 1:1 leitete er mit einer Flanke ein, den Siegtreffer von Leonardo Bittencourt bereitete er mit einem Slalomlauf und Querpass direkt vor.

Zudem hatte er bei seinem ersten Rückrundeneinsatz in Frankfurt per Freistoß für Simon Teroddes Treffer zum 2:4 aufgelegt, und bei der folgenden Partie gegen Hannover flankte er aus leichter Abseitsposition zu Claudio Pizarro, dessen Treffer deshalb aberkannt wurde.

Allein das zeigt, wie wichtig Marcel Risse für die FC-Mannschaft sein kann. Untermauert wird dies durch einen Blick auf die Statistik. In seinen 161 Bundesligaspielen erzielte er 13 Tore und bereitete 34 direkt vor. Das bedeutet, dass er im Schnitt in etwa jedem zwölften Spiel traf, in jedem fünften für eine Vorlage sorgte und bei jedem dritten bis vierten an einem Treffer beteiligt war.

Bis zu seinem Kreuzbandriss in der vergangenen Spielzeit war der gebürtige Kölner sogar in fast jeder zweiten Begegnung an einem FC-Treffer beteiligt. Auf diesem Niveau befindet er sich jetzt trotz der langen Zwangspause und Leidenszeit schon wieder, was außergewöhnlich ist.

Seine Vertreter schafften solche Werte nicht einmal annähernd, wenngleich sich Christian Clemens, Lukas Klünter, Simon Zoller oder Pawel Olkowski sicherlich mühten.

Eine Frage aber stellt sich: Ist Marcel Risse den Strapazen dauerhafter Einsätze bereits gewachsen? Vor allem auch angesichts seiner Doppelrolle. Denn sowohl gegen Hannover als auch gegen Leipzig kam der schnelle Außenstürmer als Rechtsverteidiger zum Einsatz. Deshalb musste er lange Wege gehen – elf Kilometer legte er in Leipzig zurück – und viele Zweikämpfe bestreiten, von denen er über 70 Prozent gewann.

Am effektivsten wurde der Blondschopf beim jüngsten 2:1-Erfolg, als er in der zweiten Halbzeit trotz seiner Abwehraufgaben noch weiter nach vorne rückte. Dort genoss er erstaunlicherweise große Freiräume. Sein Spielbereich wurde von den im Raum verteidigenden Leipzigern weitgehend ungedeckt gelassen. Da er aus dem zentralen Mittelfeld immer wieder mit Pässen angespielt wurde, nutzte er seine Freiheiten weidlich aus.

Stefan Ruthenbeck aber ist sich der Gefahr eines neuerlichen gesundheitlichen Rückschlags bei dem 28-Jährigen bewusst. Er, der Trainer, müsse ein Auge darauf haben und spüren, wie sich der Spieler fühle. „Denn bei Marcel geht es um seine Karriere“, weiß der 45-Jährige angesichts der Schwere der jüngsten Verletzungen von Marcel Risse. Und ein Karriereende will weder der Trainer noch der Spieler riskieren.

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