Nach Spiel gegen den 1.FC Köln Herrlich fühlt sich durch Videoschiedsrichter betrogen

Augsburg · Nach der Partie gegen den 1.FC Köln packt Heiko Herrlich die Wut. Der Augsburg-Coach kritisiert die Entscheidungen der Unparteiischen und wettert gegen das Hygiene- und Sicherheitskonzept der DFL.

 Heiko Herrlich kann es nicht fassen und hadert mit den Entscheidungen der Unparteiischen.

Heiko Herrlich kann es nicht fassen und hadert mit den Entscheidungen der Unparteiischen.

Foto: dpa/Michael Dalder

Heiko Herrlich hat ein Faible für skurrile Auftritte. Seine Trainer-Schwalbe beim DFB-Pokalspiel mit Bayer 04 Leverkusen in Mönchengladbach ist ebenso in die Bundesliga-Geschichtsbücher eingegangen, wie es seine Supermarkt-Affäre in der Corona-Krise tun wird. Nach dem 1:1 am Sonntag gegen den 1. FC Köln gab der neue Trainer des FC Augsburg eine weitere Kostprobe seiner speziellen Art.

Anlass war eine Szene aus der 49. Minute, als die Kölner Ismail Jakobs und Rafael Czichos Noah Sarenren Bazee im Strafraum in die Zange nahmen und elfmeterwürdig zu Fall brachten. „Einen klareren Elfmeter gibt es nicht. Beide Spieler berühren nicht einmal den Ball, einer berührt ihn am Fuß, der andere drückt ihn mit dem Arm runter“, echauffierte sich Herrlich im Sky-Interview nach dem Spiel.

Videoschiedsrichter wohnt in Kerken und nicht in Kerpen

Mit dieser Meinung stand er sicher nicht allein da. Schiedsrichter Benjamin Cortus ließ aber weiterspielen und schaute sich die Szene nach Rücksprache mit Video-Assistent Guido Winkmann auch nicht noch einmal an. Das Duo war zu dem Ergebnis gekommen, das keine klare Fehlentscheidung vorlag. Was wiederum Heiko Herrlich auf die Palme brachte: „Das ist ein Skandal. Dann können wir aufhören mit dem Videokeller. Es geht hier um den Klassenerhalt und da sitzt einer, der 30 Kilometer weg von Köln lebt“, redete sich der Coach richtig in Rage.

Der 48-Jährige hätte sich besser erst einmal informiert. Winkmann wohnt nicht in Kerpen, wie von Herrlich wohl vermutet, sondern in Kerken am Niederrhein. Und das liegt 90 Kilometer von Köln entfernt. Sein Verein SV Nütterden, für den er pfeift sogar 120 Kilometer. „Das ist die falsche Diskussion“, sagte FC-Geschäftsführer Horst Heldt.

Er wies daraufhin, dass es zum Hygiene- und Sicherheitskonzept der DFL gehöre, dass die Anfahrt der Unparteiischen so kurz wie möglich sein solle. Deshalb hat der DFB auch vorerst die Regel außer Kraft gesetzt, das Schiedsrichter nicht in ihren Landesverbänden pfeifen dürfen. Der Unterstellung des Verschwörungs-Theoretikers Herrlich dürfte eine erneute Untersuchung des DFB-Kontrollausschusses folgen. Gut möglich, dass der Ex-Profi neben einer empfindlichen Geldstrafe nach seinem Supermarkt-Ausflug sogar wieder gesperrt wird.

Zwischenrufe im Geisterspiel

Die auslösende Szene wäre der zweite Elfmeter für die Augsburger gewesen. Und die Geschichte des ersten hatte es ebenfalls in sich. Zum einen, weil FC-Keeper Timo Horn erst wie von der Tarantel gestochen den vom Tor weglaufenden Bazee an der Torauslinie von den Beinen holte: „Die Aktion war ein bisschen dumm von mir. Ich habe mich entschieden durchzuziehen und wollte den Ball wegwischen“, räumte der bis auf diese Szene tadellose Horn ein.

„Zum Glück habe ich den Elfmeter gehalten. Auch dank Toni Leistner. „Ich habe den größten Fehler gemacht, den man als Elfmeterschütze machen kann. Rechts ist eigentlich meine Ecke und dann kam von hinten - scheiß Geisterspiele – ein Kommentar, der gesagt hat: ‚Du weißt, wo er immer hinschießt‘. Davon habe ich mich beeinflussen lassen und mich umentschieden“, haderte Augsburgs Fehlschütze Florian Niederlechner.

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