1:2-Heimniederlage gegen Union FC verpasst aufs Neue letzten Schritt zum Klassenerhalt

Köln · Der 1. FC Köln lässt auch gegen Union Berlin viel von der Spielweise vermissen, die die Domstädter vor der Corona-Krise noch ausgezeichnet hatte. Letztlich zu viele Fehler in der Defensive gaben den Ausschlag für die verdiente 1:2-Heimniederlage gegen die Eisernen.

 Kölns Jhon Cordoba (l.) gegen Unions Torwart Rafal Gikiewicz (r.) - doch ein Tor des Kölner Stürmers reichte nicht, um die Heimniederlage des FC zu verhindern.

Kölns Jhon Cordoba (l.) gegen Unions Torwart Rafal Gikiewicz (r.) - doch ein Tor des Kölner Stürmers reichte nicht, um die Heimniederlage des FC zu verhindern.

Foto: dpa/Martin Meissner

Der letzte Schritt ist oft der schwerste. Der 1. FC Köln tritt jedenfalls beim Versuch, den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga aus eigener Kraft zu schaffen, auf der Stelle. Die verdiente 1:2 (0:1)-Heimniederlage am 31. Spieltag im Aufsteigerduell gegen Union Berlin war schon das siebte sieglose Geisterspiel der Geißböcke. Gut, dass der FC schon 35 Punkte im Sack hat und durch den Dortmunder Last-Minute-Sieg in Düsseldorf seinen Vorsprung auf den Relegationsplatz bei sieben Punkten halten konnte. Angesichts des besseren Torverhältnisses würden den Kölnern zwei Punkte aus den letzten drei Saisonspielen wahrscheinlich reichen. Für die Berliner, die in der Tabelle nach Punkten mit dem FC gleichzogen, war es im sechsten Versuch der erste Geisterspielerfolg und der wohl entscheidende Schritt in ein zweites Jahr erste Liga.

Markus Gisdol sah trotz des zuletzt dürftigen, spielerischen Auftritts in Augsburg keine Veranlassung, sein System zu ändern. Für die angeschlagenen Ismail Jakobs (muskuläre Probleme) und Noah Katterbach (Knöchel) nominierte der FC-Trainer Dominick Drexler und Benno Schmitz für die Startelf. Drexler rutschte erst kurz vor dem Anpfiff ins Team, weil sich der eigentlich aufgestellte Jan Thielmann beim Aufwärmen verletzte. Zudem kehrte Sebastiaan Bornauw nach zwei Spielen Sperre für Toni Leistner zurück in die Innenverteidigung.

Die FC-Leistung in der ersten Hälfte erinnerte aber recht schnell an die schummrige Vorstellung vor der Pause beim 1:1 in Augsburg. Leichte und zu viele Ballverluste, zu wenig Tempo und Aggressivität in den Zweikämpfen sowie eine unzureichende Raumaufteilung ließen das Kölner Spiel extrem träge aussehen. „Wir haben uns komplett das Tempo rausnehmen lassen“, ärgerte sich FC-Innenverteidiger Rafael Czichos. „Wir haben uns locken lassen, sind ungeduldig geworden und waren nach dem 0:1 verunsichert“, fand Gisdol. Die Berliner, bei weitem nicht so stark wie die Augsburger vor einer Woche, waren bissiger in den direkten Duellen, streuten immer wieder geschickt kleine Fouls ein und gestalteten ihr Spiel mit langen Bällen insgesamt schnörkelloser. „Wir waren auf ein Kampfspiel eingestellt und haben unseren Plan bis auf eine kurze Phase nach dem Wechsel sehr gut umgesetzt“, lobte Gästetrainer Urs Fischer.

Das genügte, um nach 45 Minuten verdient in Führung zu legen. Nach einer Ecke von Christopher Trimmel nutzte Innenverteidiger Marvin Friedrich einen Raum zwischen Rafael Czichos und Ellyes Skhiri, um aus sechs Metern zentraler Position wuchtig einzuköpfen (39.). „Wir decken im Raum und kommen nicht hin“, erklärte Czichos. „Wir hätten den einlaufenden Spieler einfach blocken müsse“, erkannte Mrkus Gisdol einen anderen Fehler. FC-Keeper Timo Horn wird sich nach Ansicht dieser Szene zudem sicher die Frage stellen, ob er nicht lieber zum Ball gegangen wäre, als zwei Meter vor und dann wieder zurück.

Das 1:0 für die „Eisernen“ ging deshalb in Ordnung, weil sie aus ihren bescheidenen Mitteln viel machten und der FC es mit sich machen ließ. Marcus Ingvartsen hatte die erste und beste Chance der ersten Hälfte, zielte von links aber rechts vorbei (5.). Zudem nahm Schiedsrichter Martin Petersen einen Handelfmeter zurück, als er nach Intervention des Video-Assistenten Harm Osmers und Ansicht der Situation zu dem korrekten Ergebnis kam, dass der Armeinsatz von Rafael Czichos nicht zu ahnden war (31.). Christian Gentner hatte bei seiner Flanke aus kurzer Entfernung den direkt vor dem Körper platzierten Ellenbogen des FC-Innenverteidigers getroffen. „Wenn das ein Elfer ist, weiß ich als Verteidiger nicht mehr, was ich machen soll“, sagte der 30-Jährige. Czichos war es auch, der die einzige Chance der Gastgeber in Hälfte eins hatte. Nach einem Freistoß von Mark Uth scheiterte er aber aus fünf Metern am gut postierten Union-Torwart Rafal Gikiewicz (24.).

Markus Gisdol ging nach dem erneut dürftigen Auftritt seins Teams bedient in die Kabine und änderte sein System. Mit Leistner für Schmitz und Anthony Modeste für Drexler stellte der FC-Coach auf ein 3-5-2 um. Und der FC steigerte sich erst einmal tatsächlich. Uth, der sehr unglücklich aufspielte und zeitweise wie ein Fremdkörper wirkte, vergab aber den möglichen Ausgleich frei vor Gikiewicz (59.). Stattdessen fiel das 0:2 durch Christian Gentner. Als Jonas Hector nach einer abgewehrten Ecke beim Raustraben den einfach stehen bleibenden Gentner übersah, erzielte der FC-Schreck am Fünfmeterraum völlig freistehend sein schon siebtes Pflichtspieltor gegen die Kölner (67.).

Ein Tor, das Wirkung zeigte, denn der FC verfiel zurück in sein fahriges Spiel und brachte das Berliner Tor nicht mehr in Gefahr. Als Mark Uth endlich mal einen gelungenen Pass in die Spitze spielte und Jhon Cordoba zum 13. Mal in dieser Saison traf (90.+2), war es zu spät. Auch, weil ein Schubser von Florian Hübner gegen Uth (90.+4) Petersen zu wenig war, um Elfmeter zu pfeifen und dem FC noch die Chance auf einen glücklichen Punkt zu ermöglichen. Die erste Heimniederlage in einem Pflichtspiel gegen Union war perfekt. „Ich habe überhaupt keine Lust, die Saison austrudeln zu lassen. Jeder Einzelne muss mehr investieren, mehr liefern“, kritisierte Markus Gisdol. Gut, dass wenigstens Erling Haaland zur gleichen Zeit den Dortmunder Siegtreffer zum 1:0 in Düsseldorf erzielte. So bleibt es bei beruhigenden sieben Punkten Vorsprung für den FC auf die Fortuna sowie Bremen und drei weiteren Möglichkeiten, den letzten Schritt bis zum Klassenerhalt zu gehen. Die erste gibt es am Mittwoch im Derby in Leverkusen.

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