Krise beim 1. FC Köln Achim Beierlorzer braucht den Derby-Sieg in Düsseldorf

Köln · Der Trainer weiß, dass es nach der Pokal-Blamage um seine Zukunft beim 1. FC Köln geht. Verliert der FC auch das rheinische Derby am Sonntag in Düsseldorf, hat die Vereinsführung Schwierigkeiten, Achim Beierlorzer aus der Schusslinie zu nehmen.

 Oftmals nur hinterher liefen die Kölner (l., Kapitän Jonas Hector) in Saarbrücken.

Oftmals nur hinterher liefen die Kölner (l., Kapitän Jonas Hector) in Saarbrücken.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Nach der sechsten Bundesligarückkehr, dem schwierigen Auftaktprogramm und einem zarten Zwischenhoch mit vier Punkten aus zwei Spielen hat der 1. FC Köln der Niederlage von Mainz nun die Blamage von Völklingen hinzugefügt. Die Mannschaft hat sich beim 2:3-Pokalausscheiden gegen Viertligist 1. FC Saarbrücken bis auf die Knochen blamiert, in der Verantwortung aber steht ihr Trainer – Achim Beierlorzer.

Verliert der FC auch das rheinische Derby am Sonntag in Düsseldorf, hat die Vereinsführung Schwierigkeiten, den Trainer aus der Schusslinie zu nehmen. Am Dienstag mochte Sportchef Armin Veh kein Wort verlieren, weder über die Leistung der Mannschaft noch die des Trainers. Am Tag danach ließ er sich wegen „dringender Termine“ entschuldigen. Zusammen mit seinem Geschäftsführerkollegen Alexander Wehrle hatte er mit versteinerter Miene die Unzulänglichkeiten der personell umgekrempelten FC-Truppe verfolgt. Der Finanzchef hätte neben der Reputation für den FC gerne jene 702.000 Euro verbucht, die als Prämie für den Achtelfinaleinzug aus dem Fernseh- und Werbetopf des DFB überwiesen worden wären.

Stattdessen wird auch er nun damit belastet, sich Gedanken um einen möglichen Nachfolger für Beierlorzer zu machen. Denn nicht noch einmal darf die Vereinsführung so unvorbereitet auf eine Trainerentlassung zugehen wie vor zwei Jahren im Fall von Peter Stöger. Immerhin besitzt man mit Manfred Schmid und André Pawlak zwei lizenzierte Trainer mit profundem Fachwissen, die sofort übernehmen könnten. Am Mittwochmorgen, gut zwölf Stunden nach der Blamage im Saarland, gab es vereinsinterne Gespräche mit dem Trainer.

Dem war von Veh bei den bisherigen sportlichen Schieflagen stets das volle Vertrauen ausgesprochen worden. Wer den 58-Jährigen kennt, darf davon ausgehen, dass er dies in diesen Tagen zunächst wiederholt. Doch seine Rückendeckung für den Trainer wird begrenzt sein. Beierlorzer selbst weiß zu gut, wie die Mechanismen im Profi-Fußball funktionieren. „Man kann sagen, es liegt am Trainer, der schafft es nicht. Man kann aber auch sagen, die Arbeit, die er leistet, ist zu sehen. Das müssen jetzt diejenigen beurteilen, die in der Verantwortung stehen“, verwies der Trainer auf die Entscheidungshoheit von Geschäftsführung und Vorstand, nachdem er die Trainingseinheit am Mittwoch beendet hatte.

Bei der hatte sich ein aufgebrachter Fan mit lautstarken Rufen zum 40 Meter entfernt stehenden Beierlorzer über die späte Einwechslung von Torjäger Simon Terodde beschwert und den Trainer als „Blödmann“ und „Idiot“ beschimpft. Ein Vorgang, der ein Novum darstellte.

Neben der teils unqualifizierten Kritik in den sozialen Netzwerken zeigt dies aber auch, wie angespannt die Lage beim 1. FC Köln in diesen Tagen ist. Das merkt man natürlich auch dem Trainer an. Der sagte zwar, dass er nach wie vor seine innere Ruhe besitze, von der Familie unterstützt werde und sich der Aufgabe stelle. Aber bei der Pressekonferenz nach der Pokalpleite, zu der sich jubelnde und feixende Saarbrücker Edel-Fans ebenso wie Kölner Anhänger Zutritt verschafft hatten, verlor Beierlorzer bei seinen Antworten auf Journalistenfragen zwei Mal den Faden.

Tags darauf fand er zurück zu klaren Worten und Ansichten. Man habe die Niederlage in Mainz als „kurzes Dellchen“ mit Hilfe eines Pokalsiegs hinter sich lassen und durchstarten wollen. Stattdessen habe man nun einen großen Tiefschlag hinnehmen müssen. Auch wenn die Spieler die notwendige Entschlossenheit in den Zweikämpfen, den schnellen Fußball sowie die Konzentration hätten vermissen lassen, werde er seinen „Frust nicht auf die Mannschaft abladen“.

Vielmehr übte er konstruktive Kritik. Am Mittwochmorgen wurden vor dem Training bei der Video-Analyse die Unzulänglichkeiten vorgeführt und besprochen. Einzelgespräche mit jenen Spielern, die am eklatantesten versagten, sollen folgen. Und dann natürlich viel verbale Aufbauarbeit neben den fußballerischen Übungseinheiten, die sich auf zwei Trainingsdurchgänge hinter verschlossenen Türen am Freitag und Samstag beschränken. Für diesen Donnerstag gab es den obligatorischen einen freien Wochentag.

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