2. Fußball-Bundesliga FC-Präsident Werner Spinner tritt zurück

Köln · Der Präsident des Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln, Werner Spinner, hat seinen Rücktritt angekündigt. Mit dem Rücktritt verhindert er eine drohende Schlammschlacht mit Sportchef Armin Veh. Dieser wurde ungewohnt deutlich kritisiert.

Einen womöglich zähen Kampf um die Macht und eine Schlammschlacht mit gegenseitigen Vorwürfen hat Werner Spinner mit seinem am Mittwoch angekündigten Rücktritt als Präsident des 1. FC Köln verhindert. Damit zog er die Konsequenz aus den Vorwürfen von Sportchef Armin Veh. Der hatte ihm am Sonntag Indiskretionen vorgeworfen und von einem irreparablen Vertrauensverlust gegenüber dem Vereinsboss gesprochen.

„Ich habe mich bereits zuvor dazu entschieden, für eine weitere Amtszeit über den Herbst hinaus nicht zur Verfügung zu stehen“, sagte Werner Spinner hinsichtlich der Vorstandswahl am 8. September. Über den Verein ließ er weiter mitteilen: „Nun ziehe ich diesen Schritt vor, weil mir klar geworden ist, dass es über die momentane und künftige Ausrichtung des 1. FC Köln Differenzen gibt. Ich wünsche dem 1. FC Köln, seinen Mitgliedern und Fans von Herzen den Aufstieg und für die Zukunft alles Gute.“

Noch am Dienstag hatte Werner Spinner eine Krisensitzung von Vorstand und Geschäftsführung platzen lassen, indem er nicht am Geißbockheim erschien. Seine Stellvertreter Markus Ritterbach und Toni Schumacher berieten sich dann mit Armin Veh und Alexander Wehrle eine Dreiviertelstunde lang über das weitere Vorgehen.

Informiert war auch der Gemeinsame Ausschuss. Dem gehören neben dem Vorstand die Mitgliederratsvertreter Stefan Müller-Römer und Carsten Wettich sowie die Chefs des Aufsichtsrats, Lionel Souque, und des Beirats, Karl-Ludwig Kley, an. Dieses Gremium traf sich dann am Mittwochnachmittag. Diesmal erschien Werner Spinner und kündigte seinen letztlich überraschenden Rücktritt an.

Überraschend deshalb, weil der frühere Vorstand der Bayer AG als Kämpfernatur bekannt war. Doch schon im letzten Sommer nach dem Bundesligaabstieg war der 70-Jährige amtsmüde geworden. Im Frühjahr hatte er sich einer Herzoperation auf Leben und Tod unterziehen müssen, im Frühsommer folgte der Bundesligaabstieg. Da wollte er demissionieren. Markus Ritterbach und Toni Schumacher stimmten ihn noch einmal um.

Allerdings zog sich Werner Spinner, der noch in Aufsichtsräten im In- und Ausland aktiv ist, häufiger als früher zurück. So weilte er bis zum Montag im Skiurlaub, statt repräsentative Aufgaben rund um Karnevalsveranstaltungen des 1. FC Köln wahrzunehmen. Armin Veh machte ihm zum Vorwurf, Interna über eine Zeitung in die Öffentlichkeit getragen und Stimmung gegen ihn betrieben zu haben. Wegen seiner jüngsten öffentlichen Äußerungen gegen seinen Vorgesetzten drückten die Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses ihr Missfallen aus, wie es in einer Erklärung hieß.

Zu Beginn seiner Amtszeit im April 2012 hatte sich Werner Spinner große Verdienste um die wirtschaftliche Rettung des FC und die Neuordnung des Clubs gemacht. Fast alle seine strategischen und personellen Entscheidungen waren erfolgreich; das große Mitspracherecht der Mitglieder geht auf ihn zurück.

Zunehmenden Gegenwind erhielt er, als er mit Teilen des Mitgliederrats stritt, sich mit den Ultras überwarf und zu spät bei der Entfremdung von Jörg Schmadtke und Peter Stöger durch ihre Entlassungen reagierte. Zunehmend gingen einstige Weggefährten auf Distanz zu Werner Spinner. Zuletzt galt er als isoliert.

Ungeachtet dessen dankten ihm die Mitglieder des Gemeinsamen Ausschusses „für die fast siebenjährige, engagierter Arbeit und seine großen Verdienste um den 1. FC Köln“. Man bedauere den Zeitpunkt seines Rücktritts.

Als Folge daraus muss gemäß der Satzung der Mitgliederrat bis zu einer Neuwahl des Vorstandes am 8. September ein Mitglied aus seinen Reihen in den Vorstand entsenden. Es ist davon auszugehen, dass Stefan Müller-Römer als Vorsitzender des Mitgliederrates diese Aufgabe übernimmt.

Im Vorfeld der Wahl muss der Mitgliederrat den FC-Mitgliedern ein dreiköpfiges Präsidium zur Wahl vorschlagen. In diesem Zusammenhang wird Werner Wolf als Präsidentschaftskandidat gehandelt. Der 62-Jährige hatte nach dem Rücktritt von Wolfgang Overath von November 2011 bis zur Wahl des jetzigen Vorstands im April 2012 als Verwaltungsrats-Vorsitzender des 1. FC Köln den Verein kommissarisch geleitet. Nachdem er 2016 als Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe ausgeschieden war, wurde er vor zwei Jahren Geschäftsführer des Fleischwarenherstellers Lutz.

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