Neues Maskottchen in Köln FC präsentiert Nachfolger von Hennes VIII.

Köln · Wegen altersbedingter Arthrose kann Geißbock Hennes VIII. nicht mehr länger als Maskottchen des 1. FC Köln auflaufen. Mit Hennes IX. hat der Verein aber schon einen Nachfolger präsentiert.

Es muss etwas Ernstes passiert sein, die Umstände lassen nichts anderes vermuten. Im Vorstandszimmer des Geißbockheims sitzt Zoodirektor Theo Pagel, grünes Poloshirt, ernster Blick, an der Wand hängen die Porträts aller bisheriger Clubpräsidenten. Dann erklärt Pagel den Grund der Zusammenkunft: „Hennes VIII. ist nicht fit genug, um noch eine Saison Stadion zu machen“, sagt er in recht gefasster Stimmlage. Der Geißbock ist Sportinvalide. „Altersbedingte Arthrose“ lautet die Diagnose, die seine Maskottchen-Karriere abrupt beendet.

Nie mehr Stadion. Nie mehr Fußball-Bundesliga. Aber immerhin lebt Hennes VIII. noch, denn fast alle seine Vorgänger haben ihr Ehrenamt pflichtschuldig bis zum Tod erfüllt. Wenn sich die Mannschaft des 1. FC Köln am Sonntag am Stadion den Fans bei der Saisoneröffnung präsentiert, soll dem Geißbock ein ehrenhafter Abschied bereitet werden. Doch es wird nicht einfach werden, denn zugleich soll sein Nachfolger präsentiert werden, Hennes IX., eine „Bunte Deutsche Edelziege“, geboren am 24. Februar 2018 auf einem Biohof bei Minden, bestes Ziegenalter, nicht kastriert, langer Bart, spitze Hörner. „Vom Wesen her ist er anders“, sagt Pagel stolz, denn auch der Nachfolger lebt bereits im Zoo.

Hennes VIII. ist im Rentenalter

All seine Neuverpflichtungen hat der Verein in den vergangenen Wochen per Mitteilung öffentlich gemacht, selbst die Vertragsunterzeichnung des Tunesiers Ellyes Skhiri, der als „Königstransfer“ gilt. Doch nun: Vorstandszimmer, Zoodirektor, Kaltgetränke. Und der Verein verhängt – offenbar wegen der Brisanz dieser Personalie – eine Sperrfrist, vor deren Ablauf nicht über den spektakulären Wechsel von Hennes VIII. zu Hennes IX. berichtet werden darf. Immerhin hängt im Flur ein Bild mit dem Slogan des Vereins: Spürbar anders.

Zwölf Jahre ist Hennes VIII. inzwischen alt, für eine Ziege bedeute dies „Rentenalter“, so erklärt es Pagel. Gegen die schmerzenden Gelenke habe das Tier „entsprechende Präparate“ bekommen, die sich vermutlich nicht mit den Anti-Doping-Richtlinien der Bundesliga vereinbaren lassen. „Wir wollten auf keinen Fall, dass Hennes plötzlich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Stadion stehen kann“, meint FC-Sprecher Tobias Kaufmann.

Der scheidende Geißbock war das erste Maskottchen, das von den Fans ins Amt gewählt wurde, auf eine solch demokratische Prozedur hat der FC nun aus Zeitgründen verzichtet. Denn es müsse ein Tier her, das nicht durchs medizinische Raster fällt. „Der Geißbock ist das einzige Tier, das den Zoo verlassen und ohne Untersuchung wieder zurückkehren darf“, erklärt der Zoodirektor. Und wer will schon ein Maskottchen, das die Seuche mitbringt?

Hennes-Stammbaum gründen

Der 1. FC Köln und der Zoo sind nun bemüht, Hennes VIII. einen sauberen Abgang zu verschaffen. Denn sein bockiger Nachfolger hat offenbar schon angedeutet, vor Revier- und Positionskämpfen nicht zurückzuschrecken. Kastriert werden soll er deshalb aber nicht sofort: „Er soll Nachwuchs zeugen und einen Hennes-Stammbaum gründen“, sagt Pagel. Hennes VIII. wird wohl sein kleines Geißbockheim im Zoo räumen müssen und mit seinem Kumpel, der hornlosen Moorschnucke Klaus, das Gehege verlassen.

Doch mit der Familienplanung sollte sich das neue Maskottchen beeilen. Denn die Hormone bedingen einen wilden Charakter, der sich als nicht stadiontauglich erweisen könnte. Außerdem verströmt das Tier schon vor dem Anpfiff einen Geruch wie die gesamte Mannschaft nach 90 Minuten Kampf. Das klingt immerhin nach Spielfreude und viel Offensivdrang.

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