Kommentar zur Beierlorzer-Entlassung Experiment gescheitert

Meinung | Köln · Es ist die schnellste Entlassung eines zum Saisonbeginn verpflichteten Trainers in der FC-Historie. Gleichzeitig ist sie ebenso unüberraschend wie berechtigt aus ergebnistechnischer Sicht. Denn positive Resultate, vor allem Siege, waren zuletzt ausgeblieben – und das gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Deshalb musste reagiert werden, musste die Trennung ausgesprochen werden.

 Der 1. FC Köln hat sich nach nur 131 Tagen von Trainer Achim Beierlorzer getrennt. Auch Veh muss als Reaktion auf die vierte Heimpleite gegen 1899 Hoffenheim vorzeitig gehen.

Der 1. FC Köln hat sich nach nur 131 Tagen von Trainer Achim Beierlorzer getrennt. Auch Veh muss als Reaktion auf die vierte Heimpleite gegen 1899 Hoffenheim vorzeitig gehen.

Foto: dpa/Marius Becker

Anders als bei so vielen anderen Trainerentlassungen stimmte dagegen das Verhältnis zwischen Achim Beierlorzer und dem Großteil seiner Spieler. Natürlich gibt es unter jenen Profis, vor allem den etablierten, die kaum zum Einsatz kommen, Unzufriedenheit und Unverständnis gegenüber dem Trainer. Aber das Auftreten der Mannschaft gegen Hoffenheim war erstklassig. Es war keineswegs das eines Abstiegskandidaten, dessen Spieler mit dem Trainer gebrochen haben und ihm nicht mehr folgen.

Wieder einmal war es am Ende eine Schiedsrichterentscheidung, die den Ausschlag dafür gab, dass sich das Pendel für die Kölner zur Niederlagenseite bewegte. Entscheidender aber waren in den letzten Spielen andere Faktoren. So fehlte zeitweise der letzte Biss, der unbedingte Kampfeswille, um eine Führung zu verteidigen oder Rückstände aufzuholen. Zudem wurde gerade jetzt gegen Hoffenheim deutlich, wie stark einige Spieler konditionell abbauten. Nach gut einer Stunde Spielzeit waren manche nicht mehr in der Lage, läuferisch schnell genug von Offensive auf Defensive und umgekehrt umzuschalten. Ein Defizit, das schwerlich noch vor der Winterpause aufzuarbeiten ist.

So intensiv Achim Beierlorzer während der Saisonvorbereitung und in den ersten Wochen dieser Spielzeit trainieren ließ, so oberflächlich wurde in letzter Zeit geübt. Es war schon einer großen Willensleistung zuzuschreiben, dass die Mannschaft das Spiel gegen Hoffenheim bis in die Nachspielzeit hinein offengestalten konnte und sogar Siegchancen besaß.

Nach der Verpflichtung und vorzeitigen Entlassung von Markus Anfang in der Vorsaison ist die kurze Zeit mit Achim Beierlorzer nun das zweite gescheiterte Experiment des 1. FC Köln mit einem Trainer, der zuvor nur in der 2. Bundesliga erfolgreich war. Beide Entlassungen hat Armin Veh zu verantworten, der sich am Freitagabend vom Verein getrennt hatte. Nun kann man ihm noch zugutehalten, dass die Verpflichtung von Markus Anfang bereits beschlossene Sache im Verein war, als er verpflichtet wurde. Hätte er aber Markus Anfang die Aufgabe nicht zugetraut, hätte er intervenieren müssen. Die Personalie Achim Beierlorzer geht allein auf ihn zurück.

Die FC-Fans können nun nur hoffen, dass eine Trainer-Lösung gefunden wird, die endlich den sportlichen Erfolg bringt. Denn das Spielermaterial besitzt genug Potenzial, um den Klassenerhalt zu schaffen. Die Akteure müssen nur die Köpfe frei bekommen von den ständigen Rückschlägen, an sich glauben und sich für ihren Einsatz belohnen.

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