Niederlage in Freiburg Der Abstieg des 1. FC Köln wirkt wie eine Erlösung

Freiburg · Trotz Bittencourts Doppelpack hat der 1. FC Köln beim SC Freiburg mit 2:3 verloren. Kölns Torwart Horn: „Das i-Tüpfelchen einer völlig verkorksten Saison.“

 Einen weiteren traurigen Abgang erlebten die Kölner Spieler in Freiburg, obwohl sie einem möglichen Sieg so nahe waren.

Einen weiteren traurigen Abgang erlebten die Kölner Spieler in Freiburg, obwohl sie einem möglichen Sieg so nahe waren.

Foto: dpa

Wenn es noch eines Beweises für die ausgelaugte Verfassung der Mannschaft des 1. FC Köln bedurft hätte, dann war es deren Vorstellung bei der 2:3-Niederlage im Dreisamstadion. Mit einem Sieg beim SC Freiburg hätte man die Leidenszeit bis zum vollzogenen Abstieg nochmals hinausgezögert, so richtig dafür einsetzen aber vermochte sich kaum noch jemand, Torwart Timo Horn ausgenommen. Die Feldspieler machten durchweg lange Zeit alle einen mehr oder weniger unkonzentrierten, lethargischen Eindruck.

Einstmals perfekt funktionierende Automatismen in der Defensive fanden ebenso nicht mehr statt wie spielerische Elemente in der Offensive. Das meiste war planlos, dem Zufall überlassen. Deshalb sah man hinten wieder Befreiungsschläge und nach vorn lang geschlagene Bälle, die meist von den Freiburgern abgefangen wurden.

Da überraschte es am Ende, dass der FC beim Ballbesitz (57 Prozent), den Zweikämpfen (52 Prozent), der Passquote (84 zu 78 Prozent), den Ecken (5 zu 2) und den Flanken (13 zu 11) die besseren Werte besaß. Allein die Laufleistung der Kölner lag mit 109,73 gegenüber 119,23 Kilometern weit zurück. „Wer den Ball weniger oft hat, wie bei den Freiburgern, muss mehr laufen. Da muss man mit Interpretationen vorsichtig sein“, meinte Stefan Ruthenbeck. Allerdings stimmte er dem Eindruck zu, dass die FC-Profis bis in die Schlussphase hinein damit beschäftig gewesen seien, den bevorstehenden Abstieg mental zu verdauen. Deshalb seien sie verunsichert gewesen.

„Uns fehlten die Frische und die letzten Körner. Es ist mental unglaublich schwierig, wenn du immer wieder in die Spiele gehst und gewinnen musst. Gegen Schalke hatten wir schon ein 0:2 aufgeholt, jetzt wieder“, beschrieb Marco Höger die Probleme des Hinterherlaufens, nachdem Nils Petersen zweimal (23./52.) für Freiburg getroffen hatte.

Wie weggewischt war dieses Gefühl der Leere, als Leonardo Bittencourt eine Diagonalflanke des aufgerückten Jorge Meré von links volley ins Tor schoss (82.). Plötzlich waren die Lebensgeister wieder geweckt. Fünf Minuten später zirkelte Marcel Risse fast aus gleicher Position von rechts den Ball nach links vors Tor, und wieder war der kleine Deutsch-Brasilianer zur Stelle, benutzte zur Abwechslung den Kopf zum 2:2, seinem fünften Saisontor. Was dann folgte, war sinnbildlich für die FC-Rückrunde: Man musste gewinnen, stürmte also weiter drauflos, verpasste in der 90. Minute durch Claudio Pizarro knapp das 3:2 und bekam in der dritten und letzten Minute der Nachspielzeit stattdessen das 2:3 eingeschenkt.

„Nach dem 0:2 hat wohl niemand mehr einen Pfifferling auf uns gesetzt. Mit beiden Beinen standen wir in der Zweiten Liga. Dann kamen wir zurück, völlig aus dem Nichts. Dass wir nach dem Ausgleich nicht in Führung gehen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit. Die letzte Minute war das i-Tüpfelchen auf eine völlig verkorkste Saison“, meinte Horn.

Aber man habe wieder bewiesen, dass man in der Lage sei, aufzustehen, wenn man wie mausetot am Boden gelegen habe, so Horn weiter. Das sei aller Ehren wert, und deshalb sei die Reaktion von den Fans so positiv gewesen. Der Wille, es umzubiegen, sei ungebrochen gewesen. Das würde von den Fans honoriert, deshalb der emotionale Schlussakkord nach der Partie. Letztlich aber wirkte der vollzogene Abstieg wie eine Erlösung, das Schneckenrennen um den Klassenverbleib hat ein Ende.

In den beiden restlichen Begegnungen am Samstag daheim gegen Meister Bayern München und zum Abschluss in Wolfsburg wolle man sich weiter so teuer wie möglich verkaufen. Parallel dazu wird es weitere Personalentscheidungen geben. Neue Spieler werden wohl vorgestellt, möglicherweise der eine oder andere Abgang bekannt gegeben. Der Großteil des Kaders aber dürfte mit in die 2. Liga gehen und die Aufgabe „sofortiger Wiederaufstieg“ in Angriff nehmen.

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