2:4-Niederlage gegen RB Leipzig Der 1. FC Köln bleibt nach Niederlage zuversichtlich

Köln · Trotz Defiziten in der Defensive: Der 1. FC Köln zeigt bei der 2:4-Niederlage gegen Leipzig positive Ansätze. Dennoch wächst der Druck nach fünf sieglosen Geisterspielen auf die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol.

 Teilweise überfordert war die Kölner Defensive um Rückkehrer Rafael Czichos (3.von links) im Duell mit RB Leipzig.

Teilweise überfordert war die Kölner Defensive um Rückkehrer Rafael Czichos (3.von links) im Duell mit RB Leipzig.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Mut machen, nicht zurücklehnen, an die eigenen Stärken glauben: Der 1. FC Köln ist fünf Spieltage vor Ende dieser so speziellen Saison 2019/20 der Fußball-Bundesliga in einer Tabellen-Situation verhaftet, die schon manch anderem Club am Ende noch zum Verhängnis geworden ist. Nach der 2:4-Heimniederlage am Pfingstmontag gegen RB Leipzig beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz zwar komfortable sieben Punkte. Sollten die erstarkten Bremer nach zuletzt sieben Zählern aus drei Partien ihr Nachholspiel am Mittwoch gegen Frankfurt gewinnen, wären es aber nur noch sechs. Der Druck vor der Partie beim ebenfalls gefährdeten FC Augsburg am Sonntag würde wachsen.

Horst Heldt beeilte sich deshalb am Tag nach dem „Nuller“ gegen den Champions League-Viertelfinalisten aus Leipzig die Lage sachlich einzuordnen: „Wir sind nicht beunruhigt, wiegen uns aber auch nicht in Selbstsicherheit“, erklärte der FC-Sportchef und verwies auf die „wahnsinnig hohe Qualität“ des RB-Kaders. „Wir haben vieles gut gemacht und einen guten Fight abgeliefert.“ Fand auch Trainer Markus Gisdol, der sogar so weit ging und seinem Team die „beste Leistung“ nach der Corona-Zwangspause attestierte: „Wir haben an unseren Möglichkeiten gekratzt und sind nur haarscharf an einem Punkt vorbei.“

Aussagen, die von wenig Nervosität und viel Selbstbewusstsein zeugen. „Wenn wir weiter so spielen, bin ich ganz ruhig, denn die Punkte werden dann auf jeden Fall kommen“, sagte Gisdol. Davon geht auch Heldt aus, der sich in seiner persönlichen Rechnung bis zum Saisonende sogar vom Erreichen der magischen 40 Punkte lossagt: „Unser Polster ist gut, wird aber noch nicht reichen. Um Klarheit zu schaffen, wollen wir punkten. Wobei ich glaube, dass wir die 40 Punkte gar nicht brauchen. Die Teams, die hinter uns stehen, sind sicher beunruhigter.“

Dem Sportchef und seinem Trainer ist bei all den positiven Aspekten nach mittlerweile fünf sieglosen Geisterauftritten aber nicht entgangen, dass auch im ersten Juni-Bundesligaspiel seit 1995 die defensive Anfälligkeit der Kölner am Ende den Ausschlag gab. Elf Gegentore in den vier Partien nach dem Restart sind kein gutes Zeugnis. Da hilft es wenig, dass Tony Modeste sein Torjäger-Gen wiederentdeckt und der FC in seinen jüngsten 15 Partien immer getroffen hat. „Die Gegentore sind das Ärgernis, das uns begleitet“, meinte Heldt.

Jonas Hector legte die Platte der Spiele gegen Hoffenheim, Düsseldorf und Mainz wieder auf: „Wir haben die Gegentore zu leicht hergegeben. Das ist zu einfach, ein langer Ball und eine schlecht abgewehrte Ecke.“ Der FC-Kapitän nannte explizit das 1:3 und das 2:4. Zunächst hatte Timo Werner nach einem Freistoß der Kölner einen Abschlag seines Torwarts Peter Gulasci mutterseelenallein aufnehmen können und den zu weit hinten und zu spät aus seinem Tor laufenden Horn überwunden (50.).

Danach nutzte Daniel Olmo eine zu zentrale Modeste-Kopfballabwehr, um das 2:3 des Franzosen (55.) nur zwei Minuten später zu kontern. „Da rücken wir zu langsam auf den zweiten Ball nach und sind nicht gut genug gestaffelt“, räumte Hector ein. Rafael Czichos, der 100 Tage nach seiner Halswirbelverletzung ein bemerkenswertes Comeback in der Innenverteidigung feierte, pflichtete ihm bei: „Diese beiden Tore dürfen uns im Leben nicht passieren.“

Womöglich auch eine Frage des Coachings der Spieler untereinander. „Wir haben das Thema schon vor dem ersten Spiel angesprochen, weil ohne Zuschauer die Ansagen gut zu hören sind. Es geht nicht nur ums gegenseitige Anfeuern sondern auch darum, Mitspieler in die richtige Position zu bringen. Wir haben es gegen Leipzig gut gemacht, können es aber in der ein oder anderen Situation auch noch besser machen“, fand Heldt.

Grundsätzlich hat der 50-Jährige am Montag aber eine „fokussierte Mannschaft“ gesehen, die an sich und ihre Strategie glaubt: „Wir müssen in unserer Analyse und Ansprache authentisch bleiben. Man kann dem Team nichts verkaufen, woran es selbst nicht glaubt. Das klappt nicht“, sprach Heldt aus seiner Erfahrung als Spieler. Dann hatte er noch zwei positive Nachrichten auf Lager: Sowohl der gegen Leipzig früh ausgewechselte Cordoba (Knieprellung) als auch Mark Uth (leichte Zerrung) könnten für Augsburg wieder fit sein.

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