Im Interview Das sagt Dominique Heintz zur Krise des 1. FC Köln

KÖLN · In der sportlichen Krise hat sich Abwehrspieler Dominique Heintz im Team des 1. FC Köln als feste Größe etabliert. Im Interview spricht der 24-Jährige über die aktuelle Situation der Kölner und schätzt seine eigenen Leistungen ein.

Dominique Heintz hat alle zehn Pflichtspiele des 1. FC Köln in dieser Saison über die volle Distanz absolviert und sich in der sportlichen Krise als stabile Größe im Team von Trainer Peter Stöger etabliert. Martin Sauerborn hat mit dem 24-Jährigen Pfälzer über die schwierige Situation beim FC gesprochen.

Herr Heintz, wie haben Sie das freie Wochenende verbracht?

Heintz: Hier in Köln, mit Familie und Freunden aus der pfälzischen Heimat. Am Sonntag waren wir beim Helene Fischer Konzert. Das kann ich weiterempfehlen, war eine echt gute Show. Ansonsten haben wir es uns gemütlich gemacht und versucht, vom Fußball abzuschalten.

Konnten Sie als Spieler des Bundesliga-Schlusslichts wirklich abschalten?

Heintz: Ab und zu kommt das Thema natürlich auf – und das soll es ja auch. In diesem Geschäft ist es schwer, abzuschalten. Auch, wenn es gut läuft, denke ich an Fußball und genieße, dass es gerade positiv ist. Ich habe es am Wochenende aber auch einfach mal ausgeblendet. Wenn Freunde da sind, komme ich auf andere Gedanken und das ist wichtig.

Wenn sich die Gedanken um Fußball drehten, woran haben Sie gedacht?

Heintz: Das es schön wäre, wenn wir mal wieder ein Spiel gewinnen würden. Es ist wichtig, dass wir dieses Gefühl mal wieder erleben. Wir hätten es auch verdient nach unseren letzten Leistungen. In Hannover, gegen Belgrad und gegen Leipzig haben wir gut gespielt und richtige Ansätze gezeigt. Am Wochenende habe ich deshalb vor allem an unser nächstes Spiel in Stuttgart gedacht und daran, mit drei Punkten heimzukommen.

Denken Sie auch darüber nach, warum der FC da unten steht?

Heintz: Es ist schwer, das alles zu analysieren. Wir sind sicher nicht immer an unsere Leistungsgrenze gekommen und haben nicht alles abgerufen, was wir können. Wir hatten zwar Torchancen, haben dann aber falsche Entscheidungen getroffen. Und es gab Entscheidungen, auf die wir keinen Einfluss hatten und die zu Gegentoren geführt haben. In solchen Phasen ist es dann schwer, wenn man immer in Rückstand gerät und kommen muss. Wir müssten mal in Führung gehen, das würde uns als Mannschaft gut tun.

Das hört sich an, als ob alles eine Kopfsache ist?

Heintz: Beim Fußball läuft viel über den Kopf. Wir sind klar im Kopf, sonst würden wir nicht so spielen wie zuletzt. Ich finde, dass wir gut mit der Situation umgehen und alles versuchen, um wieder aufzustehen. Wir wissen, dass es eine harte Saison wird und wir für jeden Punkt hart arbeiten müssen. Wir wissen aber auch, was wir können.

Trainer Peter Stöger hat gesagt, dass die Mannschaft die Situation angenommen hat. Wie sehen Sie das?

Heintz: Ich sehe, dass wir es nicht nur im Spiel sondern auch im Training besser und zielstrebiger geworden sind. Das ist die Mannschaft, die wir aus dem letzten Jahr kennen, die jedes Spiel an die Grenze geht. Manchmal ist es im Fußball so, dass man will und will und es geht trotzdem nicht viel.

Wie steht es um den in der Vergangenheit viel beschworenen Teamgeist?

Heintz: Wenn wir keine Einheit wären, würden wir nicht in so einer Situation solche Ansätze zeigen. Wir halten zusammen und lassen uns nichts von außen reintragen, egal wer was sagt. Wir müssen an unsere Qualität glauben.

Welche Rolle spielt Peter Stöger in der aktuellen Situation?

Heintz: Eine sehr wichtige. Wir sind richtig froh, dass er da ist, denn er macht das überragend. Der Trainer nimmt die Situation mit seiner Art an, und ohne etwas unter den Teppich zu kehren. Es gibt im Fußball negative Phasen. Peter Stöger hat ja gesagt, dass es für ihn der nächste große Schritt in seiner Karriere wäre, aus dieser Situation herauszukommen. Es wird der gesamten Mannschaft gut tun, wenn wir da zusammen und gestärkt rauskommen. Und ich weiß, dass wir da zusammen rauskommen. Ich glaube fest daran.

Sie selbst spielen eine gute Saison. Sind Sie zufrieden?

Heintz: Ich wäre zufriedener, wenn wir mehr Punkte hätten. Bei mir war alles ganz in Ordnung und solide. Durch die vielen Spiele alle drei, vier Tage bin ich super in den Rhythmus gekommen. Ich versuche, mein Niveau zu halten und der Mannschaft als Verteidiger Sicherheit zu geben. Wenn jeder seine Qualität ins Spiel bringt, dann werden wir auch wieder gewinnen.

Sind Sie ein Führungsspieler?

Heintz: Ich versuche, Verantwortung zu übernehmen, wie alle Spieler, die viel spielen und damit das Vertrauen des Trainers zurückgeben. Bei uns gibt es niemanden, der sich als besonderer Führungsspieler hervorhebt, alle müssen Verantwortung übernehmen.

Können Sie in der aktuellen Situation die Europa League überhaupt genießen?

Heintz: Im Sommerurlaub konnten wir es genießen. Das ist jetzt Vergangenheit. Das Spiel in London war aber sicher ein Höhepunkt in meiner Karriere. Wie die Fans uns vom Warmmachen bis nach dem Abpfiff gefeiert haben, war unglaublich. Wir hatten alle Gänsehaut. Das haben wir uns letzte Saison verdient. Im Moment ist die Europa League ein Zubrot. Stuttgart und Bremen sind die wichtigen Spiele.

Diese beiden Spiele sind extrem wichtig. Was passiert, wenn der FC danach nicht mehr als einen Punkt hat?

Heintz: Es gibt sicher Schlimmeres im Leben. Das ist Fußball, da erlebt jeder mal schlechtere Phasen. In diesen Zeiten sieht man dann, wie gut eine Gruppe zusammenarbeitet. Und ich bin stolz, dass wir untereinander trotzdem so ein gutes Verhältnis haben. Andere Mannschaften zerfleischen sich in so einer Situation und weisen den anderen ihre Fehler zu. Das gibt es bei uns nicht, das zeichnet uns aus.

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