vor Vorstandswahl Das sagt der FC-Vorstand zu Stadion und Fans

Köln · Der 1. FC Köln wählt am Sonntag (13 Uhr, Lanxess Arena) auf seiner Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand. Der Mitgliederrat des FC hat Dr. Werner Wolf (Präsident), Dr. Jürgen Sieger und Eckhard Sauren (Vizepräsidenten) als Kandidatenteam nominiert. Im Redaktionsgespräch bezog das Trio Stellung zu wichtigen Themen rund um den Club, der aktuell fast 110 000 Mitglieder zählt.

Erweiterung Geißbockheim

„Wir müssen sportlich wettbewerbsfähig bleiben und wir müssen in der Bundesliga bleiben“, fordert das Kandidatenteam. Der FC brauche ein neues Nachwuchsleistungszentrum und mehr Trainingsplätze für die Jugend sowie die Frauen. Eine Umsetzung des aktuell umstrittenen Ausbaus des Geißbockheims sei alternativlos. „Wir halten an dem Projekt im Grüngürtel fest und gehen von einer politischen Entscheidung im kommenden Jahr aus. Bei einem positiven Bescheid werden wir dann schauen, ob die angekündigten Klagen Erfolgsaussichten haben“, sagt Jürgen Sieger. Eckhard Sauren sendet eine klare Botschaft aus: „Dieser Ausbau muss sein, denn er ist im Interesse der Allgemeinheit.“

Ausbau Stadion

Die vom 1. FC Köln in Auftrag gegebene Studie zum Stadionausbau besagt, dass eine Erweiterung auf ein Fassungsvermögen von 75.000 Zuschauern technisch möglich ist. Jürgen Sieger steht dem als Fan des FC positiv gegenüber, sieht aber aus Vorstandssicht finanziellen und infrastrukturellen Klärungsbedarf. „Ist es realistisch machbar, auch hinsichtlich der Zeitachse, denn vor 2028 wird der Ausbau nicht abgeschlossen sein können?“, fragt er. Wie sieht es zum Beispiel in zehn Jahren mit der Nachfrage nach Karten aus? „Es ist ein allererster Rückgang des Zuschauerinteresses im europäischen Fußball zu beobachten und die Digitalisierung der Übertragungstechnik und Vermarktung schreitet voran, Stichwort: Augmented Reality“, mahnt Sieger an. Ein Ausbau sei für das Kandidatenteam „wünschenswert“, aber nicht „alleroberste Priorität“.

Aktive Fanszene

Werner Wolf setzt auf die Wirkung eines dauerhaften Dialogs mit den Ultras. Er ist aber auch nicht so naiv zu glauben, dass eine solcher Dialog Menschen grundlegend ändert: „Wir wollen wieder verstärkt ins Gespräch treten, haben uns gegenüber den Ultras in punkto Regelüberschreitungen aber sehr klar positioniert. Gewalt und Pyrotechnik sind verboten und werden entsprechend behandelt. Für uns zählt das Motto „Gemeinsam gewinnen alle!“ In Zeiten, in denen der FC erfolgreich war, haben immer alle an einem Strang gezogen. Wir wollen deshalb den Dialog mit allen Fangruppen über den Mitgliederrat als Ansprechpartner wieder dauerhaft in Gang kriegen. Das Gremium ist aktuell dabei, ein Konzept für den Umgang miteinander zu erarbeiten. Wir wollen als Vorstand mit klaren Richtlinien dialogbereit mit allen sein und versuchen, mehr Verständnis füreinander aufzubringen. Szenarien mit Pistole auf der Brust wird es bei uns jedenfalls nicht geben. Und was ist mit der Abschaffung der umstrittenen Choreoklausel? „Es gibt eine Passage, an der es bei Ultras und Verein ein juristisches Missverständnis geben könnte“, kündigt Sieger eine Klärung an.

FC-Marke „Spürbar anders“

„Das Thema hat sich wie ein roter Faden durch unsere Besuche bei der Mitgliederbasis gezogen“, berichtete Werner Wolf. „Wir werden das sorgfältig analysieren und entscheiden, ob wir den Claim behalten. Ich bin grundsätzlich kein Freund davon, so etwas zu ändern, denn eine Marke lebt auch von Kontinuität.“

Toni Schumacher

Ob und wie der scheidende Vizepräsident in die Clubarbeit eingebunden wird, bleibt offen. „Ich habe mit Toni und seiner Frau gesprochen. Die Vereinbarung war, dass die beiden sich nach ihrem Urlaub melden und mir mitteilen, was sie sich vorstellen. Bis jetzt haben sie sich nicht gemeldet.“, berichtet Werner Wolf und fügt an: „Wir wollen mit der Marke 1. FC Köln mehr Umsatz machen und dafür brauchen wir bekannte Gesichter.“ Der designierte Vorstand denkt deshalb daran, Ex-FC-Spieler wie Lukas Podolski und Thomas Häßler für den 1. FC Köln einzusetzen. Eine Funktion, die auch für Clublegende Toni Schumacher denkbar wäre.

Sportkompetenz

„Sportkompetenz ist nicht gleichzusetzen mit der Anzahl von Länder- und Bundesligaspielen“, glaubt Eckhard Sauren. Vielmehr seien analytische Fähigkeiten gefragt. „Unsere Aufgabe ist es nicht, in die Geschäftsführung einzugreifen. Für uns geht es darum, uns als Vorstand extern beraten zu lassen, um uns mit der Geschäftsführung auf Augenhöhe austauschen zu können und Dinge gemeinsam voranzubringen. Mit Jörg Jakobs haben wir eine ideale Besetzung für dieses Kompetenzteam“, erzählt der Finanzexperte. Es gäbe zudem Überlegungen einen zweiten Berater hinzuzufügen: „Wenn alles gut läuft, können wir schon bald etwas vermelden“, verspricht Sauren.

Geschäftsführung

Der Vertrag von Geschäftsführer Sport Armin Veh läuft nach gut 18 Monaten Laufzeit zum 1. Juli 2020 aus. Der neue Vorstand möchte im Einverständnis mit Veh nach einer möglichen Wahl am Sonntag bis Weihnachten Klarheit in dieser Personalie schaffen. „Wir haben uns offen und gut unterhalten. Es ist jetzt schon zu sehen, dass Armin Veh einen guten Job bei den Neuverpflichtungen gemacht hat. Wir werden das weiter beobachten, und Armin wird umgekehrt beobachten wollen, wie wir arbeiten. Das kann er jetzt noch nicht wissen“, meint Eckhard Sauren. Werner Wolf weist zudem auf eine Erfahrung hin, die er als Unternehmensführer immer wieder gemacht hat: „Manche Mitarbeiter sind verunsichert, wenn sich in einem Unternehmen eine neue Spitze ankündigt. Es gibt dann auch immer Veränderungen.“ Zur Geschäftsführung des 1. FC Köln zählt neben Armin Veh noch Alexander Wehrle (Vertrag bis 2023), der den Bereich Finanzen führt.

Vision und Reform

Das Kandidatenteam rechnet damit am Sonntag gewählt zu werden. „Wir würden uns natürlich über ein gutes Ergebnis freuen, aber es ist erst einmal wichtig, das Vertrauen der Mitglieder zu spüren“, erklärt Eckhard Sauren. Nach einer Wahl möchte der Vorstand FC als ein Nicht-Investorenclub in der Bundesliga etablieren und konsequent den Nachwuchs fördern. „Wir wollen den FC wieder bodenständig, bescheiden und geschlossen wie einen Verein führen“, sagt Werner Wolf. Eckhard Sauren ergänzt: „Und auf wirtschaftlicher Seite wie ein Unternehmen.“ Jürgen Sieger fasst zusammen: „Der FC ist ein Unternehmen, das den Mitgliedern gehört. Unsere Aufgabe ist es dabei ökonomisch und mit den Emotionen des Fußballs zu arbeiten.

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