1. FC Köln Armin Veh appelliert an FC-Profis

KÖLN · Sportchef und Trainer Markus Anfang wollen mehr Druck und Risiko. Die Mannschaft soll vor allem in den Heimspielen den Erwartungen der Fans gerecht werden.

Es ist im Sport – und hier im Speziellen beim Fußball – nicht anders als im Alltag: Man ist stets auf der Suche nach der rechten Balance, um den für sich möglichst idealen Weg durchs Leben zu finden. Was den Fußball hierzulande anbelangt, so ist der 1. FC Köln ein Suchender wie manch anderer, obwohl man von der Tabellenspitze der 2. Liga grüßt.

Denn noch längst läuft nicht alles wie gewünscht, liegen spielerischer Anspruch und gezeigte Wirklichkeit zu weit auseinander. Das gestand am Donnerstag Markus Anfang durchaus selbstkritisch ein. Man habe in Kiel nicht so nach vorn gespielt, wie man es hätte machen können. Zwar habe es einige verletzungsbedingte Ausfälle gegeben, dennoch besitze man genug Qualität im Kader. Zu dieser Einschätzung hatte der Trainer bisher stets angemerkt, dass es für ihn nicht Spieler in der ersten und zweiten Reihe gebe, sondern jeder Einzelne seine speziellen Stärken besitze. Nun aber sagte er: „Es macht schon einen Unterschied, ob der eine oder andere Kreativspieler fehlt.“ In Kiel waren das der langzeitverletzte Christian Clemens (2 Tore/4 Vorlagen) und ab der 35. Minute Louis Schaub (1/5), der weiter über Knöchelschmerzen klagt.

Selbstkritisch der Mannschaft gegenüber sprach der Trainer vor allem die schwachen Darbietungen im eigenen Stadion an. Da habe man „noch nicht das abgeliefert, was wir uns vorstellen“. Damit müsse man offen und ehrlich umgehen. „Unsere Fans sind zu Recht enttäuscht, weil sie von uns nicht den Fußball geboten bekommen haben, den sie sich vorstellen.“

Nun ist es das eine, wenn ein Trainer so einsichtig mit sich und den Leistungen seiner Mannschaft umgeht. Das andere ist, ob seine Spieler dies ebenso wahrnehmen und um Besserung bemüht sind. Markus Anfang ist davon überzeugt. Beweis dafür sei, dass im Training viel Engagement und Offensivgeist zu spüren gewesen seien.

Kreativität soll ins Offensivspiel zurückkehren

Um die Ansagen des Trainers zu unterstreichen, ergriff am Donnerstag auch Armin Veh das Wort und richtete sich an die Profis. Am Rande einer Vorbesprechung zum nächsten Gegner, an der der Sportchef in der Regel teilnimmt, wies er darauf hin, dass die Tabellenführung zwar gut sei, die Mannschaft sich aber spielerisch weiterentwickeln müsse. Man dürfe niemals in seinen Bemühungen nachlassen, denn der Weg durch die 2. Liga zurück in die Bundesliga sei kein leichter.

Nachdem in der Begegnung in Kiel das Defensivverhalten stabilisiert wurde, soll gegen Heidenheim auch die Kreativität ins Offensivspiel zurückkehren. „Wir müssen druckvoll und auch mit Risiko nach vorn spielen, wir wollen ja Torchancen kreieren, wollen in den gegnerischen Strafraum kommen“, berichtete Anfang, was er von seinen Spielern fordert. Gleichzeitig mahnte er Geduld an bei der Suche nach der entscheidenden Lücke in der gegnerischen Abwehr und gestand seinen Spielern Fehler zu. „Aber die dürfen sie nicht aus der Bahn werfen. Diesbezüglich müssen sie stabiler, konstanter werden.“

Dass der meist sehr nüchtern und sachlich analysierende Fußballlehrer auch Humor besitzt und ihn nicht verloren hat, bewies er bei der Pressekonferenz am Donnerstag, als er mit Blick auf den vierten Tabellenplatz von Bayern München sowie des Theaters beim Rekordmeister zum Besten gab: „Vor dem Saisonstart ist gesagt worden, wir seien der FC Bayern der 2. Liga. Wenn wir das wären, wäre es glaube ich jetzt nicht so gut.“

Stattdessen versucht man beim 1. FC Köln, ohne großes Säbelrasseln in der Vorstandsetage in die Erfolgsspur zurück- und die Balance im Spiel wiederzufinden.

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