1. FC Köln Stöger will kein Mitleid

MINSK · Der FC-Trainer muss beim Personal den Spagat zwischen Europapokal und Bundesliga üben. Einige Stammkräfte werden beim Europa-League-Spiel in Borissow wohl geschont.

 Im russischen Nationaltrikot: Das große Ziel von Konstantin Rausch (links) ist die WM 2018 in Russland.

Im russischen Nationaltrikot: Das große Ziel von Konstantin Rausch (links) ist die WM 2018 in Russland.

Foto: AFP

Nach den beiden Auftaktniederlagen in der Europa League beim FC Arsenal (1:3) und gegen Roter Stern Belgrad (0:1) steht der 1. FC Köln beim dritten Gruppenspiel vor einem Spagat. Einerseits will man durch einen Erfolg Selbstvertrauen sammeln und sich die Chance auf den zweiten Tabellenplatz und den Einzug in die K.o.-Phase erhalten, andererseits sollen Stammkräfte für das sportlich wichtigere Bundesligaspiel am Sonntag gegen Werder Bremen geschont werden.

„Zum ersten Mal kommt mir ein Spiel ungelegen. Wenn wir wenigstens im Europacup irgendwo hier um die Ecke spielen würden, in Holland oder Belgien. Aber die Reise nach Borissow ist schon anstrengend und lässt uns nicht viel Zeit für die Vorbereitung auf das wichtigere Spiel am Sonntag gegen Bremen“, sagte Mannschaftskapitän Matthias Lehmann.

Einen völlig anderen Ansatzpunkt hat sein Trainer. „In Zeiten wie diesen ist es relativ einfach, sich alles schlechtzureden“, sagte Peter Stöger, „da mag man in der Früh nicht aufstehen, nicht zum Training fahren, nicht reisen und schon gar nicht spielen, weil man Angst hat zu verlieren. Das habe ich alles nicht. Ich bin immer noch dankbar, wenn ich in der Früh aufwache und solch einem Beruf nachgehen kann. Ich freue mich auch immer noch auf ein Europa-League-Spiel. Da wird sich nichts ändern.“

Abschlusstraining nicht im Stadion der Gastgeber

Dennoch hat sich das Trainerteam um Stöger Gedanken gemacht, wie man die Begegnung in Weißrussland angeht und die Reise möglichst unkompliziert gestaltet. So entschied man sich dazu, das Abschlusstraining für die Begegnung am Donnerstagabend (19 Uhr/live bei Sky) nicht wie üblich im Stadion der Gastgeber in Borissow zu bestreiten. Stattdessen wurde am Mittwochmorgen am Geißbockheim eine Einheit absolviert. Am Mittag ging es dann mit einer Chartermaschine von Köln in die weißrussische Hauptstadt Minsk.

Dort wohnt der FC-Tross auch deshalb, weil es im rund 75 Kilometer entfernten Borissow kein Hotel gibt. So wird den FC-Profis das Hin- und Herfahren zu einem Abschlusstraining vor Ort erspart. Dass man die Gegebenheiten im Stadion und das Spielfeld erst unmittelbar vor der Begegnung kennenlernt, ist für Peter Stöger zweitrangig: „Das ist kein Problem. Wir sind doch zwei Stunden vorher da. Damit können wir leben.“

Um dem einen oder anderen Stammspieler hinsichtlich des Kellerduells am Sonntag (13.30 Uhr) gegen den Tabellenvorletzten Werder Bremen etwas Schonung aufzuerlegen, werden manche Spieler gar nicht oder erst im Verlauf des Spiels zum Einsatz kommen. So ist denkbar, dass die in der bisherigen Saison kaum aufgebotenen Dominic Maroh, Marco Höger, Pawel Olkowski und Sehrou Guirassy in die Startelf rücken.

Angesichts dessen könnte man meinen, beim FC würde man die Europapokalaufgaben nun nur noch zweitrangig betrachten. Dem aber widerspricht Stöger energisch: „Wir brauchen Erfolgserlebnisse. Würde der erste Sieg in der Europa League gelingen, wäre es gut. Die Situation ist unangenehm. Aber noch schlimmer ist es, nach den Spielen für die ordentlichen Auftritte gelobt zu werden und Mitleid zu bekommen.“

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