Überraschung in der Krise Sportdirektor Schmadtke verlässt den 1. FC Köln

Köln · Das Gespräch, dass die Trennung von Verein und Geschäftsführer Jörg Schmadtke bevor steht, hatte es bereits am Donnerstagmorgen gegeben. Jetzt wurde die Auflösung des Vertrags offiziell bekannt gegeben.

Mit einer Trainerentlassung wäre zu rechnen gewesen, die Trennung vom Sportchef kam wie der oft strapazierte Blitz aus heiterem Himmel. Geblitzt hat es am Montagnachmittag über dem Geißbockheim nicht, aber so strahlend blau wie mancherorts war es dort tatsächlich nicht. Eine pechschwarze Wolkenwand zog wie ein Vorbote auf, als FC-Präsident Werner Spinner und Vizepräsident Markus Ritterbach überraschend am Geißbockheim erschienen. Noch seltsamer war, dass sie über den Spielertrakt eintraten statt über die Geschäftsstelle.

Was folgte, waren die finalen Gespräche zwischen dem Vorstand, dem noch Toni Schumacher angehört, und Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der dieses Amt wenig später nicht mehr bekleidete. Dass die Trennung einleitende Gespräch hatte es am letzten Donnerstagmorgen vor dem Europa-League-Gastspiel der Kölner bei Bate Borissow gegeben. Auf dem Trainingsplatz des weißrussischen Fußballverbands in Minsk hatte sich Werner Spinner eine Dreiviertelstunde lang mit Jörg Schmadtke unterhalten. Selbst aus der Distanz war die Ernsthaftigkeit zu erkennen.

Vermutet worden war, dass es um die mögliche Entlassung von Trainer Peter Stöger und sein Team ging. Tatsächlich aber stand die Zukunft des Sportchefs zur Debatte. Am Abend, nach dem 0:1, forderten enttäuschte Fans den Rauswurf von Schmadtke.

In die Kritik geraten war der 53-Jährige durch seine verfehlte Personalpolitik vor dieser Saison. Einerseits hatte er nach schwierigen Verhandlungen in einem Kraftakt Anthony Modeste für geschätzt bis zu 35 Millionen Euro an den chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian verkauft. Andererseits stand dem in zwei Spielzeiten 40 Mal erfolgreichen Torjäger an Neuverpflichtungen nur Jhon Cordoba für immerhin 17 Millionen Euro gegenüber, wobei der jetzt verletzte Ex-Mainzer lediglich zehn Treffer in zwei Bundesligaspielzeiten erzielte.

Schmadtke war Baumeister des Erfolgs

Aufgrund der schwachen Torausbeute - in den letzten zwölf Pflichtspielen wurden vier Treffer erzielt - rangiert der FC auf dem letzten Bundesligaplatz. Zwischenzeitlich gestand Schmadtke ein, Fehler gemacht zu haben. Andererseits wies er darauf hin, dass für eine Reihe von Offensivspielern von den abgebenden Vereinen angesichts der Kölner Modeste-Millionen zu hohe Ablöseforderungen gestellt worden seien.

Spekulativ, aber nicht auszuschließen, ist, dass Anthony Modeste in der Transferzeit im Januar zurückgeholt wird. Denn wegen komplizierter chinesischer Transfermodalitäten wurde er zunächst bis zum Saisonende im November nur ausgeliehen.

Für Jörg Schmadtke wiederholte sich an diesem Montag ein Szenario, das er bereits fast auf den Tag genau vor neun Jahren bei Alemannia Aachen und im April 2013 bei Hannover 96 erlebte: Er verließ vor Vertragsende die Clubs. In Aachen hatte er im Alleingang das Ende seiner Arbeit im Fernsehen bekanntgegeben und war daraufhin entlassen worden. In Hannover hatte er sich mit dem damaligen Trainer Mirko Slomka überworfen und dann um seine Vertragsauflösung gebeten. Zweieinhalb Monate später wurde Schmadtke Sportchef beim 1. FC Köln.

Hier zeichnete er sich durch die von ihm bekannt professionelle Arbeit aus. Er war Baumeister des Erfolgs. Zusammen mit Peter Stöger und dessen Team ging es vier Jahre lang von Erfolg zu Erfolg. Im Juni war Schmadtke vom Fußball-Magazin "11 Freunde" zum Manager der Saison gekürt worden. Was die Nachfolge anbelangt, so wäre Sportdirektor Jörg Jakobs ein Kandidat. Schon von 2012 bis 2013 war er in der Funktion tätig, verpflichtete auch Stöger. Der Vertrag des einstigen Vertrauten von Schmadtke endet im nächsten Sommer.

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