1. FC Köln trennt sich von Cheftrainer So begründen die FC-Bosse die Trennung von Stöger

Köln · Peter Stöger ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Die Entscheidung war bereits vor dem Schalke-Spiel gefallen, wurde aber erst heute verkündet. Ärger gibt's derweil bereits mit Interimstrainer Ruthenbeck.

"Nach einer eingehenden Analyse der Situation haben sich der 1. FC Köln und Cheftrainer Peter Stöger auf eine einvernehmliche Auflösung des bis Ende Juni 2020 laufenden Vertrags geeinigt", teilte der Verein am Sonntagmittag zunächst schriftlich mit. Auch Co-Trainer Manfred Schmid verlässt den FC. Bis zur Winterpause wird nun U19-Trainer Stefan Ruthenbeck die FC-Profis betreuen. Zu seinem Team gehören die Co-Trainer Kevin McKenna und Markus Daun sowie Torwarttrainer Alexander Bade.

"Wir sind in der Verantwortung, alles zu versuchen, um den Klassenerhalt doch noch zu erreichen. Bis zuletzt haben wir gehofft, dass wir dies in der Konstellation mit Peter, seinem Team und der Mannschaft schaffen können. Leider ist diese Überzeugung jedoch trotz des positiven Resultats auf Schalke nicht mehr ausreichend vorhanden", sagte FC-Präsident Werner Spinner. Deshalb halte man es in der aktuellen Situation "für unabdingbar, auf der Trainerposition ein Signal zu setzen, auch wenn uns diese Entscheidung sehr schwer fällt und wehtut."

Entscheidung fiel bereits am Freitag

Die Entscheidung stand demnach bereits seit Freitag und damit vor dem Spiel gegen Schalke fest. "Um sich voll auf diese wichtige Partie fokussieren zu können, haben wir entschieden, dies erst am Sonntag zu kommunizieren", wird Peter Stöger in der Presseerklärung zitiert. Es sei im Sinne des Clubs und vor allem der Mannschaft, dass jetzt eine Entscheidung getroffen wurde und Klarheit herrscht.

Pressekonferenz mit 28-minütiger Verspätung

Die Trennung von Peter Stöger durch den 1. FC Köln wurde auch bei einer Pressekonferenz im Geißbockheim offiziell bestätigt. Die begann allerdings mit 28-minütiger Verspätung. Offenbar hatte es bei den Club-Verantwortlichen erhebliche Probleme bei der Formulierung der offiziellen Sprachregelung der Entlassung des Trainers gegeben, der noch einen Vertrag bis zum Juni 2020 besaß.

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle dankte Stöger, mit dem er bis zum Schluss eine sehr offene Kommunikation führte. Erstmals nach der 0:3-Niederlage gegen Hoffenheim habe man sich mit ihm über eine Trennung unterhalten. Er habe sich sehr professionell dazu verhalten. Nach der 0:2-Niederlage gegen Hertha habe es ein erneutes Gespräch bezüglich einer Trennung gegeben. Am Tag vor dem Schalke-Spiel habe man sich auf die Trennung gemeinsam vereinbart. So wollte man volle Konzentration auf das Schalke-Spiel richten.

Dies hatte jedoch nicht ganz geklappt. Denn Stefan Ruthenbeck hatte sich bereits im Vorfeld verplappert, als er vor seinen U19-Spielern offenbar schon vorzeitig seinen Aufstieg zu den Profis des FC verkündete. Damit hat er schon vor der ersten Einheit als Interimscoach den Ärger von Vereinspräsident Werner Spinner auf sich gezogen. "Natürlich ist das nicht glücklich. Punkt", sagte Spinner am Sonntag.

Trennung nach 1634 Tagen

Nach 1634 Tagen, so lang wie kein FC-Trainer zuvor im Amt war, musste der sympathische Wiener nun also gehen. In Umfragen wie vom Kicker-Sportmagazin, bei dem rund 70.000 Fußballinteressierte teilnahmen, hatten sich bis zu fast 70 Prozent für eine Weiterbeschäftigung des erfolgreichen Trainers ausgesprochen.

Die Wut vieler FC-Fans war riesengroß. Manche drohten mit dem Vereinsaustritt. In den sozialen Netzwerken hagelte es Beschimpfungen gegen die Verantwortlichen des 1. FC Köln.

Nun wird Stefan Ruthenbeck, Trainer der A-Junioren des 1. FC Köln, das Traineramt interimsmäßig übernehmen. Um 13 Uhr wollte er sich erstmals mit den Profis treffen, nachdem er am Freitagabend letztmals die Junioren beim 0:0 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach betreut hatte.

Geplant ist, dass der ehemalige Zweitligatrainer von Greuther Fürth die Mannschaft in den verbleibenden fünf Spielen dieses Jahres betreut, bevor ab 2. Januar mit einem neuen Trainer die Rückrundenvorbereitung in Angriff genommen wird.

Schon am Samstag hatten die Zeichen bei Stöger und seinem Trainer-Partner Manfred Schmid auf Abschied gestanden, nachdem sie mit der Mannschaft aus Gelsenkirchen zurückgekehrt waren, wo der 1. FC Köln überraschend ein 2:2 erreicht hatte. So hatte Stöger das nächste Training eigentlich für Sonntag zehn Uhr angesetzt, doch die Vereinsführung verschob es auf 13 Uhr. Solch ein Vorgehen wäre nicht möglich, wenn der Wiener noch Cheftrainer gewesen wäre.

Peter Stöger und der FC in Bildern

Krisensitzung im Geißbockheim

Am Sonntagmorgen hatten sich die FC-Verantwortlichen - Werner Spinner, Toni Schumacher, Alexander Wehrle und Markus Ritterbach - im Geißbockheim getroffen, um noch ein letztes Mal über Stögers Zukunft zu beraten.

Stöger hatte am Donnerstag die Vereinsführung öffentlich aufgefordert, für klare Verhältnisse in der Trainerfrage zu sorgen. Das hatte er zuvor in einem Gespräch auch schon Geschäftsführer Alexander Wehrle mitgeteilt.

Der FC-Coach hatte sich am Samstagabend unmittelbar nach dem Spiel noch zurückhaltend zur Trainerfrage geäußert. Auf seine Zukunft angesprochen, sagte er dem TV-Sender Sky: "Mal sehen, was jetzt passiert." Er gehe davon aus, dass zeitnah "eine Entscheidung getroffen wird". Und: "Wir haben abgesprochen, dass eine klare Lösung her muss. Dass es keine Dreitageslösung, das ist auch klar."

Stöger zog seine Kappe vor den FC-Fans

Jedoch hatten die Gesten nach dem Spiel bereits Bände gesprochen: Nach der Partie auf Schalke, bei der die Mannschaft große Moral gezeigt hatte und durch Treffer von Sehrou Guirassy zwei Mal einen Rückstand ausgeglichen hatte, gingen Peter Stöger und Manfred Schmid in die Kurve vor die FC-Fans. Stöger zog seine Kappe und verbeugte sich tief. Dann gingen die beiden Arm in Arm zurück, während sich Tim Handwerker an ihrer Seite offenbar Tränen aus dem Gesicht wischte.

Zunächst hatten viele noch am Samstagabend mit einer offiziellen Erklärung gerechnet. Doch die wollten die FC-Verantwortlichen wohl nicht übereilt öffentlich machen. So hatte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle in Gelsenkirchen gesagt: "Es wird heute nicht mehr viel passieren." Vor dem Spiel hatte Wehrle noch erklärt, dass er mit Stöger einen sehr offenen und vertrauensvollen Austausch habe. "Er ist jederzeit darüber in Kenntnis gesetzt worden, was unsere Überlegungen sind. Die haben wir intern diskutiert, und die werde ich öffentlich nicht kommentieren."

Um Stöger und einen neuen Manager in der Nachfolge von Jörg Schmadtke hatte es schon vor dem Anpfiff auf Schalke Spekulationen gegeben. Medien berichteten am Samstag von FC-Kontakten mit dem gebürtigen Kölner Markus Anfang, Coach von Zweitliga-Tabellenführer Holstein Kiel. Der wich im TV-Sender Sky allen Fragen aus. In Sachen Geschäftsführer Sport soll der ehemalige HSV-Vorstandschef und frühere FC-Profi Dietmar Beiersdorfer einer der Kandidaten sein, nachdem die Unterredungen mit Hannovers Horst Heldt abgebrochen wurden.

Spieler fordern Klarheit

Währenddessen trat FC-Torhüter Timo Horn frei von Emotionen auf, als er Samstagabend erklärte: "Wir Spieler sind froh, wenn eine Entscheidung getroffen wird. Ich würde nicht sagen, dass es aus Spielersicht heißt, mit Peter Stöger weiterzuarbeiten. Man hat wenige Argumente, wenn man aus 13 Spielen nur zwei Punkte holt. Die Trainerfrage wurde medial jetzt stark befeuert. Deshalb tut es uns gut, wenn wir Klarheit haben."

Als neuer Mann auf dem Trainerposten des 1. FC Köln wird derweil Markus Anfang gehandelt. Derzeit steht er beim Zweitliga-Ersten Holstein Kiel auf der Kommandobrücke. Mit ihm käme ein waschechter Kölner zum FC. Im Norden der Stadt aufgewachsen spielte er in der Jugend beim KSV Heimersdorf. Seine erste Profistation war Bayer Leverkusen. Zu einem Einsatz kam er in der einen Spielzeit beim Werksclub aber nicht.

Seine Trainerkarriere begann der 43-Jährige vor sieben Jahren beim SC Kapellen-Erft. 2013 übernahm er für drei Jahre die U16 von Bayer Leverkusen. Im Vorjahr wechselte Markus Anfang zu Drittligist Holstein Kiel. Im Mai stieg er mit den Störchen in die Zweite Liga auf, die seine Mannschaft derzeit anführt.

Holstein Kiel: Wechsel von Trainer Anfang kein Thema

Kiel weiß indes nichts von einem Kölner Interesse an Anfang. Geschäftsführer Ralf Becker sagte bei Sky Sport News HD am Sonntag: "An mich ist niemand herangetreten. Die Frage stellt sich für mich auch gar nicht. Wir hatten gestern ein Spitzenspiel gegen Fortuna Düsseldorf und spielen in diesem Jahr eine super Runde. Darauf sind wir konzentriert. Wir sind mit unserem Trainer super zufrieden und bemüht, die Zusammenarbeit langfristig fortzusetzen."

Die Kölner sind auch nach dem 14. Spieltag in der Fußball-Bundesliga noch ohne Sieg und liegen mit drei Punkten abgeschlagen auf dem letzten Platz. Der 51 Jahre alte Stöger betreut die Kölner Profis seit dem 14. Juni 2013. 2014 führte der Österreicher die Mannschaft in die Bundesliga zurück. In der Vorsaison schafften die Kölner als Tabellenfünfter nach 25 Jahren Unterbrechung erstmals wieder die Teilnahme am Europacup.

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