Kommentar zum "Skandaltor" Nicht nur die Technik hat versagt

Meinung | Bonn · Der deutliche 5:0-Erfolg des BVB über den 1. FC Köln hinterlässt einen faden Beigeschmack. Wieder einmal gab es Probleme mit dem Videobeweis. Bei allem Ärger gibt es aber auch einen positiven Aspekt: Der Fußball bleibt trotz Beweis emotional, findet GA-Redakteur Simon Bartsch.

 BVB-Torschütze Sokrates (2.v.l) diskutiert mit Schiedsrichter Patrick Ittrich (l) nach dem 2:0 gegen Köln.

BVB-Torschütze Sokrates (2.v.l) diskutiert mit Schiedsrichter Patrick Ittrich (l) nach dem 2:0 gegen Köln.

Foto: Ina Fassbender

Ein Kantersieg wie der 5:0-Erfolg des BVB über den 1. FC Köln lässt in der Regel wenig Spielraum für Diskussionen. Der Spitzenreiter hat das desolate Tabellenschlusslicht demontiert und auch in dieser Höhe verdient gewonnen. Und doch hat der Triumph einen faden Beigeschmack. Das 2:0 der Dortmunder unmittelbar vor dem Pausenpfiff war nicht regelkonform. Der Schiedsrichter hatte zuvor abgepfiffen. Zudem hätte der Videoassistent nicht eingreifen dürfen, weil das einfache Foul nicht in sein Aufgabengebiet fällt. Punkt.

Dass Jörg Schmadtke nach der deutlichen Pleite erwägt, Protest einzulegen, mag grotesk klingen, ist aber legitim, wenn nicht sogar die Pflicht des FC-Managers. Denn Schmadtke wird am Erfolg der Geißböcke gemessen, und die Spielordnung gibt ihm recht. Natürlich kommt dem kriselnden Club das Bohei um die Regelkunde gerade recht. Es verschleiert für den Moment den katastrophalen Saisonauftakt der Geißböcke. Die Empörung über das Verhalten der Kölner sollte sich aber auch ein BVB-Verantwortlicher wie Hans-Joachim Watzke einfach nur sparen. Er hätte ganz genauso gehandelt.

Viel mehr sollten sich die Diskussionen auf den Videobeweis und den Umgang mit selbigem konzentrieren. Denn die technische Entwicklung, die für ein faires Spiel sorgen soll, krankt weiterhin an allen Ecken und Kanten. Auch, weil offenbar selbst den Schiedsrichtern und Videoassistenten der richtige Einsatz nicht in Gänze geläufig ist. Das offenbart das 2:0 in Dortmund genauso wie der ungeahndete Knie-Ausflug von Wolfsburgs Torhüter Koen Casteels in das Gesicht des Stuttgarters Christian Gentner. Einmal hätte sich der Assistent einmischen müssen, tat es nicht, im nächsten Fall gab es eine Korrektur, die es nie hätte geben dürfen. Auch, weil es im Videoraum offenbar keinen Ton gegeben hat.

Ein Wiederholungsspiel wird der FC wohl kaum erreichen und ist in der aktuellen Form der Kölner auch nicht gerade empfehlenswert. Bei allem Ärger, die Diskussion hat auch etwas Positives. So ironisch es klingt, das Versagen des Beweises widerlegt das Hauptargument seiner Kritiker: Der Fußball verliert durch den Videobeweis keinesfalls an Emotionen. Das haben Schmadtke und Co. eindrucksvoll bewiesen.

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