Nachfolger von Peter Stöger Neuer FC-Coach Ruthenbeck handelt spürbar anders

KÖLN · Ganz nach dem Motto des 1. FC Köln "Spürbar anders" handelt auch der neue FC-Coach Stefan Ruthenbeck, der einen raueren Umgangston als Vorgänger Peter Stöger pflegt. Das sind die ersten Eindrücke vom neuen Übungsleiter.

Am letzten Freitagabend das Derby in der A-Junioren-Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach vor 150 Zuschauern im Franz-Kremer-Stadion, an diesem Donnerstag das Gruppen-Finale der Europa League bei Roter Stern Belgrad vor 55 000 im Marakana – eine ganz schöne Spanne fußballerischen Erlebens für Stefan Ruthenbeck. „Klar, Europa League, Belgrad, und ich bin der Junge von Sindorf und Quadrat-Ichendorf. Da habe ich Fußball gespielt. Jetzt darf ich Europa League machen. Das ist etwas ganz Besonders, bei meinem Heimatverein“, sagt Ruthenbeck. Und: „Ich bin Kölner durch und durch. Das ist für mich eine großartige Sache.“

Der Interimstrainer des 1. FC Köln, der zunächst nur bis zur Winterpause das Amt ausfüllt, ist nicht unbedingt ein Mann des geschliffenen, eher einer des lauten Wortes. So schallten die Anweisungen des Nachfolgers von Peter Stöger als Cheftrainer des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga weit über das Trainingsgelände, als er am Montag zwei Mal mit der durch Nachwuchsspieler vergrößerten Rumpftruppe trainierte.

Anders sah das in der Regel bei Stöger aus. Der ließ seinen Assistenten Manfred Schmid Übungsformen erklären. Dann beobachteten und korrigierten beide.

„Ich bin eben ein anderer Typ, nicht besser, nicht schlechter – einfach anders“, ordnete Stefan Ruthenbeck sich ein. In Stögers Fußstapfen wolle er nicht treten. Die seien riesengroß. Sein Vorgänger habe überragende Arbeit geleistet. Was die seine anbelangt, so werde der eine Beobachter überrascht sein, der andere werde „es cool finden“. Seine Ansprache sei eben eine andere. Dadurch aber würden Impulse freigesetzt, gegenüber der Mannschaft und für das Spiel.

Mannschaft soll agieren

Viel Zeit dafür bleibt dem 45-Jährigen, der in der Region beim FV Bad Honnef Fußball spielte, und seinem Stab nicht. Deshalb übernahm er keinen Mitarbeiter seiner Vorgänger – bis auf Torwarttrainer Alexander Bade. Die Reha- und Athletiktrainer Marcel Abanoz und Yann-Benjamin Kugel wurden bis zur Winterpause freigestellt. „Es geht darum, dass ich ein Team habe, das mich kennt und das ich kenne. Wir haben andere Abläufe. Alles muss schnell gehen. Diskussionen und Einarbeiten bringt nichts“, begründete der Trainer, der vom früheren FC-Spieler Kevin McKenna und Ex-Profi Markus Daun unterstützt wird. Vom Donnerstag an stehen innerhalb von 14 Tagen Spiele in Belgrad, gegen Freiburg, in München, gegen Wolfsburg und im Pokal auf Schalke an.

Angesichts der beiden Englischen Wochen sei neben dem Training die Kommunikation das Wichtigste. Es gelte, Spieler wieder mit einzubinden, die zuletzt nicht die große Rolle gespielt hätten – vor allem angesichts des dezimierten Kaders. Sichtbar wurde das am Montag, als der Übergangstrainer Christian Clemens zum Vieraugengespräch holte. Der Offensivspieler war bei seinen jüngsten Einsätzen ein Schatten seiner selbst.

Nun soll er wieder grätschen, sprinten, flanken und Torabschlüsse suchen, so wie vor Jahren in seiner besten FC-Zeit. Man müsse den Jungs Mut zusprechen. Er wolle, dass aggressiver aufgetreten und früher attackiert werde. „Aber das geht nicht, wenn man die Hosen voll hat. Man muss Mut mitbringen. Das geht nur, wenn die Jungs daran glauben. Und“, sagte Stefan Ruthenbeck, „Passivität ist nicht mein Ding. Ich will eine Mannschaft haben, die agiert.“

Das soll am Donnerstag (21.05 Uhr) im Hexenkessel des Marakana von Belgrad erstmals zu sehen sein. Mit „Leidenschaft, Herzblut und Biss“ könne man dort bestehen und etwas mitbringen, glaubt der Trainer. Sollte das in Form eines Sieges gelingen, stünde man in der K.o.-Runde der Europa League.

Ob es zuvor eine Form der Geschäftsübergabe, einen Austausch mit Peter Stöger gebe? „Es gab noch keinen Kontakt, aber ich will ihn suchen. Auch, weil ein paar Dinge im Raum stehen, die mir nicht gefallen“, meinte Ruthenbeck. Er lasse sich nicht unterstellen, am Samstag gegenüber seinen Jugendspielern ausgeplappert zu haben, Stögers Nachfolger zu werden. Eine Aussage von Vereinspräsident Werner Spinner, der den Neuen dafür verbal rüffelte. Der rechtfertigte sich nun: „Es wurde von meiner Seite nie gesagt, dass ich am Sonntag oder Montag Cheftrainer des 1. FC Köln bin.“

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