1. FC Köln Modeste: Ein Dreierpack in XXL

KÖLN · Auch von einer rutschenden Hose lässt sich Kölns Torjäger Anthony Modeste nicht stoppen. Gegen die Hertha gelang dem Stürmer ein Dreierpack. Damit ist er auf den Spuren von Müller, Löhr und Allofs.

 Auch wenn die Hose gefährlich Richtung Knie rutscht, lässt sich Anthony Modeste nicht aus der Ruhe bringen und vollendet zum 4:1.

Auch wenn die Hose gefährlich Richtung Knie rutscht, lässt sich Anthony Modeste nicht aus der Ruhe bringen und vollendet zum 4:1.

Foto: AP

Anthony Modeste schnappte sich den Spielball, zog die schwarze Jacke bis ans Kinn zu und grinste zufrieden. Selbst der Kölner Dauerregen störte den FC-Torjäger nach seinem Dreierpack beim 4:2 (3:0) gegen Hertha BSC nicht. „Ich bin froh und glücklich, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, sagte er: „Ohne sie hätte ich jetzt keine 22 Tore.“ Tatsächlich war der Sieg gegen die Hertha – Kölns erster Bundesliga-Erfolg seit Anfang Februar und nach fünf Spielen ohne Sieg – das Resultat eines geschlossen starken Auftritts des gesamten Teams. Aber dennoch ragte Ausnahmestürmer Modeste wieder einmal heraus.

Und während Modeste immer wieder die Mannschaftsleistung betonte, gab es Lob von allen Seiten für den 28-Jährigen. „Er ist ein unheimlich wichtiger Spieler. Wie er das 2:0 mit seinem schwächeren Fuß macht, das ist sensationell, einfach Weltklasse. Wir wissen nicht, was wir ohne ihn machen sollten“, sagte Torhüter Timo Horn: „Er hat viele Varianten und Abschlüsse. Kurzes Eck, langes Eck. Links, rechts. Als Torhüter weiß man nie, was er macht.“

Selbst Hertha-Coach Pal Dardai war schwer beeindruckt von Modestes Drei-Tore-Gala (35., 37. und 63.). „Modeste konnten wir nicht halten, seine Geschwindigkeit ist nicht unsere Dimension“, sagte der Ungar. Doch die ganze FC-Mannschaft zeigte sich enorm verbessert. Denn sowohl Horn mit starken Paraden (31./82./89.) als auch die Innenverteidiger Dominic Maroh und Neven Subotic, ein souveräner Matthias Lehmann und Spieler wie Milos Jojic und Christian Clemens, die zuletzt weniger zum Zug kamen, besaßen mit stabilen Leistungen großen Anteil am Erfolg.

Daneben spielte Yuya Osako einmal mehr in exzellenter Form auf. Sein früher Führungstreffer (6.) zeigte bereits sein Augenmaß, wurde aber noch übertroffen durch den exakten Rückpass auf Anthony Modeste zu dessen 2:0 (35.). „Ich schaue immer, wo Tony ist. Aber eigentlich ist es nicht notwendig, denn ich weiß, wo er steht. Deshalb funktioniert es so gut mit uns“, meinte der Japaner zufrieden. Gestern flog er nach Abu Dhabi, wo er am Donnerstag mit der japanischen Elf ein WM-Qualifikationsspiel bestreitet.

Solch ein Einsatz bleibt Anthony Modeste wieder verwehrt. Der Stürmer erhielt erneut keine Einladung von Frankreichs Trainer Didier Deschamps ins Nationalteam. „Ich träume trotzdem weiter davon“, sagte der Franzose, der dank des zweiten Dreierpacks der Saison schon bei 22 Treffern steht.

Damit überflügelte er in der FC-Bestenliste Toni Polster (21 Tore 1996/97) und hat nur noch Dieter Müller (34 – 1976/77), Hannes Löhr (27 – 1967/68) und Klaus Allofs (26 – 1985/85) vor sich. Als Modeste nach dem Tor zum 2:0 beim Jubel eine Kochgeste mit einfügte, galt die dem Chef-Physiotherapeuten Klaus Maierstein. Mit dem hatte er vor der Saison um ein Abendessen gewettet, dass er 20 Treffer erzielen werde. „Aber zu zweit essen, ist langweilig. Deshalb soll er die ganze Mannschaft einladen“, forderte der Torjäger.

Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke wird sich im Sommer wohl damit beschäftigen müssen, von welchem ausländischen Club er eine Ablöse von mehr als 40 Millionen Euro für den 28-Jährigen erhält. Obwohl der, ausgestattet mit einem bis 2021 laufenden FC-Vertrag, meinte: „Ich bin super drauf und mir und meiner Familie gefällt es in Köln sehr gut.“ Für die Ausschmückung der Wohnung im Stadtteil Hahnwald nahm Modeste zur Erinnerung an die drei Treffer einen der Spielbälle mit: „Der kommt ins Kinderzimmer von meinem Sohn.“

Während der bald zweijährige Brooklyn also einen gebrauchten Fußball bekam, benötigt sein Vater künftig eine engere Hose. Beim Sprint zum dritten Treffer rutschte ihm das Modell in Größe XXL verdächtig tief auf den Allerwertesten. „Beim nächsten Mal muss mir unser Betreuer eine kleinere rauslegen“, grinste der Torjäger.

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