1. FC Köln vor dem Spiel gegen Schalke Kölns Geheimtraining zahlt sich aus

KÖLN · Bei den Fans eher unbeliebt, können Trainingseinheiten unter Ausschuss der Öffentlichkeit aber sehr hilfreich sein. Im Spiel gegen Freiburg zahlte sich das für den 1. FC Köln aus. Nun hoffen sie auch gegen Schalke auf einen solchen Überraschungseffekt.

 Die weiten Einwürfe von Frederik Sörensen (links, hier mit Marcel Risse) führten gegen Freiburg gleich zum Tor.

Die weiten Einwürfe von Frederik Sörensen (links, hier mit Marcel Risse) führten gegen Freiburg gleich zum Tor.

Foto: picture alliance / dpa

Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist im Profibereich inzwischen mehr die Regel als die Ausnahme. Dagegen gehört der 1. FC Köln noch zu den Volks- oder Fan-nahen Vertretern. Nur die letzten beiden Einheiten vor den Spielen finden, wie vor der Begegnung an diesem Mittwoch (20 Uhr) bei Schalke 04, „nicht öffentlich“ statt.

Naheliegend ist die Begründung dafür. „Wenn es darum geht, taktische Dinge einzustudieren, Varianten bei Freistößen oder Ecken zu trainieren, müssen die Beobachter von der Konkurrenz ja nicht zuschauen können“, sagt Peter Stöger. Natürlich gehört es längst zur Normalität, dass der jeweils nächste Gegner das Training des Konkurrenten beobachten und analysieren lässt, wenn entsprechend Spielrelevantes geübt wird.

Aus unterschiedlichen Gründen verzichtete der Kölner Trainerstab in den letzten Wochen allerdings meist darauf, sich kurz vor den Spielen abzukapseln. Als dies allerdings einmal geschah, wurde eine Standardsituation ausprobiert, die am letzten Freitag den Treffer zum 3:0-Endstand gegen Freiburg vorbereitete: Frederik Sörensen warf den Ball bei einem Einwurf in Elfmeterhöhe über 30 Meter Richtung kurzen Pfosten, wo Anthony Modeste wuchtig einköpfte.

Die Gäste aus dem Breisgau wirkten auf diese von den Kölnern erstmals angewandte Standardvariante unvorbereitet. So führte gleich der zweite Versuch im Spiel zum Tor. Beim ersten Mal hatte der lange Däne in der neunten Minute ebenfalls den französischen Torjäger bedient, der aber war mit seinem strammen Schuss am Außennetz gescheitert.

„Vor dem Spiel gegen Darmstadt haben wir das im nichtöffentlichen Training einmal ausprobiert und gesagt: Das ist eine Option. Schön, dass es so schnell erfolgreich war“, war Peter Stöger zufrieden. Allerdings funktioniere es nicht immer so auf Knopfdruck, wie man es gerne hätte.

Bereits der Führungstreffer gegen Freiburg resultierte aus einer Standardsituation. Nach einem Eckball von Marcel Risse verlängerte Anthony Modeste per Hinterkopf ins Tor. „Wenn wir so etwas nicht trainiert hätten, wäre das fahrlässig. Aber wir haben zu Beginn dieser Saison nicht mehr Varianten oder Laufwege einstudiert als schon in der letzten. Wir haben es wie immer trainiert. Nur in der Vorsaison hat es einfach nicht gegriffen. Dafür haben wir uns einiges an Kritik eingehandelt“, stellte Peter Stöger nüchtern fest. Jetzt sei es vielleicht so, dass die Bälle besser geschossen oder die Spieler konsequenter zur Sache gehen würden.

Während die Kölner also zwei ihrer fünf Treffer der Saison auf diese Weise erzielten, warten die Schalker noch auf ihr erstes Bundesligator, geschweige denn auf einen Treffer nach einer Standardsituation. Dabei besitzen sie mit Johannes Geis einen Spezialisten für solche Bälle. Doch der kam bislang nicht zum Zug, gehörte beim 0:2 in Berlin nicht einmal zum Kader. So gab sein Trainer Markus Weinzierl gestern zu: „Wenn ich ihn nicht aufstelle, haben wir die Qualität der Standrads nicht.“ Dennoch sitzt Geis heute wohl bestenfalls wieder nur auf der Reservebank.

Bei den Kölnern könnte mit Konstantin Rausch ein Freistoß- und Eckballspezialist ins Team zurückkehren. Seine Muskelverletzung hat er nach vier Wochen auskuriert, und durch den verletzungsbedingten Ausfall von Leonardo Bittencourt ist eine Position frei.

Doch ob der Ex-Darmstädter auf der linken Angriffsseite zum Zug kommt, ließ Peter Stöger gestern offen. Zum einen bestünde die Möglichkeit, Bittencourt durch einen anderen Spieler zu ersetzen. Zum anderen könnte man mit einem anderen System spielen. Das wäre die Variante einer Fünfer-Kette mit bei Ballbesitz nach vorne geschobenen Außenverteidigern. Für diesen Fall könnte Pawel Olkowski für die rechte Seite in die Startelf rücken.

Egal mit welchem System und welchen Spielern, die Kölner würden natürlich gerne wieder die drei Punkte mit nach Hause nehmen, wie es ihnen im Vorjahr (3:0) und in der vorletzten Spielzeit (2:1) gelang.

„Aber was in der Vergangenheit war, hilft uns in der Gegenwart nicht weiter. Wenn etwas dafür sprechen könnte, etwas Zählbares aus Schalke mitzunehmen, dann die Tatsache, dass wir uns weiterentwickelt haben“, meinte Peter Stöger.

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