1. FC Köln FC forciert seine Stadionpläne

KÖLN · Ein Neubau erscheint nach aktuellem Stand unproblematischer als eine Aufstockung der Müngersdorfer Arena. Dabei spielt auch die Europameisterschaft 2024 ein wichtige Rolle.

 Architektonisch unverwechselbar ist das vor bald 13 Jahren eröffnete Rheinenergie-Stadion. Jedoch platzt es aus allen Nähten.

Architektonisch unverwechselbar ist das vor bald 13 Jahren eröffnete Rheinenergie-Stadion. Jedoch platzt es aus allen Nähten.

Foto: Benjamin Horn

Als sich kurz vor Weihnachten der Vorstand und die Geschäftsführung des 1. FC Köln zur obligatorischen Klausurtagung trafen, standen – wie berichtet – auch die Pläne für einen Ausbau des Rheinenergie-Stadions von 50.000 auf 65.000 oder gar 70.000 Plätze beziehungsweise einen ähnlich großen Neubau auf der Agenda. Die rücken – neben der Verbesserung der Infrastruktur am Geißbockheim – im neuen Jahr mit womöglich schon richtungweisenden Entscheidungen in den Vordergrund.

Vor fast genau 15 Jahren erfolgte der Spatenstich für das heutige Stadion. Eröffnet wurde es am 31. Januar 2004. Die Baukosten betrugen 117,5 Millionen Euro. 50.000 Zuschauer finden seither bei Bundesligaspielen auf Sitzen, in Stehbereichen, in nachgerüsteten 57 Logen und auf 2.930 Business Seats Platz. Bei den Meisterschaftsspielen müssen für die Gäste-Fans bis zu 5000 Karten zur Verfügung gestellt werden. Während dieses Kontingent oft nicht ausgenutzt wird, sind die Karten für FC-Fans fast immer ausverkauft, ist die Nachfrage meist deutlich höher als das Angebot.

Hohe Mietkosten

Besitzer des Stadions ist die Stadt Köln; der 1. FC Köln ist als Hauptnutzer Mieter. Der aktuelle Mietvertrag läuft bis 2024. Die Betriebskosten – 7,9 Millionen Euro Jahresmiete plus Nebenkosten – beziffert FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle auf rund 9,5 Millionen Euro. Das sei nach der Miete von Eintracht Frankfurt die zweithöchste Stadionmiete in Deutschland. Vorhaltungen, der Steuerzahler habe damals die Arena gebaut, hält er entgegen: „Der ursprüngliche Vertrag nach dem Bau war nicht marktgerecht. Ich würde sagen, der FC subventioniert bis heute die WM 2006.“

Bei der letzten Mitgliederversammlung sagte Präsident Werner Spinner, dass der Verein seit seinem Amtsantritt im April 2012 rund 45 Millionen Euro Miete an die Stadt gezahlt habe. Zum Vergleich: Der 2004 eröffnete und 54.000 Zuschauern Platz bietende Borussia Park in Mönchengladbach kostete mit 87 Millionen Euro nur knapp das Doppelte.

Der 1. FC Köln will das Stadion der Stadt abkaufen und ausbauen oder eine neue Fußballarena errichten. Nach der Klausurtagung vor zwei Wochen teilte der Verein dies erstmals ausdrücklich mit. „Wir werden dieses Thema forcieren, weil unser Pachtvertrag für das fast immer ausverkaufte Rheinenergie-Stadion im Jahr 2024 ausläuft und wir im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit des 1. FC Köln rechtzeitig planen sollten“, sagte Werner Spinner dazu.

FC will neues Stadion selbst bauen

Hinzu kommt ein zweiter wichtiger Aspekt: Der Deutsche Fußball-Bund will sich für die Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2024 bewerben. Damit Köln als viertgrößte deutsche Stadt als Austragungsort infrage käme, müsste man ein neues oder modernisiertes und ausgebautes Stadion besitzen. Den zeitlichen Vorlauf dafür beziffert Alexander Wehrle auf rund sechs Jahre. Aus diesem Grund müsste spätestens im übernächsten Jahr, also 2018, eine Entscheidung fallen.

Für den Ausbau des Rheinenergie-Stadions spricht eigentlich nur sein historischer Standort. 1923 war hier das erste Müngersdorfer Stadion erbaut worden. Ein Ausbau für 15.000 bis 20.000 weitere Zuschauer wäre sowohl in der Umsetzung (Aufstockung durch Anheben des Dachs und Bau eines dritten Rangs) als auch aus Sicht der Verkehrsanbindung (Straßen, Parkplätze, Straßenbahn) sowie des Emissionsschutzes schwerlich realisierbar.

Angesichts dieser Problematik spricht offenbar mehr für einen Neubau. Den möchte man beim 1. FC Köln auf eigene Kosten durchführen, Herr in einem neuen Haus werden. Mögliche Standorte will man im Norden, Westen und Südwesten der Stadt bereits geprüft haben. Die niedrigen Zinsen, selbst bei einer zu erwartenden leichten Anhebung in den nächsten Jahren, würden dem Verein das Stadionprojekt erleichtern.

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