1. FC Köln Die Wut der FC-Fans trifft Stürmer Cordoba

KÖLN · Bei seiner Einwechslung gegen Schalke 04 wird der erfolglose Torjäger ausgepfiffen. Aber Hertha BSC zeigt Interesse an dem Kolumbianer.

Mit Lob überschüttet wurde Jonas Hector in den sozialen Netzwerken für seinen am Montag bekanntgegebenen Verbleib beim 1. FC Köln. Selbst Fans anderer Clubs zollen ihm ihre Hochachtung für seine Vereinstreue. Im krassen Gegensatz dazu standen beim Heimspiel gegen Schalke 04 die Schmähungen des eigenen Anhangs, die von den FC-Profis Jhon Cordoba und Frederik Sörensen ertragen werden mussten.

Während die Pfiffe bei der frühen, leistungsbedingten Auswechslung des dänischen Verteidigers in der 32. Minute noch relativ verhalten ausfielen, waren die Unmutsbekundungen gegen den kolumbianischen Stürmer bei dessen Einwechslung (79.) von enormer Lautstärke. Der 24-Jährige ist ein regelrechtes Feindbild für viele FC-Anhänger geworden. Der Grund liegt auf der Hand: Als teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte erzielte der Torjäger bislang keinen einzigen Bundesligatreffer und trug somit zur hoffnungslosen Situation des Clubs bei.

Ein gewisses Verständnis für die Suche nach Schuldigen und die lautstarke, öffentliche Kritik zeigte Stefan Ruthenbeck nach den Vorkommnissen vom Sonntag. „Als Fan macht man irgendwann gerne Spieler ausfindig, die die Verantwortung für das Negative tragen. Da werden Feindbilder entwickelt. Das ist schade, aber ich kann es nachvollziehen. Was ich nicht verstehen kann: Dass sich der Unmut auf diese Spieler bezieht“, erklärte der Trainer.

Selbst im Erfolgsfall habe es solche Unmutsäußerungen schon gegeben. Ein Beispiel war Konstantin Rausch vor seinem Wechsel im Januar zu Dinamo Moskau, und in der Vorsaison Yuya Osako. Den setzte der damalige Trainer Peter Stöger zum Schutz des Spielers zeitweise nur noch in Auswärtsspielen ein.

Deutsche Sprache bereite ihm Probleme

Während der japanische Nationalstürmer sich durch starke Leistungen selbst aus der misslichen Lage befreite, war davon bei Cordoba auch gegen Schalke nichts zu sehen. Er kam zwar in aussichtsreiche Torschusspositionen, traf aber nicht. Dennoch mag Ruthenbeck nicht den Stab über ihn brechen. „Jhon ist ein sensibler Junge. Er kann nichts für die 17 Millionen Euro, die er gekostet hat. Er hatte eine schwere Verletzung und macht sich viele Gedanken, warum es nicht funktioniert. Vielleicht ist er auch deshalb etwas gehemmt in seinen Aktionen“, mutmaßte der Trainer.

Probleme bereitet dem Kolumbianer nach wie vor die deutsche Sprache. Obwohl er zwei Jahre lang in Mainz lebte und jetzt ein Dreivierteljahr in Köln zu Hause ist, kann er sich nur auf Spanisch richtig verständigen. „Es ist nicht einfach bei ihm. Es gibt eben diese Sprachbarriere“, bestätigte Ruthenbeck bereits vor einigen Wochen die Problematik, mit der auch er als Trainer zu kämpfen hat. So ist vor allem der Peruaner Claudio Pizarro als Dolmetscher eine Hilfe für den südamerikanischen Kollegen.

Wie es mit Cordoba weitergeht, gilt als offen. Am wahrscheinlichsten schien zunächst, dass er im Abstiegsfall bleibt. Doch in der Vorwoche, nach dem Kölner Gastspiel in Berlin, überraschte Hertha-Trainer Pal Dardai mit einem großen Lob für den erfolglosen Mittelstürmer. „Der setzt seinen Körper perfekt ein, hat unseren Verteidigern jede Menge Probleme bereitet, war an jeder gefährlichen Situation der Kölner beteiligt. Ein unglaublich bulliger und schneller Angreifer“, sagte der Ungar. Das hörte sich nach ernsthaftem Interesse an. Allerdings soll die Ablösesumme stattliche elf Millionen Euro betragen.

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